Corona - Sportvereine der Gemeinde bewerten die Pandemieregelungen sehr unterschiedlich / Massiver Mitgliederschwund ist aber trotz Pause nicht zu erkennen

So bewerten Sportvereine in Brühl die Corona-Regelungen

Von 
Marco Montalbano
Lesedauer: 

Brühl. Zwischen Frustration, Verständnis und Hoffnung pendelt die Stimmung in den Sportvereinen auch in der Hufeisengemeinde. Zuletzt innerhalb von nur wenigen Tagen mehrmals geänderte Bestimmungen machen ihnen zu schaffen. Aber die Corona-Zeit wird zum Teil auch gut genutzt und das Training geht weiter. Wir sprachen mit Vertretern der fünf großen Sportvereine über die Lage.

„Gott sei Dank haben wir noch Ehrenamtliche gewinnen können“, meint beispielsweise der FVB-Vorsitzender Karl-Heinz Knoll und ergänzt: „Der Aufwand durch die Hygieneauflagen ist groß, die mal zu viel, mal zu wenig sind, aber selten passend. Mittlerweile verliert man ein Stück Vertrauen in unser Gesundheitssystem.“ Häufige Regeländerungen seien eine große Herausforderung, erläutert er.

Unterschiedliche Kriterien

Besser wären aus seiner Sicht strengere Maßnahmen zu Beginn gewesen, um die Pandemie „endlich loszubekommen“. Corona-bezogene Austritte gebe es, aber insgesamt sei man mit rund 650 Mitgliedern gut aufgestellt. „Wir halten uns an alle Hygieneregeln vom Fußball-Verband und der Gemeinde, auch wenn die manchmal unterschiedlich sein können. Aber wenn unsere Mannschaften nacheinander spielen, wo soll die Zeit zum Desinfizieren her kommen?“

Mehr zum Thema

Gutachten

Was wirklich vor Corona schützt

Veröffentlicht
Von
Julia Emmrich
Mehr erfahren

Und wie geht’s weiter? „Ansonsten freuen wir uns auf den Umzug in den Sportpark. Die meisten sind geimpft, sodass wir auch unter 2G-Bedingungen einen normalen Betrieb gewährleisten können.“

Kein einziger Corona-Fall bekannt

Helmut Sprengel vom Schwimmverein Hellas meint mit einem Lachen: „Vergangenes Jahr hatten wir mal donnerstags neue Regeln, die bis Samstag galten, dann wurden andere beschlossen und am Sonntag bekannt gegeben, die wir bis Montag umsetzen mussten.“ Viel bräuchte man dazu nicht mehr zu sagen.

Wichtig ist ihm: „Vielen Dank an unsere Gemeinde, dass wir trainieren können, zuerst im Frei- und jetzt im Hallenbad.“ Für die rund 220 Mitglieder gebe es kaum Probleme. „Wir haben zwar 2G umgesetzt, aber mir ist bei uns kein einziger Ansteckungsfall in den vergangenen zwei Jahren bekannt – trotz der 3G-Regel bis dahin. Auch eine Studie belegt ein geringes Ansteckungsrisiko in einer Schwimmhalle.“ Sein Wunsch an die Politik: „Priorisierung der Maßnahmen anhand der realen Risiken. Ich kann nachvollziehen, wie dynamisch die Entwicklung ist. Aber die Förderung der Gesundheit durch Sport so stark einzuschränken? Es sollte wegen der bekannten Risiken mehr auf Eigenverantwortung gesetzt werden.“

SG nutzt die Corona-Zeit

Jürgen Odorfer, Vorsitzender der Sportgemeinde, sagt: „Aktuell ist nur der harte Kern bei uns aktiv. Einige Mitglieder sind schon verängstigt. Austritte hatten wir, wenn, nur aus Alters- und Gesundheitsgründen.“ Die Umsetzung der Hygieneregeln laufe inzwischen reibungslos. „Was ich mir wünsche? Dass sich die Politik mehr auf Ärztegremien beruft und weniger Tierärzte dazu konsultiert.“Damit meint er den Vorsitzenden des Robert-Koch-Instituts. Sein Vorstandskollege Reinhard Baumann ergänzt: „Wir haben die CoronaZeit teilweise gut nutzen können. Der Umbau des Langwaffenstandes soll am kommenden Wochenende beendet sein, die WC-Anlage wurde saniert und die Angler haben gerade ohnehin keine Saison.“ Auch die Hubertusfeier hätte zum Glück noch stattfinden können. „Zwei Tage später wäre das aufgrund geänderter Regeln nicht mehr möglich gewesen“, so der Vorsitzende. Odorfer betont: „Das aktuelle ‚Gebetbuch‘ sind die jeweiligen Corona-Regeln. Man mag davon halten, was man will, kann auch anderer Meinung sein, aber daran halten muss man sich.“

Schnell wechselnde Vorschriften

Uwe Schmitt, Vorsitzender des TVB mit rund 1500 Mitgliedern, sagt: „Bei so schnell wechselnden Regelungen war es schwierig, am Ende überhaupt noch durchzusteigen. Bis jetzt ist 2Gplus der allgemeine Standard und das klappt – bislang. Aber vom Datenschutz her sehe ich das problematisch. Da geht das ganze Erfassen des Impfstatus eigentlich gar nicht.“

Die Hygieneregeln umzusetzen sei zudem sehr aufwendig, meint der TVB-Vorsitzende auf Anfrage unserer Zeitung. Wie die neuen aussehen werden, würde nun mit Spannung im Vorstand erwartet. Von der Politik wünscht sich Uwe Schmitt etwas mehr Spielraum für die Vereine, zeigt aber auch Verständnis: „Es ist schwierig. Man hätte mal lieber konsequent schließen sollen, lieber ist mir, dass die Menschen geschützt werden. Austritte kann man letztlich kompensieren, aber wer tot ist, ist tot.“

Regeln kaum nachvollziehbar

„Die Leute sind etwas angefressen und müde von der Situation. Zum Beispiel galt zuletzt das schärfere 2Gplus auf dem Platz und 2G lediglich im Vereinslokal. Das mutet dann schon etwas seltsam an“, so Hans Hufnagel vom Rohrhofer Sportverein.

„Wie es nun weitergehen wird in unserem Sportbetrieb, hängt von der nächsten Auflage der Corona-Regeln ab. Wir lassen unseren Übungsleitern – im Rahmen der Vorgaben – viel Freiheit. Jeder hat sein eigenes Hygienekonzept erarbeitet. Gerade habe ich per E-Mail angefragt, ob und wenn ja welche Termine sie festgesetzt haben. Danach gehen wir an die Presse.“ Und Hufeisen meint noch bilanzierend: „Unsere Mitgliederzahl um 600 ist stabil. Es gibt kaum Austritte. Findet kein Training statt, fehlt das –– besonders den Kindern. Können sie wieder kommen, dann ist das wie ein Bienenschwarm.“ Von der Politik wünscht er sich mehr Zuverlässigkeit: „Vorgaben, die nach Bekanntgabe auch mal zwei bis drei Wochen gelten. Das wäre gut.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung