Schifffahrt

So ist die Arbeit als Fährmann auf der Brühler Kollerfähre

Ismet Günay erzählt über seinen Alltag als Fährmann und die Folgen der Trockenheit für die Schifffahrt im Rhein. Schon sein Vater war Kapitän und auch er selbst ist auf dem Wasser viel herumgekommen.

Von 
Vincent Kern
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Ismet Günay fährt den Weg zur Kollerinsel und zurück nun schon seit 2008. © Kern

Brühl. Jeden Tag schifft Fährmann Ismet Günay auf die andere Seite des Rheins. Und dann wieder zurück. Und wieder hin. Und wieder zurück. Auf die Frage, ob er die Flüsse nicht lieber längs statt quer bereisen wolle, sagt Günay, das habe er in seinen jüngeren Jahren schon zur Genüge getan.

Da sei er sogar bis nach Afrika und Australien gefahren, mit den ganz großen Pötten. Heute hat er es lieber etwas gemütlicher, tuckert mit seiner Fähre von der Brühler Rheinseite zur Kollerinsel, und zurück.

Schifffahrt liegt ihm in den Genen

„Die Liebe zur See liegt bei uns in der Familie“, sagt Günay, „mein Vater war schon Kapitän, damals noch in der Türkei.“ Als kleiner Junge sei er schon bei ihm mitgefahren, wurde dann als Matrose auf Containerschiffen angeheuert, machte 1992 selbst sein Patent zum Kapitän und war seitdem in diversen Gewässern unterwegs. Auch Günays Sohn Tolga Mustroph hat sein Leben der Schifffahrt verschrieben, er gründete sogar seine eigene Firma mit dem Namen „Schifffahrt Mustroph“.

Die Firma transportiert hauptsächlich Güter und verleiht Personal, unter anderem auch an die Fähre auf der Ismet Günay arbeitet. Sein Vater ist stolz: „Tolga wollte schon immer eine eigene Firma gründen, für mich war das aber nie realistisch. Nun hat er es aber doch geschafft und das finde ich wirklich toll.“

Der Rhein, auf dem sich Günays zweite Heimat täglich bewegt, hat dieses Jahr so wenig Wasser wie schon seit Jahren nicht mehr. „Wir nehmen immer den Pegelstand von Speyer als Anhaltspunkt. Und dieser liegt momentan bei 2,24 Metern – eigentlich sind 3,50 Meter normal“, bestätigt der Fährmann die Ernsthaftigkeit der Lage.

Wie lange die Kollerfähre dieses Jahr noch in Betrieb bleiben kann, ist ungewiss. © Vincent Kern

„Wenn der Pegel in Speyer unter 2,20 Metern liegt, dann müssen wir hier eigentlich unseren Betrieb einstellen“, meint Günay besorgt. Er holt eine Stange von der Reling und zeigt, wie nahe der Schiffsrumpf den Steinen unter der Wasseroberfläche schon ist: „Das kann wirklich gefährlich werden. Wenn die Schiffsschraube an den Steinen hängen bleibt, kann der ganze Antrieb ausfallen. Deswegen kann ich auch schon seit Tagen keine schweren Fahrzeuge mehr transportieren.“ 2021 sah das ganze noch anders aus: Ungefähr im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres war der Wasserstand im Rhein so hoch, dass die Fähre aufgrund von Hochwasser den Betrieb sogar für einige Tage einstellen musste.

Nicht genügend Regen

„Der Pegel in Speyer lag da bei 7,40 Metern. Die ganze Straße stand unter Wasser“, erinnert sich Günay zurück. Das Niedrigwasser dieses Jahr hat vor allem einen Grund: nicht genügend Regen. Und das in ganz Deutschland. Wetterdienste berichten sogar von weniger Regenfall als im Dürrejahr 2018: Gerade einmal 35 Liter pro Quadratmeter kamen im Juli im deutschlandweiten Durchschnitt vom Himmel. Das ist nur etwas mehr als ein Drittel von dem, was ein durchschnittlicher Juli in den vergangenen 30 Jahren mit sich brachte.

Die Resultate sind fatal: Nicht nur dass Güterschiffe in deutschen Flüssen, nach Aussage Günays nur noch 40 Prozent von ihrer sonstigen Ladekapazität tragen können und dadurch unter anderem der Rhein mit deutlich mehr Güterschiffen als sonst überschwemmt wird, sondern auch dass Waldbrände in der ganzen Bundesrepublik an der Tagesordnung sind, bereitet große Sorge.

Solange der Speyerer Pegelstand noch über 2,20 Metern bleibt, fährt Günay weiter. „Der Wasserstand kann sich immer unvorhersehbar ändern“, bleibt Günay positiv, „da muss es nur einmal am Bodensee regnen und schon haben wir hier genug Wasser um weiter zu fahren.“

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