Brühl. Aus dem Gang klangen am Vorabend des ersten Advents Lieder ins evangelische Gemeindezentrum hinein und nach draußen in die winterliche Welt rund ums Haus. Die evangelischen Kirchenchöre aus Brühl und Ketsch hatten zum Adventskonzert geladen, sich auf die Fahnen geschrieben auf die Vorweihnachtszeit einzustimmen – was, vorab gesagt, sehr gut gelang. Die Mischung aus Lesungen zum Nachdenken, gemeinsamem Gesang und Chorgesang, dazu Passagen mit den beiden Solisten Josefa Kreimes (Sopran) und Chorleiter Michael Leideritz, durchweg begleitet von Peter Rudolf an Orgel oder Klavier, verliehen der knapp mehr als einen Stunde Konzert eine angenehme Abwechslung.
Schon im Foyer sang der Chor zur Einstimmung die beiden Kanons „Mache dich auf und werde Licht“ und „Die Wurzel Jesse blüht mit Macht“, bevor sich die rund 20 Sängerinnen und Sänger in Nachbarschaft zum Adventskranz positionierten. „Nun kommt der Heiden Heiland“ von Johann Sebastian Bach vermittelte mit seinen dunklen, dramatisch klingenden Sätzen einen Hauch der Dunkelheit, die mit Erscheinen von Jesus verschwunden sein soll. Zeit für Michael Lüderitz die vielen Zuhörer zu begrüßen: „Die Wahrheit über den Advent“ titelt eine Geschichte, die zum Überlegen anregt, vor allem, da sie vom ersten Satz an gelesen eine völlig andere, negative Botschaft hat. Liest man vom letzten zum ersten Satz ergibt sich ein Text voller Hoffnung und Zuversicht. So eingestimmt genossen die Gäste die Chordarbietung „Adventi enek – Veni Emmanuel von Zoltan Kodaly, bei der sich die Stimmen der Sängerinnen und Sänger beeindruckend den Weg durch den Saal im Gemeindezentrum bahnten.
„Macht hoch die Tür“
Langsam vorbereitend auf die Geburt Jesu las Leideritz die Geschichte von Maria vor, als ihr der Engel Gabriel verkündete, dass sie Gottes Sohn zur Welt bringen werde. „Macht hoch die Tür“ wurde danach von allen Anwesenden gesungen. Aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach sang Bariton Michael Leideritz „Bereite Dich Zion“, was im leicht zugigen Raum doch hörbar Wärme vermittelte. Josefa Kreimes verlieh dem „Magnificat“ von William Harris Strahlkraft und in drei weiteren Soli lieferte sie einen eindrucksvollen Beweis ihrer Stimmbrillanz. Als ganz besondere Lied für Michael Leideritz hatte es „Willst du wieder zu uns kommen“ ins Konzertprogramm geschafft: „Es wurde mir einmal geschenkt und nach mehreren Umzügen habe ich es wieder gefunden“, schilderte er, dass er sich den Titel immer als „Willst du wirklich wiederkommen“ falsch behalten habe. Allerdings hätte der falsche Titel Strahlkraft angesichts der derzeitigen Situation auf der Welt, dass man tatsächlich fragen könne, ob Gott wirklich wieder zur Erde kommen wolle, interpretierte er, bevor der Chor das Lied sang.
Als weitere Lesung hatte Leideritz den Dezember-Psalm des Kleinkünstlers und evangelischen Dichters Hanns Dieter Hüsch ausgewählt: „Mit fester Freude lauf ich durch die Gegend, mal durch die Stadt, mal meinen Fluss entlang. Jesus kommt. Der Freund der Kinder und der Tiere. Ich gehe völlig anders, ich grüße freundlich, möchte alle Welt berühren. Mach dich fein. Jesus kommt. Schmück dein Gesicht, schmücke dein Haus und deinen Garten. Mein Herz schlägt ungemein, macht Sprünge. Mein Auge lacht und färbt sich voll mit Glück. Jesus kommt. Alles wird gut“, las der Chorleiter vor.
Stimmungsgeladen endete das kleine, feine Konzert vorm ersten Advent mit dem gemeinsam gesungenen „Tochter Zion“ vielen guten Wünschen für die Adventszeit, Weihnachten und einen angenehmen Jahreswechsel.
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