Brühl. Wer sie kennt, kennt auch ihre Fotokamera. Denn Rita Weis scheint nicht nur tief mit dem Sujet Fotografie verbunden, sondern sie lebt mit ihrer Kamera ein ganz eigenes Leben. Eine Synergie, die sich in ihren Fotografien widerspiegelt.
Genau 54 von diesen Aufnahmen hat sie jetzt in den Fluren des Rathauses verteilt. Die Galerie des Verwaltungsgebäudes hat damit einen neuen Künstler in die Präsentationsreihe aufgenommen. Noch bis Ende November wird die Ausstellung „Fundstücke und andere Sehenswürdigkeiten“ dort zu sehen sein.
„Aufmerksam, mit offenen Augen, geht sie durch ihre Welt und hält Momente, Aus-, An- und Einblicke mit ihrem zusätzlichen Auge, der Kamera, fest“, betonte Magdalena Hochgesang. Die Künstlerin aus Mutterstadt hatte die Laudatio ersonnen und führte tief hinein in die Welt der Rita Weis, die nicht nur Architektur, Graffiti, Sehenswürdigkeiten ablichtet. Es gelinge Weis dabei, einzelne Momente, das Zufällige, das, was jedem eine andere Bedeutung aufzwingt, zu entdecken. „Stinknormales wird hier zum Besonderen, weil wir es mit Ritas Augen sehen dürfen. Vielleicht hätten wir die Situation, die Szene verpasst. Durch ihre Fotografie und Bildbearbeitung teilt sie nicht nur ihre Entdeckungen mit uns, sie lässt uns auch mit ihren Augen und ihren Emotionen sehen“, erläuterte Magdalena Hochgesang.
Keine Wiedergabe der Realität
Rita Weis, die sich gemeinsam mit vielen Gästen im Ratssaal zur Vernissage eingefunden hatte, blickte während dieser Worte um sich und lächelte tief in sich hinein. Sie ist eben die Frau hinter der Kamera, nicht jene, die das Blitzlichtgewitter sucht. Als Lehrerin an der Ketscher Neurottschule gibt sie ihr Wissen weiter, ist Kulturbeauftragte und Multimedia-Beraterin. Und auch für Erwachsene hat sie den Willen, ihnen Wissen zu schenken, umgesetzt: Sie arbeitet als Dozentin für Fotografie in der Abendakademie Mannheim.
Sehr freute sie sich, wie sie betonte, dass sie es „endlich“ in die Rathausgalerie geschafft habe. Nach Einzelausstellungen in Ketsch und Heddesheim sowie verschiedenen Gemeinschaftsausstellungen ist dies nun ihre dritte, individuelle Präsentation. „Fundstücke und andere Sehenswürdigkeiten“ nennt Weis ihre Ausstellung, die bis Freitag, 30. November, die Flure des Rathauses schmückt.
Die Bilder der Fotografin und Kunstpädagogin lassen den Zuschauer Zeuge werden beim Auffangen ungewöhnlicher Momente, von Orten und von Dingen, die „am Wegrand“ liegen. Dabei heißt es: Wahrnehmen, Anhalten, Hinschauen.
Der Moment, an dem der Auslöser an der Kamera gedrückt wird, unterliegt bereits dem natürlich Vergänglichen. Was bleibt, das sind Bilder. Die Aufnahmen von Rita Weis zeigen einfach „Fundstücke“. Sie zeigt, was sie kann. „Ich male das, was ich nicht fotografieren kann. Ich fotografiere das, was ich nicht malen will. Ich male das Unsichtbare, ich fotografiere das Sichtbare“, zitierte sie ihr Leitmotiv.
Und sie erzählte vom Ritual, den Auslöser zu betätigen und danach zu strukturieren, zu ergänzen, zu defragmentieren, Collagen zu fertigen und Werkzeuge für die Bearbeitung ihrer Bilder zu nutzen. Digitale Kunst entsteht so, die Maus wird zum virtuellen Pinsel. Auch die Frage nach dem richtigen Bildträger ist für sie wichtig: Hochwertiges Fotopapier? Holz? Aluminiumplatten? Kunststoff? Wie auch immer sie gestaltet, ihre Kunst bleibt exklusiv: Jeweils gerade fünf Abzüge pro Bild entstehen.
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