Brühl. Sicherlich werden sich die Brühler beim Rückblick auf das vergangene Jahr an die Aufsehen erregende Reihe von Bränden erinnern, die die Hufeisengemeinde im Sommer in Atem hielt. Obwohl die Ermittler des Polizeipostens Brühl die Brandstifter schnell ermittelten, legten diese 17 Feuer, bevor sie festgenommen, überführt und inzwischen auch verurteilt werden konnten. Auch eine Häufung von Sachbeschädigungen an Fahrzeugreifen war zu verzeichnen, bei denen die Polizei umfangreich gegen einen weiterhin unbekannten Täter ermittelte. Neben diesen Besonderheiten erfreute es aber, dass die Anzahl der Wohnungseinbrüche weiter auf niedrigem Niveau verblieb, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeindeverwaltung zur Polizeistatistik in der Hufeisengemeinde.
Im Sicherheitsgespräch mit Bürgermeister Dr. Ralf Göck hatte Polizeirat Elmar Hörscher, Leiter des Polizeireviers Mannheim-Neckarau, erläutert, dass solche ungewöhnlichen Serien von Straftaten einzelner Delinquenten im Jahr 2018 auch die polizeiliche Kriminalstatistik beeinflusst hätten. Der dadurch maßgeblich mitverursachte Anstieg der Straftaten auf 594 Fälle betrug im Vorjahresvergleich 23 Prozent, das ist knapp ein Viertel und damit durchaus rekordverdächtig. „Letztlich geht es uns aber nicht um Statistik, sondern um schnelle und effektive Aufklärung von gefährlichen Straftaten“, so Hörscher mit Blick auf die erfolgreichen Ermittlungen seiner Kollegen vom Polizeiposten Brühl bei der Brandlegeserie.
„Immer wieder spielen auch veränderte Tatgelegenheiten eine Rolle, wenn es statistisch gesehen nach oben oder nach unten geht“, ergänzt Hauptkommissar Alfred Bauer, Leiter des Polizeipostens Brühl, in Anspielung auf einen deutlichen Anstieg beim Tankbetrug. Der objektivierende Blick auf den Fünfjahresschnitt lohne sich da, gerade vor dem Hintergrund des Fünfjahrestiefs im Vorjahr (484 Straftaten). Denn in Anbetracht der durchschnittlich 599 Straftaten in den letzten fünf Jahren zeige sich, dass die Kriminalität auf einem niedrigen Niveau verblieben und in einzelnen Bereichen gar zurückgegangen sei.
Einbruch verletzt die Integrität
So stagnierte auch die Anzahl der Wohnungseinbrüche mit zwölf Fällen auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Hiervon blieben vier im Versuchsstadium stecken und es kam gar nicht zum Eindringen der Diebe. Darin dürften sich unter anderem die intensiven Bemühungen der Polizei im repressiven aber auch im kriminalpräventiven Bereich widerspiegeln, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde. Trotzdem verletze keine Straftat die Integrität der Bewohner so sehr wie der Einbruch, weshalb dessen Bekämpfung im ersten Quartal des laufenden Jahres als Schwerpunktthema bereits fortgesetzt wurde. „Sicherlich hat zum Wandel im Einbruchgeschehen auch die Eigeninitiative der Menschen beigetragen, die ihr Eigenheim immer besser mit technischen Möglichkeiten sichern“, lobt Göck.
Im Bereich der Diebstahlsdelikte, die den zahlenmäßigen Schwerpunkt darstellen, war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Mit 199 Fällen reduzierte sich die Diebstahlkriminalität um rund 12 Prozent. Dies war auch auf die gesunkene Anzahl von Trick- und Taschendiebstählen zurückzuführen, die als sozialschädliches Delikt und mit hohen Schadenssummen beziehungsweise erheblichem Wiederbeschaffungsaufwand eingedämmt werden müssen. Daneben ging die Anzahl der Ladendiebstähle zurück und es wurden weniger geparkte Kraftfahrzeuge aufgebrochen als 2017.
Dass selbst die Rauschgiftdelikte auf 22 zurückgegangen sind, möchten die Polizeibeamten nicht als Problemlösung darstellen. Oftmals verberge sich dahinter nur eine räumliche Verdrängung. Dennoch scheine der öffentliche Raum tatsächlich recht ungefährlich zu sein – mit 17 Aggressionsdelikten spiele Gewalt kaum eine Rolle, so der Bericht.
Ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen war bei den Betrugsdelikten zu verzeichnen – 73 erfasste Fälle (Vorjahr: 43). Dies war maßgeblich auf eine Vielzahl von speziellen Taten an bestimmten Örtlichkeiten zurückzuführen. In 21 Fällen wurde in Brühl getankt, ohne für den Treibstoff zu bezahlen, was als „Tankbetrug“ verbucht wird. Hier liege oft beim Tankstellenbetreiber viel Verantwortung für das Thema Prävention durch Personal oder Technik, sind sich Elmar Hörscher und Alfred Bauer einig.
Sachbeschädigungen an Autos
Der überproportionale Anstieg von Sachbeschädigungen von 56 auf 115 Taten war insbesondere zwei einzelnen Straftatenserien geschuldet. In insgesamt 42 Fällen hatten unbekannte Täter Reifen von abgestellten Wagen zerstochen. Dies führte im Bereich der Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen zu einer Summe von 82 Straftaten (Vorjahr: 34).
Rund die Hälfte aller Taten im vergangenen Jahr konnte aufgeklärt werden. 2018 wurden insgesamt 237 Tatverdächtige ermittelt, wobei ein und derselbe Täter auch mehrfach gezählt wird, wenn er verschiedene Straftaten begangen hat. Etwa zwei Drittel der Tatverdächtigen waren männlich, ein Viertel hatte keine deutsche sondern eine ausländische Staatsbürgerschaft. 41 Tatverdächtige waren dabei unter 21 Jahren, darunter 22 Jugendliche und elf Kinder.
Ende 2018 wurde ein engagierter Beamter vom Polizeiposten Brühl bei Fortbildungen auf die Jugendsachbearbeitung spezialisiert. Bislang wurde diese Aufgabe andernorts wahrgenommen. „Künftig wird sich in Brühl Polizeikommissar Gerd Amman mit Fragen rund um die Kinder- und Jugenddelinquenz befassen und vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung stehen können“, verkündet Hörscher beim Gespräch.
Um die Kriminalitätslage zuverlässig bewerten zu können, sollte man sein Augenmerk auf die sogenannte Häufigkeitszahl legen, raten die Experten der Polizei. In dieser kommt die statistische Gefahr zum Ausdruck, in einem bestimmten Gebiet Opfer einer Straftat zu werden. Hierzu wird das kriminelle Geschehen auf 100 000 Einwohner hochgerechnet. 2018 belief sich diese Zahl für Brühl auf 4164 Straftaten. Damit ist die Gefahr, in Brühl Opfer einer Straftat zu werden geringer als im Stadtgebiet Mannheim (10 818) oder im Rhein-Neckar-Kreis (4392).
Göck brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass der hohe Lebenskomfort in der Gemeinde keine strukturellen Einbußen durch Kriminalität erfahren habe: „Das zeigt wie erwartet auch, dass unsere Gemeinschaft hier gut funktioniert, weil unsere Bürger in der Regel vernünftig miteinander umgehen.“
21 Unfälle mehr
286 Verkehrsunfälle wurden registriert und damit insgesamt 21 mehr als im Vorjahr – es kam kein Mensch ums Leben. Bei 136 Unfällen war kein bedeutender Sachschaden zu verzeichnen. 27 Verkehrsteilnehmer wurden leicht, vier schwer verletzt.
Mit 110 angezeigten Verkehrsunfallfluchten verzeichnete diese Verkehrsstraftat erneut einen Zuwachs um 28 Fälle. Hier ist die Polizei generell auf die Beobachtungen von Zeugen angewiesen und bittet angesichts der teils hohen Sachschäden um Mitteilung, heißt es abschließend im Bericht der Gemeinde. zg
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