"Aktion 60plus" - Francoise Gaillard-Schumacher und Jutta Appel und Horst Zohsel gehen in den "Ruhestand" / Kindern mit Lernschwierigkeiten beigestanden / Diskussion über komplexe Themen

Vertrauen, Abschied und tief empfundene Dankbarkeit

Von 
Maria Herlo
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Zum Abschied gemeinsam fürs Foto posiert: Gruppensprecher Helmut Mehrer (v. l.), Rektorin Birgit Ric, zwei der "Ruheständler" - Horst Zohsel und Francoise Gaillard-Schumacher - sowie Psychologe Peter Kruse.

© Lenhardt

Brühl. "Abschied" war eines der Stichwörter, die das jüngste Treffen der Gruppe "Aktion 60plus" geprägt haben, "Vertrauen" das andere. Und sie waren fast alle in die Marion-Dönhoff-Realschule gekommen, die Mitglieder der Gruppe, um Abschied zu nehmen von jenen Mitstreitern, die aus persönlichen Gründen die ehrenamtliche Arbeit an der Schule nicht mehr fortsetzen können.

Zur festlichen Atmosphäre trug ein reichlich bestücktes Buffet bei, für das sich Helmut Mehrer, der Sprecher der Gruppe, bei den Mitgliedern und Gastgebern bedankte: "Sie haben sich große Mühe gegeben, den Rahmen der kleinen Feier würdig zu gestalten." Schulsozialarbeiter Sebastian Köppe begrüßte in Vertretung der Schulleitung die Senioren, deren ehrenamtlicher Einsatz für die Schule ein Glücksfall sei, wie er sagte.

Im Großelternalter verfügten die meisten über viel Wissen, über Erfahrungen und nicht zuletzt über Menschenkenntnis, "von denen unsere Schüler, die oft bis zum Abschluss von Ihnen begleitet werden, nur profitieren können". Auch Mehrer würdigte das Engagement der scheidenden Aktiven Francoise Gaillard-Schumacher, Jutta Appel und Horst Zohsel mit einem kleinen Präsent und herzlichen Dankesworten: "Ihre Arbeit war wichtig für jedes einzelne Kind sowie für die Gemeinschaft insgesamt. Gerade in einer so komplexen Welt ist die Vermittlung von Wissen und die individuelle Förderung der Schüler ganz entscheidend für ihre Entwicklung."

Gaillard-Schumacher und Zohsel hoben ihrerseits hervor, wie viel Freude es ihnen all die Jahre gemacht habe, Kindern und Jugendlichen mit Lernschwächen Zutrauen zu sich selbst, zu ihren Fähigkeiten zu vermitteln, sie zu ermutigen, zu fördern und zu stärken. "Ich war die Montagstante für die Schwestern Luzin und Jeva aus Armenien und den Brüdern Kärtan und Wilhem aus Island", erzählte Gaillard-Schumacher, "anfangs hatten sie große Schwierigkeiten, sich zu verständigen. Am Ende des Jahres hat es schon so gut geklappt, dass sie auf eine weiterführende Schule gehen konnten." Auch für Horst Zohsel bedeutete die Arbeit mit den jungen Menschen sehr viel. Die positive Resonanz gab ihm viel von dem zurück, was er in das ehrenamtliche Engagement investiert habe.

Abschied hieß es auch von Rektorin Birgit Ric zu nehmen, die ab kommendem Jahr die Schillerschule verlässt, da sie sich neuen Herausforderungen stellt. Sie kam vorbei, um Konrektorin Dorothea Schmidt-Schulte vorzustellen und der Gruppe 60plus Danke zu sagen für deren außergewöhnliche Leistung. "Sie sind aus unserem Schulalltag nicht mehr wegzudenken", sagte sie, "und ergänzen die Arbeit der Lehrer, indem sie den Schülern das geben, wofür ihnen oft keine Zeit bleibt: individuelle Aufmerksamkeit." An Helmut Mehrer gewandt fügte sie hinzu: "Sie sind der Ruhepol an unserer Schule und ein Mensch, den ich sehr bewundere", ein Zeichen der Wertschätzung, die auf Gegenseitigkeit beruhe. Denn Mehrer hob die gute Zusammenarbeit mit der Schulleitung hervor, die stets die Gruppe vorbildlich unterstützt habe.

Der Heidelberger Psychologe und Theologe Peter Kruse wurde im Anschluss eingeladen, das Thema "Vertrauen" zur Diskussion zu stellen. Schon gleich zu Beginn zeigte er, was guten Unterricht und einen guten Pädagogen ausmacht: Er verteilte an die Runde Zettel, auf denen Sätze zum Begriff "Vertrauen" notiert waren, wie zum Beispiel "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", "Vertrauen ist der soziale Klebstoff einer Gemeinschaft" oder "Vertraue mir, sagt der Wolf zum Rotkäppchen: So geht's", zu denen jeder Einzelne etwas sagen sollte. So schaffte er es, die Teilnehmer zu aktivieren und ihr Interesse zu wecken, und dies mit verblüffendem Ergebnis: Die klugen Beiträge zeigten auf, wie komplex das Thema ist und wie differenziert die Herangehensweise.

Ärzte und Polizei ganz oben

Ohne ein gewisses Maß an Vertrauen könnten weder gesellschaftliche noch private Beziehungen Bestand haben, lautete eine der Schlussfolgerungen, andererseits jedoch dürfe es kein blindes, sondern nur ein hellwaches und aufgeklärtes Vertrauen sein. Danach startete Kruse eine Umfrage: "Wem vertrauen Sie am meisten?" Die Ärzte schnitten dabei gut ab, die Polizei und die Bundeswehr. Damit lagen die Teilnehmer der Gruppe sehr nahe am Ergebnis einer Umfrage, die bundesweit durchgeführt wurde.

Freie Autorin

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