Brühl. Auch wenn die Kerwe als größtes Straßenfest der Hufeisengemeinde in diesem Jahr aus den bekannten, der noch nicht überstandenen Pandemiesituation geschuldeten Gründen wieder nicht stattfindet, so sieht es mit dem Brühler Frohsinn anders aus. Am Sonntag trafen sich die Kerweborscht und der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr am Rathaus, um musizierend und singend durch die Straßen zu ziehen. Halt wurde an mehreren Seniorenresidenzen gemacht, sehr zur Freude der Bewohner, die fleißig von den Balkonen und auf den Terrassen mitklatschten und hier und da auch mitsangen.
Als die Beteiligten, zuvorderst Bürgermeister Dr. Ralf Göck und Ordnungsamtschef Jochen Ungerer sowie weitere Honoratioren der Gemeinde, sich auf dem Parkplatz vor dem Rathaus trafen, waren keine langen Gesichter zu sehen, sondern Heiterkeit machte sich schnell breit. Doch: Kerweeröffnung feiern ohne Kerwe? In Brühl kein Problem. Nachdem auch der Letzte eingetroffen war und die Feuerwehr bereitstand, um vorauszufahren, zog man die Hauptstraße entlang.
Der Spielmannszug ließ „Bergvagabunden sind wir“ erklingen und an den Fenstern waren erstaunte Gesichter zu sehen. Doch das Erstaunen wich auch dort einem Lächeln, spätestens wenn die Mitlaufenden ausgiebig winkten. Der erste Stopp lag gar nicht weit entfernt, wobei die ganze Truppe Einzug in die Senioren-Wohnanlage von Triebskorns in der Hauptstraße hielt. Schnell füllten sich die Balkone und zum Teil saß man schon bereit, um zuerst der Kapelle zu lauschen, dann um dem Gesang der Kerweborscht zu folgen, die mit ihren beliebten, humorvollen Liedern „die Kerwe eröffneten“.
Albert Fichtner fidel dabei
„Wenn die Leut‘ auf die Brühler Kerwe gehe“, sangen sie, genau wie „Tu‘ was uff‘ de Teller Marie“ zu den Noten von „Die Capri-Fischer“, wobei Vico Torriani dann eher von der „Bella bella Marie“ sang. Beim „Badener Lied“, gewürzt mit so mancher deftigen Extrazeile, sangen einige mit, und bei einem Gedicht von Gemeinderat und Kerweborscht Wolfram Gothe durfte herzhaft gelacht werden.
Bürgermeister Dr. Ralf Göck hatte zuvor alle herzlich begrüßt und ebenso selbstverständlich gab es Kerwesträußchen für das Revers, nicht nur für den Leiter der Wohnanlage, sondern auch für „Owwerkerweborscht“ Albert Fichtner, der es sich auch mit seinen 92 Jahren nicht hatte nehmen lassen, mit seinem zünftig ausgestatteten dreirädrigen Elektrofahrrad auch an der Veranstaltung teilzunehmen. Danach ging es weiter zum betreuten Seniorenwohnen in der Ahornstraße, zum B+O-Seniorenzentrum und zum Seniorenwohnen am Schütte-Lanz-Park, dem früheren Pro Seniore.
Das Gemeindeoberhaupt sang als „Ehrenkerweborscht“ fleißig mit und freute sich: „Toll, dass das stattfinden kann, vor allem mit Musik. Denn der Spielmannszug hatte seit eineinhalb Jahren nicht mehr gespielt. Es ist sehr schade, dass keine Kerwe stattfinden kann, aber gute Laune gibt es trotzdem.“ Und auch das kräftige Mitsingen war für Dr. Ralf Göck dank jahrelanger Kirchenchorerfahrung kein Problem.
Auch Albert Fichtner, den alle nur liebevoll „AlFi“ nennen, sang bei den Liedern nach Kräften mit, wunderte sich aber: „Ich bin mit meinem Rad um 11 Uhr durch Brühl gefahren und habe wie wild geklingelt, aber so ruhig und lahm habe ich die Stadt noch nie erlebt. Schade, aber eventuell finden die Leute ihre gute Laune bald wieder und vielleicht können wir ja dazu beitragen.“ mon
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