Brühl. Begleitet von strahlend schönem Sommerwetter zogen die Kinder der Rohrhofer Kindergärten und der Schillerschule gestern gemeinsam mit dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr, den „Hoggema Ringdeifel“, den „Rohrhöfer Göggeln“ und den Brühler „Kollerkrotten“ mit deren jeweiligen Lieblichkeiten durch die Straßen des nördlichen Ortsteils, um offiziell der Wintersaison in der Hufeisengemeinde der Garaus zu machen.
Dazu gehört traditionell auch, den Schneemann als Sinnbild der kalten Jahreszeit auf dem Platz beim Verein der Hundefreunde im Hanfäckergebiet zu verbrennen und damit einen Schlussstrich unter Kälte, Eis und Schnee zu ziehen. Das Wetter scheint ja bereits im Vorfeld davon überzeugt zu sein, dass Frühjahr ist – zumindest sorgt das herrliche Sonnenwetter seit Tagen für Frühlingsgefühle.
Schmetterling, Schaf und Gärtner
Verkleidet als bunte Schmetterlinge, Schafe und Gärtner begrüßten die Kinder gestern beim Sommertagszug die warme Jahreszeit. Dazu zogen sie, begleitet von Eltern, Großeltern und Freunden, von der Kaiserstraße aus durch die Bismarck-, die Rheinauer, die Lessing- und Lindenstraße über den Promenadenweg und die Hanfäcker zum Parkplatz des Vereins der Hundefreunde Rohrhof.
Die Kinder präsentierten sich so in einer bunten Parade und verkündet den Bewohnern, dass der Winter nun wirklich ein Ende hat. Dazu beklebten sie auch Holzstöcke mit farbigem Papier und steckten auf die Spitze süße Hefebrezeln, die sogenannte Sommertagsbrezel, oft auch noch ein ausgeblasenes Ei.
Der Sommertagszug ist ein Brauchtumsfest, dass es so nur in der Kurpfalz, höchstens noch in den angrenzenden Gebieten gibt. Der Hintergrund, die Vertreibung des Winters, dürfte wohl heidnischen Ursprungs sein. Mit ihren fantasievollen Kostümen stellten die Kinder gestern also einmal mehr beim Umzug den Kampf des Winters mit dem Sommer, damit den des Bösen mit dem Guten, dar.
Es bleibt nur noch die Erinnerung
Den Winter, den haben die Organisatoren des Sommertagszugs, die „Rohrhöfer Göggel“, denn auch symbolisch gleich im Gepäck: ein großer, dicker Schneemann, der diesen Tag nicht überleben soll. „Der ist für die Kinder natürlich das Highlight“, wissen die Organisatoren des Sommertagszuges, die Aktiven der „Rohrhöfer Göggel“.
Und so sahen am Schlusspunkt der fröhlichen Parade die gut 200 Jungen und Mädchen begeistert zu, wie dieser Schneemann in Flammen aufging und die Sonne, wie durch Zufall, auf einmal ein kleines bisschen kräftiger schien.
Die Kinder hatten sich gerade erst versammelt, schon ging der schneeweiße Geselle mit seinem Zylinder in Flammen auf. Wenige Minuten später war sein Körper bereits ein einziges Häufchen Asche. Nur der Kopf hielt wacker stand. Der übergroße Schneemann hatte nur noch kurz ein Lachen im Gesicht, angefacht vom leichten Wind, fraßen sich die Flammen durch Leinenstoff und Stroh. „Ich gehe erst heim, wenn der Winter ganz verbrannt ist“, sagt die vierjährige Liv und beobachtet mit den anderen Kindern, wie er schließlich komplett in sich zusammenfällt – und vom Winter nichts mehr übrig ist, bis auf die Erinnerung. Dafür gibt es Applaus, Kaffee und leckeren Kuchen, den die Eltern der Kindergärten gestiftet hatten. Der Erlös aus diesem Verkauf wird schon bald an alle beteiligten Einrichtungen überreicht.
Während die beiden Musikgruppen mit einem kleinen Platzkonzert und flotten Liedern für gute Stimmung sorgten, konnten Kinder und Eltern beim Hundeverein auch die süßen Brezeln genießen, die traditionell immernach dem Umzug verteilt werden.
„Ich fand es schön, als der Schneemann gebrannt hat.“, erzählte die fünfjährige Emma im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch die sechsjährige Emilia fand den Umzug spaßig. Ihr originelles Schafskostüm hat sie in ihrem Kindergarten selbst gebastelt, wie sie betont. So war der Sommertagsumzug Dank des hervorragenden Wetters einmal mehr gut besucht und ein voller Erfolg, urteilen nicht nur die Veranstalter.
Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de
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