BRÜHL/Ketsch. Nach 23 Jahren als Pfarrer hielt Georg Spreitzer am Wochenende in der Schutzengelkirche seinen letzten Gottesdienst und verabschiedete sich aus der Seelsorgeeinheit Brühl/Ketsch. Im Oktober 2007 war er als Kooperator in die beiden Pfarrgemeinden gekommen. Nach fünf Jahren hat er sich nun entschlossen, in den Ruhestand zu gehen, da er aufgrund seiner schweren und langwierigen Erkrankung sein Amt nicht so ausfüllen konnte, wie er es sich wünschte. Ende Mai wird Spreitzer nach Zagreb zurückkehren, wo er 1987 die Priesterweihe empfing. Dort wird er im von den Barmherzigen Schwestern geführten Priesteraltenheim wohnen.
Mit Schola und Ministranten
Viele Gläubige waren zum Abschiedsgottesdienst gekommen, der auf Wunsch von Pfarrer Spreitzer von der Schola und zahlreichen Ministranten mitgestaltet wurde. Der Leiter der Seelsorgeeinheit Pfarrer Walter Sauer wandte sich am Anfang der Messfeier direkt an seinen scheidenden Kollegen: "Heute wollen wir Gott Dank sagen, für alles, was du den Menschen geschenkt hast. Wir wollen ihn bitten, dass er dich begleitet in eine gute Zukunft."
Der Abschied fällt schwer
Dieser nach vorne gerichtete Blick auf die Zukunft zog sich wie ein roter Faden durch den Gottesdienst. So fand er sich auch in der Auslegung des Johannesevangeliums wieder. In der Geschichte von der Ehebrecherin sah Spreitzer einen Beweis dafür, dass Jesus die Menschen nicht nach ihrer Vergangenheit be- oder gar verurteilt, sondern ihnen immer wieder eine neue Zukunft eröffnet. Im Schlussgebet griff er diesen Gedanken noch einmal mit den Worten auf: "Schaut nicht auf das, was war. Unser Gott ist ein Gott der Zukunft." Doch trotz des positiven Blicks in die Zukunft falle es ihm schwer, Abschied zu nehmen, da er sich sehr wohlgefühlt habe.
Im Anschluss ergriff Pfarrgemeinderatsvorsitzende Marianne Faulhaber das Wort, um sich von dem Pfarrer zu verabschieden. Sie erinnerte an die Gottesdienste, die er gefeiert hatte, insbesondere die vielen eindrücklichen Predigten. "Auf Ihre eigene Weise haben Sie uns das Wort Gottes verkündet und die Botschaft Jesu ins Leben übersetzt." Gerade die Auslegung des Evangeliums war Spreitzer ein besonderes Anliegen. "Ich habe immer viel Zeit auf die Vorbereitung verwendet", erzählte er unserer Zeitung. "Einmal hatte ich keine Zeit und habe lieber die Predigt ausfallen lassen, als nur leere Worte von mir zu geben."
Diese Hingabe spürten auch die Gottesdienstbesucher immer wieder. "Es waren sehr gute und erfrischende Predigten", erinnerte sich Peter Schäfer. "Man merkte, dass er sich mit dem jeweiligen Thema intensiv auseinandergesetzt hat." Patrizia Lahres, Leiterin der Ketscher Ministranten, stimmte dem zu. "Mit seinen Predigten hat er auch uns junge Leute erreicht."
Beim anschließenden Empfang im Pfarrzentrum überreichte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Faulhaber ihm einen Präsentkorb mit Kirchenwein und ein Fotobuch als Erinnerung an die Zeit in Brühl und Ketsch. Die hauptamtlichen Mitarbeiter und die Ministranten hatten ebenfalls Abschiedspräsente mitgebracht - Tee, Bücher und Musik sollen Spreitzer in Kroatien Freude bereiten.
Gegenseitiges Verständnis
Auch sein evangelischer Kollege aus Brühl, Pfarrer Andreas Maier, richtete einige Worte an ihn und bedankte sich für die gute ökumenische Zusammenarbeit, die von großem Respekt und gegenseitigem Verständnis geprägt gewesen sei.
Viele nutzten die Gelegenheit, sich von Pfarrer Spreitzer zu verabschieden. "Es ist schade, dass er geht", sagte Ursula Kuhn. "Seine Art die Eucharistie zu feiern, hat mich sehr angesprochen." "Er hat einige alte Traditionen wiederbelebt, das hat mir sehr gefallen", so Maria Becker vom Altenwerk. Gemeindeassistent Dominik Gehringer wird besonders die Gespräche mit Georg Spreitzer vermissen. "Ich habe den theologischen Austausch mit ihm sehr geschätzt."
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-zukunft-in-kroatien-gestalten-_arid,447479.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html