Eppelheim. Schon vor über einem Jahr hätten in der Rudolf-Wild-Halle französische Chansons und Jazzklassiker erklingen sollen. Aber nachdem Corona dem zuerst einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, klappte es vergangene Woche doch, sodass „Brigithe & Taxi Bleu“ die begeisterten Zuschauer auf eine lustvolle musikalische Reise zwischen dem Paris von Édith Piaf, dem New York der 1950er Jahre von Shirley Bassey und Billie Holiday und dem Berlin der 1940er Jahre von Marlene Dietrich mitnehmen konnten.
Das Foyer der Rudolf-Wild-Halle war fast voll besetzt, als Schlagzeuger Wolfgang Disch, Kontrabassist Christian Spohn und Pianist Oliver Taupp die Bühne in der besonders intimen Atmosphäre des Vorraums betraten. Gespannt wartete das Publikum mit einem Glas Sekt in der Hand auf den Start. Und das Trio von „Taxi Bleu“ heizte den Anwesenden kräftig jazzend ein, wobei nicht nur die Füße begannen, im Takt mitzuwippen, sondern auch ein kräftiges Drummer-Solo dem Publikum mitten im Stück einen Extra-Applaus entlockte.
Im eleganten „kleine Schwarzen“ betrat danach Sängerin Brigithe die Bühne und begann ihren Auftritt mit englischsprachigen Titeln. So wurde zum Jazzstandard „Blue Moon“ aus der Feder von Komponist Richard Rodgers und Texter Lorenz Hart fleißig im Takt von allen mitgeschnippt. Sogleich ging die Reise weiter nach Paris und auch die Stimme von Brigithe, die ihre Lieder mit Leib und Seele vortrug, schien um zwei Stufen rauchiger zu werden, passend zum Piaf-Klassiker „Padam, Padam“. Nun sang das Publikum mit und genoss danach viele weitere Piaf-Chansons, wie „Mon Manège a Moi“ oder „La Vie en Rose“.
Eigene Interpretation
Auch Songs von Billie Holiday und Shirley Basseys unvergessenes Stück „Fever“ standen auf dem Programm. Sympathisch und energiegeladen tanzte Brigithe elegant, scherzte mit ihren Musikern und dem Publikum und übertrug dabei ihre Begeisterung und Leidenschaft nicht nur musikalisch auf die Anwesenden. Auch, wenn die Künstlerin sich stimmlich durchaus mit Piaf und den anderen Sängerinnen auf einem Level bewegt, erstaunte immer wieder die ganz eigene Interpretation bekannter Klassiker, die, obwohl anders, sich ganz im Sinne des Originals bewegten. Zu Lale Andersens und durch Marlene Dietrich weltberühmt gewordenen Titel „Lili Marleen“ und zu „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, bewegte sich die Sängerin besonders gekonnt und verführerisch – wie der kühle blonde Weltstar von einst sie so für einen Moment wieder auferstehen zu lassen.
Das Publikum honorierte den Auftritt von „Brigithe“, alias Brigitte Reiter und ihrem Trio „Taxi Bleu“ mit tosendem Applaus und entließ die vier nicht ohne mehrere Zugaben von der Bühne, die beim letzten Stück mit ihrer Interpretation von Nat King Coles „Unforgettable“ den Zuschauern sicher aus den Herzen sprach. Denn genauso wie die besungene, große Liebe mag dieser Abend vielen sicher als unvergesslich in Erinnerung bleiben.
Die Eppelheimer Seniorin Anna Pitronik sprang sogar spontan auf, um der vorbeigehenden Brigithe ein lautstarkes „großartig!“ zuzurufen, während ihr Mann Franz, stolze 90 „Lenze“ alt (wir berichteten), schelmisch meinte: „Wie kommen Sie dazu, alle Lieblingslieder aus meiner Jugend zu singen?“ um sie und die Musiker dann ebenfalls zu beglückwünschen. Auch Zuschauerin Uschi Weinert war hellauf begeistert: „Ich bin eher spontan vorbei gekommen und fand es einfach spitze, besonders die französischen Lieder. Man dachte wirklich, da steht Édith Piaf auf der Bühne.“ Zufrieden zeigte sich auch Svenja Anwand vom Veranstaltungsmanagement der Stadt: „Nachdem es sich bei dem Auftritt um eine unserer ‚Corona-Verschiebungen‘ gehandelt hat, freuen wir uns natürlich, dass der Auftritt jetzt endlich stattfinden konnte“, und ergänzte: „Es war ein sehr schöner, entspannter und ebenso anregender Abend.“
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