Icehouse

Eishalle in Eppelheim ist zwei Jahre älter als gedacht

Das "Icehouse" ist tatsächlich älter als die aktuellen Vereinsverantwortlichen bisher dachten. Mitch Wagner, ein Gründungsmitglied der Eisbären, erzählt - und berichtet über neue, teils schon fast vergessene Details aus den Anfangsjahren der Eisbären.

Von 
Svea Thüning
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Betreuer Eric Smith (l.) und Trainer Maik Weber (r.) mit dem Eisbären-Team der Saison 1982/1983. Wagner (obere Reihe, 4. v. l.) trägt bereits das „C“ des Captains. © Michael Wagner

Eppelheim. Seit Jahren besuchen Menschen aus Eppelheim und Umgebung das Icehouse, um Schlittschuhlaufen zu gehen. Neulich wurde sogar das 40-Jahre-Jubiläum der Halle gefeiert (wir berichteten). Allerdings meldete sich nun Leser Mitch Wagner und machte darauf aufmerksam, dass das Eishaus eigentlich älter sei. Genau genommen ganze zwei Jahre. Wagner kontaktierte sogar den Bauherrn Rüdiger Fieser, der ihm bestätigte, dass es die Eishalle schon seit 1980 und nicht wie vom Verein gedacht, seit 1982 gibt. Wagner war damals zusammen mit seinem Freund Ferdinand Giese Eismeister in der Eppelheimer Halle.

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Mit Christian Schenk und Heiko Butteweg arbeiteten die Jugendlichen neben ihrer Ausbildung im Icehouse. Unter anderem waren alle vier Disk Jockeys und unterhielten Besucher der Eisdisco mit beliebten Songs. „Je flotter, desto schneller sind die Gäste gefahren“, erinnert sich Wagner in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Besonders an der Eishalle waren die eingebauten Lichteffekte, die damals einzigartig in Deutschland gewesen seien. Zur Sommerzeit wurde umgestellt auf eine Rollschuhbahn, auf der Aerobic und Square Dance ausgeübt wurde. Der damalige Erfolg – vor allem während der Sommerzeit – sei zum Teil dem US-Militär zu verdanken, das in Heidelberg stationiert und den Rollschuhhype in den USA gewohnt war.

Anfang der 80er Jahre ist Mitch Wagner Captain der Eppelheimer Eisbären. © Michael Wagner

Mitch Wagner erinnert sich an die Eröffnung der Eishalle mit hunderten Besuchern besonders gut, denn ein außergewöhnliches Ereignis lässt den Tag nicht ins Vergessen geraten: „Unsere Eisaufbereitungsmaschine ist damals steckengeblieben. Das war uns ziemlich peinlich, ist danach aber nie wieder passiert“, erzählt er. Grund für diesen einmaligen Fauxpas war eine falsche Einstellung des Messers. Der ehemalige Eismeister weiß außerdem, dass das Restaurant der Eishalle früher „Zum Schlittschuh“ und der Kiosk „Pistenbar“ hieß. Es sei sogar möglich gewesen, dort Pac-Man zu spielen – sehr typisch für diese Zeit.

600 Zuschauer beim ersten Spiel der Eisären Eppelheim

Heute wird die Eishalle meist mit Eishockey in Verbindung gebracht. Tatsächlich war das Icehouse in den Anfängen nur für den öffentlichen Schlittschuhlauf gebaut worden. „Es hat einfach noch niemand an Hockey gedacht. Später ist uns aufgefallen, dass die Halle zufälligerweise die Normgröße eines Eishockeyfeldes hat“, erläutert Mitch Wagner. Etwa ein Jahr nach Eröffnung sei den Jugendlichen die Idee gekommen, Eishockey zu spielen. Das Problem war nur, dass der damalige Leiter die Halle nur nach dem öffentlichen Betrieb bereitstellte. Das hieß für die jungen Eishockeybegeisterten, die Eishalle ab 22.30 Uhr zu reservieren – für viel Geld. Doch das hielt sie nicht von ihrer Idee ab: Sie begannen den Aufbau einer Eishockeymannschaft.

Chaotische Zustände: 1981, als es noch keine Umkleidekabine oder Duschen gab, mussten sich die Spieler im ungeheizten Anschnallraum anziehen. © Michael Wagner

Sogar ein Freundschaftsspiel gegen Wiesloch organisierten die Jugendlichen. Das konnte allerdings erst ab 23 Uhr stattfinden – nach der Eisdisco. Viele Discobesucher blieben im Icehouse, um sich das Spiel anzuschauen: 600 Leute sahen beim ersten Spiel und Sieg der Eisbären zu. Kurz darauf wurde Trainer Maik Weber vom Mannheimer Eis- und Rollsport Club (MERC) auf die jungen Spieler aufmerksam. „Er bot an, uns zu trainieren und bei der Gründung des Vereins zu unterstützen“, berichtet Wagner. Nach vielen Verhandlungen und Treffen entstand die langersehnte Gründung des EC Eisbären Eppelheim.

Alle Spieler der früheren Mannschaft sind Gründungsmitglieder. „Es war der Idealismus der jungen Leute, dem die Schaffung des Vereins zu verdanken war“, meint Mitch Wagner heute und erwähnt, wie wichtig es ihm sei, dass die heutigen Eisbären die Geschichte der Gründung kennenlernen, da darüber wohl noch nie etwas geschrieben worden sei.

Michael Wagner arbeitet 1986 als Eismeister. © Michael Wagner

Die jungen Spieler waren damals auf sich selbst angewiesen, um den Verein voranzubringen. Die Linien des Spielfeldes mussten sie beispielsweise selbst aufmalen. Das geschah nachts, nachdem die Gäste der Eishalle gegangen waren. Die Jugendlichen frästen hierfür das Eis auf, malten die Linien und schütteten anschließend wieder Wasser darüber. Das musste jede Saison gemacht werden und Mitch Wagner erinnert sich, dass die nächtlichen Aktionen gerade als Schüler anstrengend gewesen waren.

Die Anekdote mit dem Puck

In ihrer Anfangszeit mussten die Eisbären einige Vorgaben erfüllen, die sie zunächst nicht bedacht hatten. Dazu gehörte auch, Netze hinter den Toren aufzuhängen, damit die Gäste auf der Tribüne den Puck nicht abbekommen würden. „Ein Kind hat damals einen Puck an den Kopf gekriegt“, erläutert Wagner den Grund. Der Treffer sei nicht schlimm gewesen, allerdings wollten die Spieler schlimmere Unfälle unbedingt vermeiden.

Zudem engagierten sich die Vereinsmitglieder um eine bessere Ausstattung für sich und ihre Halle. Der Vater eines Spielers baute daher eine elektrische Anzeigetafel für den EC. Ein großer, goldener Stern, der über der Eisfläche schweben sollte, sei die Idee des damaligen Leiters Rüdiger Fieser gewesen. Der Stern hängt noch heute.

1994 stehen die Eisbären mit der Schwetzinger Zeitung auf dem Eis: Redakteur Andreas Wühler (3. v. l.), rechts daneben der ehemalige Fotograf Peter Gaul, davor Stefan Proetel, langjähriger Lokalchef des Mannheimer Morgen, daneben Thomas Imhof, Sportchef Andreas Lin und Fotograf Norbert Lenhardt in dunklen Jerseys, die beide als Goalie auflaufen. © SZ-Archiv

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