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Eppelheimer Bürgermeisterkandidatin Hilde Stolz: Soziales und Ökologie im Vordergund

Hilde Stolz ist bei der Bürgermeisterwahl in Eppelheim die einzige weibliche Kandidatin. Die 63-jährige Bunte-Linke-Stadträtin aus Heidelberg wird von der Linken unterstützt und setzt auf soziale und ökologische Positionen.

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Nicolai Lehnort
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Die 63-jährige Heidelberger Stadträtin Hilde Stolz kandidiert als einzige Frau für das Bürgermeisteramt in Eppelheim. © Hilde Stolz

Eppelheim. Ihre Unterlagen waren als letztes im Briefkasten des Eppelheimer Rathauses gelandet. Erst am Sonntag habe sie sich für die Kandidatur um das Amt der Bürgermeisterin entschieden. Am folgenden Montag, 24. Februar, endete die Bewerbungsfrist. Hildegard Stolz aus Heidelberg ist die sechste Bewerberin auf den Bürgermeisterposten der Stadt Eppelheim und komplettiert damit den Kreis der Kandidaten. Am Sonntag, 23. März, wählen die Bürger ihre neue Rathausspitze.

„Es gab nur Männer als Bewerber für dieses Amt“, beginnt die 63-Jährige ihre Gründe für die Bewerbung anzuführen. Mindestens eine Frau als Bewerberin für ein derartiges Amt hält sie in den heutigen Zeiten für unabdingbar. Auf den zweiten Blick habe sie außerdem festgestellt: Es seien „eigentlich allesamt rechtskonservative Kandidaten“. Linke, soziale, ökologische Positionen hätten der Bunte-Linke-Städträtin aus Heidelberg bei den Profilen der Konkurrenz gefehlt.

Hilde Stolz kandidert bei Bürgermeisterwahl in Eppelheim: Soziales und Ökologie im Fokus

Womit auch schon ihre Schwerpunkte als Bürgermeisterkandidaten abgesteckt sind. „Wir werden mit dem Ansatz Soziales und Ökologisches auftreten“, kündigt die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder an. Das beginnt für Hilde Stolz beim Thema Wohnraum. Alternative Wohn- und Finanzierungsformen möchte sie in den Fokus rücken. Dabei führt sie das Mietshäuser Syndikat an, eine Beteiligungsgesellschaft zum gemeinschaftlichen Erwerb von Häusern. Die Idee dahinter: Nicht Investoren oder Bauunternehmer besitzen die Häuser, sondern die Mieter selbst. Damit werden Objekte der Immobilienspekulation entzogen. „Das ist ein Modell, das ich für sehr zukunftsfähig halte“, so Stolz, die dem Verkauf städtischer Immobilien und Grundstücke eine Absage erteilt.

Zur Person

  • Hildegard Stolz wurde 1962 im Kreis Saarlouis im Saarland geboren.
  • Die 63-Jährige sitzt seit 2009 für die Bunte Linke im Stadtrat in Heidelberg.
  • Für das Bürgermeisteramt in Eppelheim kandidiert sie als Parteilose und wird von der Eppelheimer Linken unterstützt. Bei der Linken ist sie seit 2014 Parteimitglied.
  • Stolz hat an der Universität Saarbrücken studiert und ist Diplom-Ingeniuerin der Werkstoffwissenschaften.
  • Die Heidelbergerin ist selbstständige EDV-Beraterin und arbeitet zudem in der Verwaltung des Frauennotrufs in Heidelberg.
  • Durch kirchliches Engagement, als Elternbeirätin sowie in Nachbarschaftshilfe und Stadtteilarbeit hat Stolz jahrelange Erfahrung im Ehrenamt.
  • Stolz ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder.

Armutsbekämpfung sei ein weiterer großer Begriff ihres sozialen Ansatzes. Diese reicht für Stolz von der täglichen warmen Mahlzeit für Kinder über Bildungsgerechtigkeit bis zur Absicherung von Senioren. Hierzu habe sie zahlreiche Ideen im Kopf, vorgeben möchte sie aber nichts. „Es gibt genügend Konzepte, die sicher auch in Eppelheim funktionieren“, sagt Stolz. Senioren könnten etwa durch gemeinschaftliches Kochen aus der Isolation geholt werden.

Bürgermeisterwahl in Eppelheim: Stolz plant individuelle Lösungen und Klimaschutz

Das trifft die grundsätzliche Vorgehensweise der selbstständigen EDV-Beraterin. „Machen lassen“ sei für sie ein elementares Konzept. Maßnahmen möchte die von der Eppelheimer Linken unterstützte, aber als parteilos kandidierende Bewerberin nicht einfach überstülpen, sondern mit den Akteuren vor Ort besprechen, diskutieren und abwägen, um passgenaue Lösungen für Eppelheim zu finden.

In Sachen Ökologie lobt die im Saarland geborene Heidelbergerin das Projekt „Natur nah dran“, bei dem insektenfreundliche Grünflächen in der Stadt geschaffen werden. Das sei ein Ansatzpunkt, wie mit wenig Geld viel erreicht werden könnte. Neben Biodiversität nennt die 63-Jährige die Netto-Null-Neuversiegelung, die sie schon mit ihrer Partei in Heidelberg verfolge, als Schlagwort. Gepflasterte und geschotterte Vorgärten müssten in diesem Zusammenhang angegangen werden. Klimaschutz betreffe oft Dinge, „die für die Menschen nicht immer bequem sind“, räumt sie ein.

Radschnellweg und Hauptstraße in Eppelheim: Das denkt Bürgermeisterkandidatin Stolz

Das gilt auch für manch einen Eigentümer im Bereich des geplanten Radschnellweges zwischen Schwetzingen und Heidelberg, der durch Eppelheim verlaufen würde. Für Stolz ein „notwendiges und gutes Projekt“. Große Ziele sollten ihrer Meinung nach möglichst kreuzungsfrei per Radweg verbunden werden. In Sachen Trassenführung müsste es dabei Kompromisse mit den Wiedersachern geben. „Es kann nicht an einem Eigentümer scheitern, dass alle Radfahrer sich gut bewegen können“, so ihre Sichtweise.

Für den innerstädtischen Verkehr hält Stolz eine Tempo-20-Zone für eine Option. Für das seit Jahrzehnten diskutierte Sorgenkind Hauptstraße gesteht die Bürgermeisterkandidaten aber auch, keine perfekte Lösung in der Schublade zu haben. „Ich bin nicht so vermessen zu sagen, ich hätte das Patentrezept“, sagt sie angesichts der zahllosen Lösungsvorschlage der Vergangenheit.

Für die klammen Kassen der Stadt wiederum schweben Stolz, wie schon beim Wohnraum, alternative Formen vor, Mikrokredite etwa. Große private Spenden hingegen möchte sie im Haushalt vermeiden. Um die Ausgabensituation der Stadt zu verringern, setzt Stolz auf das Engagement und die Mithilfe aller Bürger. Wenn es in Eppelheim gewünscht sei, könnten Aufgaben, die bislang in städtischer Hand waren, ehrenamtlich erledigt werden.

Im Ehrenamt hat die Diplom-Ingenieurin der Werkstoffwissenschaften jahrelange Erfahrung gesammelt. So war Stolz in der kirchlichen Kinderbetreuung in Heidelberg aktiv, leitet die Nachbarschaftshilfe in der Altstadt und betreibt bei der „Zukunftswerkstatt Weststadt“ Stadtteilarbeit. Ihr Geld verdient sie zusätzlich mit einem Minijob in der Verwaltung des Frauennotrufs in Heidelberg.

Ihre Arbeit im Wahlkampf wiederum hat Stolz größtenteils noch vor sich. Plakate und Flyer, bei denen sie von der örtlichen Linken „fantastisch“ unterstützt werde, sollen diese Woche in Umlauf gebracht werden. Dass sie damit als letzte der sechs Kandidaten startet, hat auch Vorteile: Auf den Wahlunterlagen der Konkurrenz habe sie die Inhalte vermisst. Das werde sie anders handhaben und verspricht: „Von uns wird es einen Flyer mit Inhalten geben.“

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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