Eppelheim. Einfach "überwältigt" war Pfarrerin Cristina Blázquez beim zweiten Treffen des Arbeitskreises "Flüchtlinge" im evangelischen Gemeindehaus: Der Zuspruch war mit weit über 100 Bürgern aus allen Generationen enorm, die Spenden- und Hilfsbereitschaft groß. Das konnte man aus den Wortmeldungen heraushören. "Toll, dass so viele hergekommen sind, weil sie gemerkt haben, dass hier was geschehen muss, und zwar bald", machte Blázquez deutlich.
Begrüßung geplant
Der Fokus der Anwesenden war auf die beiden Arbeitskreis-Leiter Heike Papenberg und Martin Gramm von der evangelischen Kirchengemeinde sowie auf Sozialarbeiter Herbert Eppel vom Landratsamt gerichtet. Bei diesem Treffen ging es um Informationsaustausch, Planung der Begrüßung der Flüchtlinge und um einen Namen für den neuen Arbeitskreis, bei dem alle Interessierten, egal welcher Herkunft und Religion, mitwirken und sich einbringen können. Bei der Namensgebung einigte man sich auf "Eppelheimer Flüchtlingshilfe".
Herbert Eppel teilte mit, dass die ersten Flüchtlinge vom Erstaufnahmelager Karlsruhe wohl in der Woche vom 21. bis 27. September in Eppelheim erwartet werden. Die bei vielen auf den Nägeln brennende Frage beantwortete Kirchengemeinde- und Stadtrat Martin Gramm: "Wir wissen heute noch nicht, wer zu uns kommt." Weder Herkunftsland noch Familienstand der Flüchtlinge seien bekannt. Dies sei erst maximal eine Woche vor Zuweisung zu erfahren, betonte auch Eppel.
Gerechnet wird mit rund 20 Asylanten, die in das Gebäude in der Wasserturmstraße 77 einziehen und dauerhaft in Eppelheim bleiben werden. Darüber hinaus werden der Stadt vom Landkreis 180 Flüchtlinge zugewiesen, die in der Lilienthalstraße eine Unterkunft finden. Nochmals 135 Flüchtlinge sollen vorrübergehend in einem Gebäude in der Wernher-von-Braun-Straße unterkommen.
Stadträtin Christa Balling-Gündling erinnerte in Anbetracht der gestiegenen Zuweisungszahl an Flüchtlingen an das Versprechen des zuständigen Leiters des Landratsamtes. Es hieß, der Stadt werde ein Sozialarbeiter pro 100 Flüchtlinge vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt. "Dieser Schlüssel ist leider mittlerweile etwas höher anzusetzen. Wir suchen händeringend Personal", machte Herbert Eppel deutlich. Er wird sich neben den Asylunterkünften in Schwetzingen und Altlußheim auch um die mehr als 300 Flüchtlinge in Eppelheim kümmern müssen.
Eppel riet grundsätzlich von vorzeitigen Sach- und Kleidersammlungen ab. "Erst wenn die Leute da sind, werden wir bedarfsgerecht für Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs sorgen." Benötigt werden in jedem Fall Freiwillige, die Kinder betreuen würden, weil auf die Schnelle keine Kindergartenplätze zu bekommen seien. Benötigt werden auch Freiwillige, die den Asylanten über die Sprachkurse bei der VHS hinaus bei der schnellen Erlernung der deutschen Sprache helfen. Die Stadt stellt für den Sprachunterricht Räume in der Theodor-Heuss-Schule zur Verfügung. Für ein Café der Begegnung könnte der Rathauskeller genutzt werden.
Gesucht werden auch Ehrenamtliche, welche die Flüchtlinge zu den verschiedenen Ämtern begleiten oder ihnen mit Stadtführungen die Orientierung erleichtern. Es können auch Flüchtlingspatenschaften übernommen werden, indem sich Helfer gezielt um eine Familie oder eine Einzelperson kümmern, diese über mehrere Wochen begleiten und damit das Einleben erleichtern.
Ehrenamtliche gesucht
Hoch erfreut zeigte sich Heike Papenberg über die Umsetzung ihrer Idee einer Willkommenstasche. Es konnten für die Befüllung der Taschen mit sinnvollen Dingen des Alltags Sponsoren gefunden werden. Es soll noch bis zur Ankunft der ersten Flüchtlinge ein buntes Begrüßungsbanner "Willkommen in Eppelheim" aufgehängt werden.
Sozialarbeiter Eppel wies bei aller Spenden- und Hilfsbereitschaft darauf hin, dass die ankommenden Flüchtlinge möglicherweise keinen großen Trubel um ihre Person wollen, sondern sich in aller Ruhe in der neuen Umgebung einleben möchten. Dies sollten die engagierten Helfer berücksichtigen.
Die "Eppelheimer Flüchtlingshilfe" plant für den 17. Oktober einen kleinen Kulturworkshop mit den neuen Einwohnern und am 22. November soll es ein internationales Begegnungsfest geben.
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