Rudolf-Wild-Halle - Kabarettabend von Dietrich Faber und Martin Guth und ihrem neuen Programm "Erlebniswarmduscher" bringt Saal zum Toben

FaberhaftGuth - einfach fabelhaft gut

Von 
Andreas Wühler
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Dietrich Faber erklärt Martin Guth die Welt und beide kommen ob der Winkelzüge des Lebens nicht mehr aus dem Staunen.

© Schwerdt

Eppelheim. Kabarett oder Comedy? Eine Frage, die in ihrer Dringlichkeit erst mit dem Siegeszug des Privatfernsehens an Bedeutung gewann. Früher hätte sich niemand gewagt eine solche Frage beispielsweise dem genialen Wortverdreher Heinz Erhardt oder, neueres Beispiel, einem Willy Astor zu stellen. Doch in Zeiten der wie Pilze aus dem Boden schießenden Waschsalons, in denen jeder minderbegabte Greiner sein Können am lebenden Publikum erproben darf, mag sie ihre Berechtigung haben. Wie wohltuend, dabei auf zwei Jungs wie Dietrich Faber und Martin Guth zu treffen, in der Summe FaberhaftGuth, die sich um solche Schubladen scheinbar nicht im geringsten kümmern. Sie sind einfach nur lustig. Ob mit schrägen Sketchen und tiefschürfenden Wortspielen, ganz zu schweigen von den herrlich verdrehten Liedern, sie haben ihr Publikum im Griff, entbinden es von der K- oder C-Frage, wollen es einfach nur gut unterhalten.

Das ist auch gut so, schließlich sollen am Ende der Show ja auch alle Freunde sein. Denn die "Erlebniswarmduscher", die geradewegs von der Wellness-Oase in der Autobahnraststätte nach Eppelheim in die Rudolf-Wild-Halle kommen, sind einsam. Unzählige Auftritte im Jahr haben ihre sozialen Kontakte verkümmern lassen und so stehen sie vor der Frage, den runden Geburtstag, "irgendwo zwischen 30 und 50" entweder mit der Verwandtschaft oder mit Freunden zu feiern. Eine Frage, die sich eigentlich nicht stellt, da sie ja kein soziales Umfeld haben. Also suchen sie die Freundschaft des Publikums, laden es zur großen Geburtstagsfeier ein, "dann kostet es auch keinen Eintritt".

Freundschaften entstehen

Doch dafür müssen sie, wie schon Antoine de Saint-Exupéry wusste, ihr Publikum erst zähmen, sich im vertraut machen, weshalb sie, smarte Erfolgsmenschen auf dem Plateau des Möglichen, aus ihrem Leben plaudern. Der eine auf dem esoterischen Trip irgendwo zwischen Waldorfschule, sein Sohn ist 13, und Selbsterfahrungskurs, der andere fest verwurzelt im familiären Geflecht von Frau, sechs Kindern, Eltern und Schwiegereltern. Da wird schon der jährliche gemeinsame Urlaub zum Survivaltraining. Und so suchen sie denn im Gespräch mit dem Publikum den Sinn des Lebens, um ihn schließlich auf dem Rastplatz, dem Symbol der Vergänglichkeit schlechthin, zu finden.

Doch die Suche ist alles andere als langweilig. Insbesondere Faber versteht es die Bühne mit wenigen Handgriffen, kleinen Grimassen, mit einem Panoptikum von Menschen zu füllen, die mal erschreckend real, mal absurd komisch einherstolzieren. Guth ist dafür auf der anderen Seite für die Lieder verantwortlich, die mit viel Tempo und schrägem Wortwitz einherkommen. Schade nur, dass im ersten Teil des Abends die Akustik nicht so recht wollte, dafür war nach der Pause, wo ohnehin mehr Lieder zu hören waren, alles im Lot. Und so stellen sie denn singend die Frage, wo alle die schönen Begriffe wie Fete oder Schönheitsfarm, "verdrängt vom Wellness-Bereich", geblieben sind. Oder Faber bringt mit seiner Stimme in einem Song alle namhaften deutschen Sänger, von Udo über Udo (natürlich der Lindenberg und der Jürgens) bis zu Helge und Herbert, auch der Maffay ist dabei, unter. Und wenn Martin Guth anhand der Waldfee Holla seinen Stammbaum erläutert, dann hält es im Saal keinen mehr auf seinem Sitz.

Kurzum, ein gemütlicher Abend, irgendwo zwischen Sauna, Gymnastikstudio und Tresen, mit jeder Menge Platz zum Sinnieren und fabulieren und zum Erkenntnisgewinn. So reicht schon die Erinnerung an ein Eulenspiegelkostüm, "handgenäht", um festzustellen, dass die Mütter an allem Schuld sind und welche Folgen ein Leben der totalen Vernetzung samt Livecam im Sarg haben kann, findet sich unter "www.verwesung.de".

Und, wohl einzigartig im deutschen Kabarett, zum Schluss arbeiten FaberhaftGuth noch mit einer Zusammenfassung, streifen kurz die Höhepunkte des Programms um sich sodann mit zwei Zugaben aus der "Metropole Eppelheim" zu verabschieden.

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