Eppelheim. Beziehungsfrust und Beziehungs(un)lust – das sind die Themen von Kabarettist Stephan Bauer. Vor allem Menschen, die schon lange einen Lebenspartner haben, kennen diese meist gut. Kein Wunder, dass der aus Funk, Fernsehen und Internet bekannte Comedystar für größte Heiterkeit beim Publikum in der Eppelheimer Rudolf-Wild-Halle sorgte, in dem sich überwiegend Paare befanden.
Diese dürften sich oft ertappt gefühlt haben, bezog der Komödiant den Stoff für seine Erzählungen doch aus dem eigenen Paar-Alltag und dem seiner Mitmenschen. Diesen verwob er elegant mit rustikalen Zoten und erzielte so eine deftige Mischung, die ankam.
„Eine Ehe muss nicht langweilig sein. Man kann Lebensversicherungen aufeinander abschließen. Dann hat sie die tolle Spannung, wer gewinnt“, empfahl der Kabarettist. Einer von vielen Sätzen, der den Grundtenor seines Auftrittes gut widerspiegelt. Wer betrügt wen warum und lohnt sich das überhaupt? Dies waren einige der wichtigen Fragen, über die Stephan Bauer laut nachdachte. „Männer werden von Natur aus auf das Verteilen programmiert“, meinte er, denn die Samenproduktion hielt bis ins hohe Alter an. Müsse der Mann sich entscheiden, ob er mit dem Kopf oder seinem Geschlechtsteil denke, sei die Wahl meist klar. „Im Eishockey ist das Suspensorium zum Schutz der männlichen Weichteile schon 1873 eingeführt worden, der Helm als Schutz des Kopfes aber erst 1954.“ Schließlich müsse man Prioritäten setzen.
Stephan Bauer in Eppelheim: Offene Beziehung?
Doch seine Frau zu betrügen, dazu habe er nicht so recht Lust. Am besten sei sowieso, es sei einem egal, was der Partner oder die Partnerin treibe. Auch eine offene Beziehung sei eine Idee, was inzwischen gar nicht mehr so unüblich sei: „Ich war bei einem Freund zum Fußballgucken und er holte gerade zwei Bier aus dem Keller, als ich in sein Schlafzimmer sah. Dort vergnügte sich seine Frau mit einem anderen.“ Der Kommentar des Freundes dazu: „Sei bloß leise, ich hab nur noch zwei Flaschen.“
Stephan Bauer in Eppelheim: "Klopapier ist alle!"
Aber heute sei sowieso alles zunehmend extrem liberal – schwer, für ihn als wertkonservativen Menschen. In manchen Fällen ginge die Beziehung allerdings auch an 30 Minuten Spaß mit einer anderen kaputt und würde Leben zerstören. „Dann heißt es immer, der Reiz des Verbotenen wäre zu stark gewesen“, resümierte er. Doch wer dies suche, könne auch anderweitig fündig werden. Dafür genüge es, in einer Designer-Boutique Klamotten für 10 000 Euro anzuprobieren und dann aus der Umkleidekabine zu rufen: „Klopapier ist alle!“
Stephan Bauer in Eppelheim: Josef, der hat was ausgehalten
Letzten Endes gelte es, den anderen auszuhalten, denn in einer neuen Beziehung würde es ja nicht besser. Und andere hätten es auch nicht einfach, so wie Josef, als Maria ihm gesagt habe, sie sei schwanger. Bei so einem Nebenbuhler sehe man eben alt aus. Und als die Heiligen Drei Könige als weitere potenzielle Kindsväter an der Krippe gestanden seien, sei das für Josef, den Zimmermann, sicher auch nicht leicht zu ertragen gewesen. Obwohl: „Zumindest sei da klar gewesen, dass der eine davon es nicht gewesen sein konnte.“ Immerhin sei Josef für seine heldenhafte Großtat, das Aushalten ohne etwas zu sagen, heilig gesprochen worden. Und wenn der aktive Nicht-Sportler seiner Frau heute mitteile, dass er sie betrogen habe, würde sie sowieso nicht fragen mit wem, sondern „mit was?“. Letzten Endes sei es doch schön, jemanden zu haben. An Pinguinen könne man sich dafür ein gutes Beispiel nehmen. Denn die bleiben ein Leben lang mit dem selben Partner zusammen.
Stephan Bauer in Eppelheim: „Wirklich humorvoll“
Das Publikum bog sich vor Lachen. So auch Brigitte Martin aus Eppelheim, die mit ihrem Mann gekommen war und nach 52-jähriger Eheerfahrung meinte: „Das war wirklich enorm lustig.“ Wichtig war ihr allerdings zu betonen: „Das, was er sagt, kenne ich natürlich nur von anderen.“ Bernd Fröhlich und seine Gattin aus dem Pfaffengrund kommentierten: „Wirklich humorvoll und beeindruckend, dass er alles frei vortragen kann.“
Svenja Anwand vom Veranstaltungsmanagement der Stadt Eppelheim verriet: „Es haben sogar Paare Karten bestellt, um sie sich gegenseitig zum Hochzeitstag zu schenken.“ Ende März ginge es weiter mit dem Humor in der Wild-Halle – mit Hugo Egon Balder und seinem Stück „Komplexe Väter“. Stephan Bauer freute sich: „Es war ein tolles Publikum, hier in Eppelheim.“
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