Gemeinderat

Monsterwiese in Eppelheim wird umgestaltet

Die Monsterwiese in der Nähe der Albert-Lortzing-Straße wird zum Bürgerpark umgestaltet. Der Gemeinderat genehmigte die Ausgaben für Fußballtore, eine Tischtennisplatte, Sitzbänke und andere Einrichtungen. Bürgermeisterin Rebmann lobte das Engagement der Jugendlichen.

Von 
Volker Widdrat
Lesedauer: 
Die sogenannte Monsterwiese in der Nähe der Albert-Lortzing-Straße wird zum Bürgerpark umgestaltet. Die damit verbundenen Ausgaben genehmigte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich. © Widdrat

Eppelheim. Die blaue Phantasiekreatur am Zugang zur sogenannten Monsterwiese in der Nähe der Albert-Lortzing-Straße gibt es schon länger, jetzt kommen noch zwei Fußballtore, eine Tischtennisplatte und Sitzbänke hinzu. Der Gemeinderat genehmigte in seiner jüngsten Sitzung die Umgestaltung der Monsterwiese zum Bürgerpark und die damit verbundenen Ausgaben von 13 600 Euro.

Vor zwei Jahren war eine Befragung aller Jugendlichen in Eppelheim durchgeführt worden. Daraufhin war ein Jugendbeirat gegründet worden, der derzeit 18 Mitglieder im Alter von zwölf bis 18 Jahren hat. Die Wiesenfläche solle „für Bürgerinnen und Bürger aller Generationen zum Aufenthalt und zur Erholung dienen“, lautete der Beschlussvorschlag. Ein wichtiges Anliegen der Jugendlichen sei, die Anwohner nicht übermäßig mit Lärm zu belasten. Den vermeintlichen Drogenumschlagplatz habe es dort nie gegeben, das habe die Polizei bestätigt.

Bürgermeisterin Patricia Rebmann attestierte den Jugendlichen eine „erwachsene Herangehensweise“. Sie sei stolz auf den Jugendbeirat, der noch Verhaltensregeln für die Monsterwiese festgelegen will. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung werde regelmäßig ab 22 Uhr vor Ort kontrollieren. Sechs Sitzbänke aus Recyclingkunststoff sollen aufgestellt werden, der obere Teil des Hügels kann als Liegewiese genutzt werden. Die Arbeiten werden vom Bauhof ausgeführt.

Renate Schmidt (SPD) erinnerte an den mehrheitlichen Beschluss des Gemeinderats vor sieben Monaten, den Jugendlichen einen Ort für ihre Treffen zur Verfügung zu stellen. Der Jugendbeirat habe die Monsterwiese, im Bebauungsplan als Spielfläche ausgewiesen, als dafür geeigneten Platz gewählt. Schmidt berichtete von einer dramatischen Zunahme psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen durch die Corona-Zeit. Insofern könne man „Plätze, die Möglichkeiten des sozialen Austauschs und des Miteinanders bieten, durchaus als präventive Einrichtungen betrachten“. Gegen die Idee der Jugendlichen habe es „massiven Gegenwind“ gegeben. Die jungen Leute seien zum Teil unter Generalverdacht gestellt worden. Bei dem Treffen mit den Anwohnern habe es „manchmal am nötigen Respekt gegenüber den Jugendlichen gefehlt“. Die Jugendlichen selbst wollten die Monsterwiese als Bürgerpark deklarieren. „Wenn wir Jugendbeteiligung nicht nur in Sonntagsreden fordern wollen, dann müssen wir die Bedürfnisse und Ideen der Jugendlichen auch ernst nehmen“, dankte Schmidt dem Jugendbeirat für das Engagement und das Durchhaltevermögen.

Eppelheims Bürgermeisterin Rebmann ist stolz auf die Jugend

Bürgermeisterin Patricia Rebmann war stolz auf die Jugendlichen. Dass sie 101 Unterschriften von Anwohnern gegen den Ausbau der Monsterwiese bekommen habe, habe sie „erschüttert“.

Nika Weiss (Grüne) begrüßte die Einrichtung eines Bürgerparks, nannte aber einige Bedenken. Die tatsächlichen Kosten für das Projekt würden nicht angegeben, kritisierte sie. Wie Lärmbelästigung zu verhindern sei, werde auch nicht ausgeführt: „Die Anwohner haben keine konkreten Lösungsvorschläge bekommen.“ Weiss forderte von den Jugendlichen die Ausarbeitung konkreter Regeln, sonst werde man den Anwohnern nicht gerecht: „Es gibt hundert strikte Gegner.“ Rebmann betonte, dass man auch anderen ihr Recht lassen müsse. „Wir reden über ein Projekt, das ohne jeden Zweifel planungsrechtlich bedenkenlos zulässig und umsetzbar ist und exakt die Vorgaben des Bebauungsplans erfüllt“, erklärte Harald Andres (CDU/FDP). Den Mitgliedern seiner Fraktion sei „die durchaus beachtenswerte Sachlichkeit sowie das unaufgeregte Engagement“ des Jugendbeirats aufgefallen. Den Anwohnern müsse man dagegen eine „teilweise unsachliche und teilweise aggressive Argumentationslinie“ attestieren, die zuletzt noch durch die vorgelegte „Unterschriftenliste“ bestärkt worden sei. Die Anwohner könnten sich nicht auf Bestandschutz berufen, die erhobenen Bedenken in Bezug auf Ruhestörung, Vandalismus und Drogen stellten einen „unbelegten Generalverdacht“ dar. Die „offene Kompromissbereitschaft der Jugendlichen“ hätte überzeugt. Die CDU-/FDP-Fraktion gebe den Jugendlichen daher einen Vertrauensvorschuss. Das Vorhaben sei ein „passender Baustein“ für die ebenso in der Diskussion befindlichen Förderung der mobilen Jugendarbeit und des Jugendtreffs Altes Wasserwerk.

Emotionale Diskussion bei der Eppelheimer Gemeinderatssitzung

Bernd Binsch (Eppelheimer Liste) plädierte, bei der emotionalen Diskussion auf eine sachliche Ebene zurückzukehren. Die Wiese sollte auch weiterhin allen Eppelheimern für Freizeitaktivitäten geöffnet bleiben. Das Grundstück müsse frei von politischen Kundgebungen oder Meinungsäußerungen von Parteien bleiben: „Von Steuergeldern finanzierte Projekte und Grundstücke dürfen nicht zur Spielwiese politischer Vereinigungen verkommen oder für deren Wahlkampfaktivitäten missbraucht werden.“ Binsch war dafür, „dass man sich in einem Jahr mit den Jugendlichen und Anwohnern wieder trifft, um gemeinsam zu erörtern, ob das Projekt in dieser Form fortgesetzt wird“.

Bürgermeisterin Rebmann erweiterte den Beschlussvorschlag. Für die Erprobung des Projekts sollten zwei Sommerperioden angesetzt werden, dann könne man sich im Herbst 2024 wieder treffen.

Christa Balling-Gündling (Grüne) sperrte sich weiter. Sie pochte darauf, der Jugendbeirat müsse konkrete Regeln ausarbeiten. Bei dem Vorschlag der Verwaltung, Kontrollen durchführen zu lassen, sollten die tatsächlichen Kosten aufgeführt werden. Rebmann forderte dazu auf, „doch einmal Vertrauen in den Jugendbeirat zu haben“. Der Beschlussvorschlag über die Umgestaltung der Monsterwiese zum Bürgerpark und die damit verbundenen Kosten wurde mehrheitlich angenommen. Die Grünen-Stadträtinnen Christa Balling-Gündling und Nika Weiss sowie Franz Maier (Eppelheimer Liste) stimmten dagegen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung