Landgericht Heidelberg

Nach Messerattacke in Eppelheim: Zwei Männer vor Gericht

Was genau im Dezember 2021 in der Wohnung in Eppelheim passiert ist, versucht das Landgericht derzeit mit der Hilfe vieler Zeugen herauszufinden.

Von 
Catharina Zelt
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An mehreren Geldscheinen sind Fingerspuren eines 33-Jährigen gefunden worden, der sich deswegen und wegen versuchter räuberischer Erpressung mit seinem mutmaßlichen Komplizen nun vor dem Landgericht Heidelberg verantworten muss. © Sommer/DPA

Eppelheim/Heidelberg. Blutspuren sind in der Küche verteilt, Glasscherben säumen den Boden und in der Wand ist eine tiefe Delle. Ein roter Tropfen ist auf dem Aschenbecher gelandet, der Mülleimer beschädigt. Auf der Türklinke, im Flur, am Küchenschrank, an der Wand, auf einem Papier – überall sind kleine Blutantragungen zu sehen. Es sind Bilder eines Tatortes in Eppelheim, die hier vor dem Heidelberger Landgericht gezeigt werden.

Denn zwei Männer sollen im Dezember 2021 versucht haben, einen anderen Mann unter Gewaltanwendung zur Herausgabe von Drogen und Geld zu zwingen (wir berichteten). Jetzt stehen die beiden Männer – 23 und 33 Jahre alt – vor Gericht.

Ihnen wird Folgendes vorgeworfen: Der Geschädigte habe die Tür geöffnet, woraufhin die Angeklagten hineingestürmt seien. Einer der Angeklagten soll den Geschädigten mit einem Schlagstock und einem Messer bedroht und mit dem Stock geschlagen haben. Währenddessen soll der andere den Geschädigten in den Schwitzkasten genommen und diesem ein Messer an den Hals gehalten haben. Ferner soll er gedroht haben, ihm den Finger abzuschneiden. Als der Geschädigte seinen leeren Geldbeutel gezeigt habe, hätten die Angeklagten die Wohnung verlassen. Der Geschädigte soll leicht verletzt worden sein.

Dem 33-jährigen Angeklagten wird darüber hinaus zur Last gelegt, im September einen Taxifahrer in Heidelberg mit einem gefälschten 50-Euro-Schein bezahlt zu haben. Schließlich soll er im März und April dreimal versucht haben, auf einem Werksgelände einer Firma aus Eppelheim Kupferstangen beziehungsweise -flocken zu stehlen. Die erste große Strafkammer versucht derzeit unter dem Vorsitz von Markus Krumme den Fall aufzuklären – und hat dazu eine Menge Zeugen geladen. Die sollen Licht ins Dunkel bringen, denn während der 23-Jährige bislang schweigt, widerspricht der zweite Angeklagte der Staatsanwaltschaft und dem mutmaßlichen Opfer gänzlich.

Vorfall im Supermarkt

Und der 33-Jährige scheint noch in einen weiteren Vorfall mit Falschgeld verwickelt zu sein: Experten fanden seine Fingerabdrücke an gefälschten Scheinen, die ein 20-Jähriger besessen hatte und in einem Supermarkt in Umlauf bringen wollte. An den Vorfall im Supermarkt in Heidelberg-Rohrbach kann sich die 35-jährige Mitarbeiterin, die an diesem Tag hinter der Kasse saß, noch gut erinnern. Ein junger Mann habe zwei Guthabenkarten auf das Band gelegt und mit zwei 50-Euro-Scheinen gezahlt. Die seien der Kassiererin komisch vorgekommen: Das Papier war zu dick, die Farbe nicht richtig und das Sichtfenster wirkte seltsam.

Der 20-jährige Käufer gab sich ahnungslos, holte sogar noch einen dritten Schein aus seinem Geldbeutel. Als die Mitarbeitenden ihm erklärten, dass es sich um Falschgeld handele, sei er weggerannt. Der junge Mann konnte allerdings abgefangen werden. Gegen ihn gibt es ebenfalls eine Anklage – vor Gericht macht er von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.

Die Polizeibeamten schildern die Situation aus ihrer Sicht: So berichtet ein Polizist von einer Durchsuchung im Zimmer des 20-Jährigen, bei der weitere Scheine auftauchten, die sich später als gefälscht herausstellten. Bei der anschließenden Fingerabdruckanalyse fanden die Experten fünf Spuren auf vier verschiedenen Scheinen, die alle dem 33-jährigen Angeklagten zugeordnet werden können.

Zu Wort kommt auch der Taxifahrer, der das Falschgeld unwissentlich entgegen genommen hatte. „Ich hatte Nachtschicht und sollte in Eppelheim jemanden abholen“, berichtet er. Drei Personen – darunter der 33-jährige Angeklagte – seien zu ihm ins Auto gestiegen. Eigentlich wollten sie nach Heidelberg laufen, hätten sich aber umentschieden. Das Geld müssten sie deshalb später erst noch holen. „Da hatte ich ein schlechtes Gefühl“, meint der Taxifahrer. Es sei nie gut, wenn Kunden kein Geld dabei haben. Am Ziel angekommen habe einer der Drei ihm dann schließlich einen 50-Euro-Schein gebracht. Seine zweite Fahrt führte den Fahrer in dieser Nacht von Heidelberg nach Leimen. Auch hier zahlte der Fahrgast mit einem 50-Euro-Schein. Am Hauptbahnhof kam dann die böse Überraschung: Einer der beiden Scheine ist gefälscht.

Der Taxifahrer könne nicht sagen, wer ihm den gefälschten Schein gegeben habe. Ein weiterer Zeuge – ein Polizeibeamter – erklärt jedoch, dass die Notennummer auf dem Schein, den der Fahrer bekommen habe, und den Scheinen aus dem Supermarkt dieselbe sei. Es scheint also einen Zusammenhang zu geben.

Kupferstangen entwendet

Der 33-Jährige bleibt bei den Schilderungen ernst – auch als es um seine verlorene Ausbildung geht. Diese habe er bei einer Firma aus Eppelheim angefangen, sei laut einem Mitarbeitenden anständig und zuverlässig gewesen – bis er dabei erwischt wurde, wie er Kupferstangen vom Werksgelände entwenden wollte. Reue habe er in einem Brief gezeigt und außerdem, so der Richter, wolle der Angeklagte eine Drogentherapie machen.

Schließlich werden die Bilder vom Tatort gezeigt, die ein Kriminalbeamter im Zeugenstand erläutert. Zu sehen sind Blutspuren im Flur und vor allem in der Küche, in der sich die Tat abgespielt haben soll. Die angeblichen Tatwaffen – Messer und Schlagstock – habe die Spurensicherung nicht finden können. Von den Verletzungen des Geschädigten – zwei oberflächliche Schnitte am Hals und eine kleine Wunde an der Hand – gibt es ebenfalls Bilder.

Was genau dort in der Wohnung in Eppelheim passiert ist, wird wohl abschließend an diesem Donnerstag geklärt. Dann fällt auch das Urteil.

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