Eppelheim. Der Neujahrsempfang der Stadt Eppelheim am Sonntagvormittag ging nach der Corona-Zwangspause wieder als Präsenzveranstaltung in der Rudolf-Wild-Halle über die Bühne. Die musikalische Eröffnung vor rund 200 Bürgern gestaltete die Stadtkapelle unter der Leitung von Katja Resch mit dem Stück „The Greatest Show“. Jens Schneider vom Eppelheimer Carneval Club (ECC) begrüßte die Gäste, unter ihnen Ehrenbürger Lothar Wesch sowie Umweltstaatssekretär und Grünen-Landtagsabgeordneter Dr. Andre Baumann.
Der ECC-Sitzungspräsident wünschte allen „Glück, Gesundheit, Freude über die kleinen und großen Momente, Zufriedenheit über das, was wir haben und bekommen werden, Erleichterung von dem, was uns belastet und beschwert und vor allem am Ende eins: mehr gelebtes Miteinander.“ Die Fasnacht lasse bewusst für einen Moment den Alltag vergessen „und das Beste in uns ans Tageslicht bringen: Humor, Freude, Lebenslust, Miteinander. Alles Eigenschaften, die Eppelheim ganz hervorragend stehen“. Mit gereimten Worten wünschte er sich, „dass unser aller Leben und Alltag wieder ein Stück weit harmonischer wird“.
Bürgermeisterin Patricia Rebmann freute sich in ihrer Neujahrsrede über das ungezwungen persönliche Treffen mit den Einwohnern Eppelheims und blickte auf das vergangene Jahr, in dem man gleich zu Beginn von Ehrenbürgerin Inge Burck Abschied nehmen musste. Mit ihr sei eine „außergewöhnliche Frau gegangen, die im Herzen Eppelheims immer ihren festen Platz einnimmt“.
Das Haus der Begegnung sei durch einen beispielhaften Bürgerbeteiligungsprozess angestoßen worden, „dessen Nachhaltigkeit als Vorzeigebeispiel im Land dient und ein großes Vertrauen zwischen Verwaltung und Bürgerschaft zeigt“. Denn die überwiegende Selbstbestimmung der ehrenamtlich Interessierten in den bereitgestellten Räumen sei „die greifbare Erfüllung meiner Grundüberzeugung“, dankte sie den Eppelheimern.
Sie lobte die Gründung einer Jugendbeteiligung und bedauerte, dass das erste Anliegen der Jugendlichen vom Gemeinderat abgelehnt worden sei. Sie stehe „definitiv auf der Seite unserer jungen Menschen, denn Orte für die Jugend gehören eindeutig dahin, wo diese sie brauchen“. Die jungen Leute wollten gar nicht viel, das letzte Wort darüber sei auch noch nicht gesprochen.
Neujahrsempfang in Eppelheim: Güterzugtrasse als „Marathon“
Das leidige Thema Güterzugtrasse werde die Menschen auch dieses Jahr weiter begleiten. Beim Kampf um eine verträgliche Trassenführung sei sie „bereit, diesen Marathon zu gehen“.
Die Rathauschefin ging auf weitere wichtige Ereignisse im politischen und gesellschaftlichen Leben der Stadt ein. Die Straßenbahn-Endhaltestelle sei „kein Schreck mehr fürs Auge“ und habe durch Graffiti-Künstler Askin Yilmaz ein großartiges Ambiente bekommen. Durch Spenden vom Bund der Selbständigen habe man den prominenten Blickfang noch aufwerten können.
Mit der Landesehrennadel für Vereinssprecher Thomas Hübler und dem Bundesverdienstkreuz für SPD-Stadträtin Renate Schmidt habe man zwei wunderschöne Ehrungen mit großartigen Menschen feiern dürfen: „Es zeigt mir persönlich, dass sich Menschen umeinander kümmern in unserer Stadt. Es ist unser aller Glück, dass wir solche Menschen hier unsere Nachbarn nennen dürfen.“
Mit dem Tod von SPD-Stadtrat Alexander Pfisterer sei „ein großartiger Mensch aus unserer Mitte gerissen worden“. Alt-Stadtrat Karl Junginger, der im Alter von 86 Jahren verstorben war, habe leider nicht mehr bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier aller Alt-Gemeinderäte dabei sein können.
Die Bürgermeisterin ging mit den Kritikern des neu angeschafften Blitzer-Anhängers ins Gericht. Die Sicherheit von Kindern und Senioren stehe im Vordergrund. Ohne Geschwindigkeitskontrolle gehe es offensichtlich nicht: „In Eppelheim dürfen Kinder, Jugendliche und Senioren jederzeit an jeder Stelle der Stadt unterwegs sein. Wenn Rücksichtnahme nicht aus Eigenverantwortung da ist, muss eben die Kommune eingreifen. Wer wegen eines Strafzettels die Mitarbeiterschaft der Verwaltung angreift, hat anscheinend sein eigenes Handeln absolut nicht unter Kontrolle. Da werden Ursache und Wirkung verwechselt“, schimpfte die Rathauschefin.
Sie freue sich über die geplante Teilsanierung mit gleichzeitiger Erweiterung des Feuerwehrhauses, das hätten die Brandbekämpfer mehr als verdient: „Dieses Projekt wird unser Stadtbild positiv beeinflussen und unseren Rettungskräften als schöne Zugabe eine würdige, dauerhafte Sichtbarkeit verschaffen.“
Nach der Corona-Pandemie hätten der Ukraine-Krieg und die Energiekrise zugeschlagen. Auch die Flüchtlingskrise sei noch lange nicht vorbei. Aktuell müssten noch 167 Personen in der Stadt untergebracht werden, dankte sie allen Bürgern, die bislang mit der Bereitstellung von Wohnraum geholfen hätten.
Neujahrsempfang in Eppelheim: Vereinssprecher fordert Hilfen
Der Ausblick auf das neue Jahr beschäftigte sich mit dem Angebot zum Glasfaserausbau der Telekom, der Aufwertung und Teilentsiegelung des Stadtparks, dem Projekt der Firma Epple auf dem Gelände gegenüber der Feuerwehr sowie dem Anstoß für selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit erhöhten Bedürfnissen. Deutschland müsse bei der Energieversorgung schnell unabhängiger vom Import fossiler Stoffe werden, brach sie eine Lanze für die Photovoltaik, um langfristig den Bedarf aller städtischen Liegenschaften abzusichern.
Die Stadtkapelle spielte „A Million Dreams“. Mindestens genauso viele Wünsche hätte man auch, scherzte Vereinssprecher Thomas Hübler. Nichts könne persönliche Gespräche und Begegnungen ersetzen, sei er dankbar für den Neujahrsempfang in Präsenz. Die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel machten den Vereinen zu schaffen. Auch beim Unterhalt der Anlagen und der Sportplätze werde nichts günstiger. Die Kosten könnten nicht über Beitragserhöhungen an die Mitglieder weitergereicht werden. Mit Engagement werde man aber auch diese Krise meistern.
Die Vereine blieben dabei auf die öffentliche Förderung angewiesen, eine Reduzierung der Zuschüsse wäre das falsche Signal, appellierte Hübler an den Gemeinderat: „Sprechen Sie mit den Vereinen und nicht nur über sie. Das Ehrenamt ist wichtig für eine funktionierende Gesellschaft. Entscheiden Sie zum Wohle der Vereine.“ Hübler dankte für die vielen Spenden, die auch aus dem privaten Bereich gekommen sind.
Anschließend nahmen Patricia Rebmann und Thomas Hübler die Ehrungen für bürgerschaftliches Engagement vor. Die Stadtkapelle spielte „Never Enough“, bevor Pfarrerin Cristina Blázquez und Diakon Andreas Korol für die evangelische und katholische Kirchengemeinde ein Grußwort sprachen. Pfarrerin Blázquez, die nach zehn Jahren in Eppelheim zum 1. Februar in die Klinikseelsorge der Psychiatrie in Wiesloch wechselt, freute sich, endlich wieder Menschen von Angesicht zu Angesicht sehen zu dürfen: „Wir alle brauchen es, gesehen zu werden, uns zu sehen.“
Diakon Andreas Korol, vor kurzem in der katholischen Kirche in sein Amt eingeführt, überbrachte die Grüße des Seelsorgeteams. In seiner Caritas-Arbeit begegne er Menschen, denen es an vielem mangele. „Wir müssen Möglichkeiten finden, diesen Menschen zu helfen“, sagte Korol und sprach über das Bedürfnis nach Stille und Einkehr. Mit dem Lied „Viva La Vida“ beendete die Stadtkapelle den offiziellen Teil. Ein kleiner Empfang mit Sekt und Brezeln, organisiert von der Freiwilligen Feuerwehr, schloss sich an.
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