Eppelheim/Plankstadt. Ein Großprojekt nimmt langsam, aber sicher Form und Gestalt an. Es handelt sich dabei um die neuen Überlegungen zum konkreten, grundstücksscharfen und optimierten Trassenverlauf der Süddeutschen Erdgasleitung (SEL), die 2026 zwischen Heidelberg-Grenzhof über Eppelheim, Leimen, Wiesloch, Meckesheim, Spechbach bis nach Hüffenhardt in Betrieb gehen soll. 2027 ist der kürzere Abschnitt von Mannheim-Straßenheim über Heddesheim, Ladenburg, Dossenheim, Edingen-Neckarhausen bis zum Grenzhof dran. Ziel ist es, eine größere Versorgungssicherheit – eingebunden in ein europäisches und bundesweites System – zu gewährleisten.
Bei der informativen Pressekonferenz am Dienstag im Achat-Hotel Reilingen wurde offensichtlich, wie komplex und langwierig dieses Zukunftsthema aufgehängt ist. Ein erster Planfeststellungsbeschluss wurde bereits 2006 gefasst. Da ein solcher nach zehn Jahren seine Wirksamkeit verliert, muss ein neuer beim Regierungspräsidium Karlsruhe erwirkt werden.
Die Experten der zuständigen Transportnetzbetreiberin „terranets bw“ legten nunmehr ihre Pläne zum Abschnitt Mannheim bis Hüffenhardt im Neckar-Odenwald-Kreis offen. Eine 62 Kilometer lange Strecke, die zum Teil sehr detailliert angepasst werden muss. Neuralgische Punkte, die Lösungsstrategien erfordern, existieren mehrfach: die Feldhamster-Populationen bei Heddesheim, die Biber bei Ladenburg, die Reduktion des Eingriffs von hochwertigen Weinanbauflächen zwischen dem Emmertsgrund und Leimen, die Streuobstbestände von Meckesheim und Spechbach, die Felder bei Hüffenhardt.
Trassenverlauf bei Eppelheim und Plankstadt: Im vielfältigen Austausch
Seit Herbst 2021 sucht das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart den Austausch. „Wir haben zwölf Vorstellungen in Gremien, 13 Infomärkte für Bürger, Fachforen zu Umwelt- und Naturschutz und Weinbau durchgeführt“, berichtet Projektleiterin Maren Raubenheimer von der „terranets bw“, „ab sofort können in der Onlinebeteiligung Hinweise und Anregungen für den Korridor der Trasse hinterlegt werden.“ Auf der Internetseite existiert ferner jede Menge Informationsmaterial. Gerade genaue Kartierungsergebnisse über Flora und Fauna seien in den Trassenplan eingeflossen.
Betroffen von der Modifikation ist die Achse zwischen Eppelheim und Plankstadt. Hier lässt sich der Unterschied zwischen Bestandsleitung und SEL-Planungsleitung nachvollziehen. Das Aufregerthema Bahntrasse haben die Verantwortlichen auf dem Schirm. „Daten kriegen wir von den Kommunen“, gibt Maren Raubenheimer Entwarnung, „und wir holen Fremdprojektauskünfte ein. Das bezieht sich auf Versorgungsleitungen, aber auch etwa auf die Deutsche Bahn und den Verkehrsverbund Rhein-Neckar. Wir sind mit allen in Kontakt und stellen unsere Planungen gegenseitig vor.“ Zwischen dem Produktionsstandort der „ADM Wild Europe“ und dem ehemaligen US-Militärgelände Patrick-Henry-Village verläuft die Pipeline östlich weiter. Hier müssen die Planer auf industrielle Erfordernisse oder etwaige Bauvorhaben Rücksicht nehmen. Wichtig ist für den stellvertretenden Projektleiter Henrik Götz, dass „allseits ein guter Akzeptanzzustand erreicht ist.“
Wie geht’s weiter? Die Planfeststellung wird bis spätestens Ende Mai 2023 beim Regierungspräsidium eingereicht. Mit dem Beschluss ist bis zum Jahresende 2024 zu rechnen. 2025 beginnen die Bauarbeiten. Ab 2026/2027 fließt Gas. Wie Henrik Götz auf Nachfrage ergänzt, sei Gas als Brückentechnologie und Übergangslösung gedacht. „Der Weg führt vom Erdgas zum grünen Wasserstoff“, sagt Götz, „ab 2030 wird in Baden-Württemberg als einem der ersten Bundesländer auf Wasserstoff umgestellt.“ Schöne Aussichten in Sachen Diversifizierung der Energiequellen und Klimaneutralität. Dass Umwelt, Natur und Landwirtschaft eine bedeutende Rolle spielen, versteht sich bei diesem Großprojekt von selbst. Sowie der Artenschutz von Feldhamster und Biber.
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