Konzertabend im Pumpwerk

20 Jahre „Echtzeit“ für die Ohren in Hockenheim

Jens Kreft holt bei „Bands on Fire“ verschiedene Besetzungen des Projekts "Echtzeit" auf die Bühne.

Von 
Jakob Roth
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Der musikalische Nachwuchs von „New Project“ rockt die Bühne. © Roth

Hockenheim. Ein Jubiläum und ein musikalisches Revival der besonderen Art erlebten zahlreiche rockbegeisterte Besucher bei der Musikschulveranstaltung „Bands on Fire“ im Pumpwerk Hockenheim. Das Bandprojekt „Echtzeit“ fördert und fordert nun schon seit vielen Jahren junge musikalische Talente, die sich der Rock- und Popmusik verschrieben haben. Um das zwanzigjährige Bestehen der Musikgruppe gebührend zu feiern, trommelte Bandcoach Jens Kreft die vergangenen Generationen der „Echtzeit“-Besetzung zusammen, welche ihr Können über den Abend verteilt in kleinen Sets unter Beweis stellten.

Kreft gab bei seiner Begrüßungsrede mit sichtlicher Hingabe und Begeisterung Einblick in die Probenhistorie der Band, welche bis heute spürbar Früchte trägt. So beeinflusste das Bandprojekt teilweise das Unterrichtsangebot der Musikschule. Der E-Gitarren- und E-Bassunterricht wurde beispielsweise nur wegen „Echtzeit“ ins Leben gerufen. „Heute haben wir um die zwölf bis 13 Bassschüler“, verkündete Kreft stolz. „Die gehen heute nicht mehr zur SAP, die werden alle Rockstars“, ergänzte der Bandcoach schmunzelnd.

Nachwuchs startet

Die ersten „Rockstars“ des Abends waren die Nachwuchstalente der Band „New Project“. Sie eröffneten das Konzert mit einem kurzen, aber stimmungsvollen Set. Mit dem Cranberries-Hit „Zombie“ als Opener schafften es die jungen Musiker, die Stimmung im kleinen Veranstaltungsraum merklich anzuheizen. Der Hardrock-Evergreen „Highway to hell“ erntete tosenden Applaus und war die perfekte Überleitung für das nun beginnende „Echtzeit“-Revival. Die erste Band in der Riege der routinierteren „Echtzeit“-Formationen hinterließ mit einer fantastischen Sängerin Romina Afflerbach sowie einer standesamtlichen Version der Goth-Ballade „My Immortal“ von Evanescence merklich Eindruck. „Heavy cross“ von Gossip und die Stimmungsgranate „It’s my life“ von Bon Jovi verwandelten den Saal zunehmend in ein Tollhaus.

Ein Highlight des Abends war zweifelsohne die allererste „Echtzeit“-Generation. „Die ,Echtzeit‘-Band der ersten Stunde, das ist, auf was wir alle gewartet haben“, verkündete Jens Kreft und heizte schon allein damit die Stimmung an. Als diese Musiker zusammenfanden, war das Bandprojekt noch nicht einmal Teil der Musikschule. Mit „American idiot“ von Green Day gelang den Hockenheimer Hardrockern eine Punktlandung. „Normalerweise spielen wir noch härteres Zeug“ erklärt Sänger „Dr. B.“. „Wir haben die Band ,Hospital Revival‘ gegründet und machen immer noch Musik zusammen“, führte er weiter aus.

Abschied der jetzigen Formation

Der heiß erwartete Headliner war die aktuelle Besetzung der Musikschulband. „Weil wir wichtiger sind, als die ganzen anderen Bands, spielen wir auch ein bisschen länger“, scherzte Keyboarder Paul Dupont, der als Moderator mit viel Wortwitz durch das Programm führte. Sechzig Minuten lang glänzte die Formation mit einer unglaublichen musikalischen Finesse und Strahlkraft. Spätestens ab der Jugendhymne „Teenage dirtbag“ (Wheatus) stand kein Besucher mehr in der Ecke: Es wurde gefeiert und getanzt. In der Setlist jagte ein Ohrenschmaus den nächsten. Beispielsweise mündete Johann Sebastian Bachs virtuoses Meisterwerk „Toccata und Fuge in d-Moll“ perfekt in Van Halens „Jump“ – ein bombastischer Übergang! Gitarrist Matthew Fisher steuerte atemberaubende Gitarrensoli und Improvisationen zum Gesamtsound bei. Sein „Call-and-response-duell“ (Ruf und Antwort) mit Keyboarder Paul erntete gewaltigen Applaus. Sängerin Liv Oppermann schaffte es, mit einer konstant hervorragenden gesanglichen Leitung jedem Song eine persönliche Note zu verleihen. Zudem konnte sie durch eine makellose musikalische Stilsicherheit überzeugen. Groovige Nummern wie Alice Mertons Erfolgssong „No roots“ funktionierte mit ihrer Stimme ebenso problemlos wie Totos „Hold the line“. Die Veranstaltungs- und Tontechniker Lukas Vollendorf und Kai Engelhardt setzten die Künstler dabei akustisch prima in Szene.

Das Jubiläumskonzert endete jedoch mit einem Abschied. „Wir haben eine traurige Nachricht: Das war der letzte Auftritt mit der aktuellen ,Echtzeit‘-Besetzung“ verkündet Keyboarder Dupont. Es wird also künftig Platz für neue „Echtzeit“-Stars, die die erfolgreiche Bandgeschichte weiterschreiben.

„Das waren 20 Jahre Echtzeit.“ Mit diesen Worten beendete Jens Kreft das Konzert und lud ein: „Wenn ihr Kinder habt, die Lust auf Rock- und Popmusik haben, dann schickt sie zu uns an die Musikschule, damit wir sie fördern und ausbilden können.“ Der fulminante Konzertabend klang mit allen Bands, die gemeinsam mit dem Publikum Rod Stewards „I am sailing“ sangen, aus.

Altbekannte Echtzeitveteranen heizen dem Publikum ein. © Roth
Sängerin Liv Oppermann in ihrem Element. © Roth

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