Seit Jahrzehnten genießt die Veterama in Mannheim als Forum zwischen poliertem Chrom und rostigen Reparaturfällen unter Deutschlands Automobil-Enthusiasten Legendenstatus – doch auch auf dem Hockenheimring entwickelt sich der Marktplatz mobiler Träume im siebten Jahr zu einem Publikumsmagneten für die Region und darüber hinaus.
Der Erfolg des Formats auf der Traditionsrennstrecke ist freilich einer mit Ansage. Denn was der Direktor des Museums Dr. Carl Benz in Ladenburg, Winfried A. Seidel, in der Quadratestadt als nationale Zusammenkunft all jener realisierte, die sich zum Restaurieren noch selbst unter ihr Fahrzeug legten, übertrug der Vordenker lückenlos auf die Rennstadt – und reüssierte.
Vom rostigen Mofa bis zum Juwel
Nicht von ungefähr posiert selbst Seidel neben einem frisch aufgebauten Mercedes C 190, der silbern in die Kamera strahlt: „Wir haben nie jemandem den roten Teppich ausgerollt – was man hier zu sehen bekommt, ist alles Handarbeit.“ Und ein Königreich für Schrauber und Tüftler, das es in sich hat. Dass sich zwischen alten Fahrrädern und rostigen Miele-Mofas, raren Ersatzteilen und militärischen Accessoires auch so manch motorisiertes Juwel befindet, ist dabei kein Zufall, sondern das Ergebnis einer konsequenten Kultivierung.
Armin Fehr gibt kräftig die Hand. Der Schwetzinger Adler-Veteran strahlt mit der Sonne in Hockenheim um die Wette. Denn auf dem Ring ist er nicht nur jener Lokalmatador, der davon schwärmen kann, wie er mit seiner frisierten MB 250 bereits 1963 jede Maschine von NSU oder Horex spielerisch abhängte.
Gemeinsam mit Christian Rioth vom Adler-Motor-Veteranen-Club steht er vor dem weltweit letzten intakten Modell Typ 5/14, um ins Schwärmen zu geraten. Dass dieses Bauwerk mit seinen 10 000 Goldmark in der Anschaffung bereits im Jahr 1914 als purer Luxus galt, ist schon beeindruckend.
Dass die 80 gebauten Modelle des robusten Riesen jedoch weitgehend im Kriegseinsatz zerstört wurden, ein weiterer Umstand, der den letzten Überlebenden nach sechs Jahren Restaurationszeit so auszeichnet. „Ist er nicht schön geworden?“, will Armin Fehr wissen – eine rhetorische Frage, die keiner Antwort bedarf.
Was sich in den Händlerfluchten anders darstellt. Auf 120 000 Quadratmeter Freifläche buhlen rund 2000 Aussteller um Kunden und verhandeln dabei wahlweise die Preise historischer Schmuckstücke wie einen Hanomag 4123 Garant aus dem Jahr 1935 oder eines jener ledernen Lenkräder, die in ihrer Mannigfaltigkeit schier auf Bäumen zu wachsen scheinen.
Eine Vielfalt zwischen Benz-Stern und Registrierkasse, die bei der Veterama Prinzip hat – und bis in die kuriosen Details gepflegt wird. Die Kino-Sitzbank, die Darwin und Marius aus Mannheim zu Verkauf feilbieten, ist dafür ein Beispiel, die Kreationen von Gereon Lenz und Michael Obst noch ein ganz anderes Kaliber. Denn neben der original von Michael Schumacher signierten Kappe haben sie eine aus Federn, Leuchten und Blech gefertigten Freund dabei, der kess grüßen lässt. „Diese Messen sind wie eine Sucht“, wie es Michael Obst auf den Punkt bringt, „du kannst nicht ohne sie –und sie nicht ohne dich.“ Wie Recht er doch hat.
Info: Mehr Bilder von der Veterama: www.schwetzinger-zeitung.de
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