Zahlreiche Bürger nutzten die Gelegenheit und kamen zum Stammtisch des Ortsverbands der Hockenheimer Grünen, um sich mit Dr. Andre Baumann, hiesiger Landtagsabgeordneter und Staatssekretär im Umweltministerium, zum Thema „Windenergie aus Sicht des Landes“ auszutauschen. Elke Dörflinger, Sprecherin des Ortsverbandes, begrüßte die Anwesenden mit den Worten „wir blicken in diesen Zeiten alle ganz besonders auf das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, weil wir natürlich von dort viele Impulse und konkrete Handlungsstrategien in Sachen Klimaschutz erwarten. Dies ist umso wichtiger, da insbesondere Jugendliche den Klimawandel fürchten“.
Mit den Worten „Der Klimawandel steht nicht vor der Tür, er hat die Tür eingetreten“, eröffnete Dr. Baumann den Abend und seinen inhaltlichen Vortrag. „Der Klimawandel ist auch in Hockenheim angekommen. Das sieht man beim sterbenden Dünenwald: Buchen und Kiefern sterben auch bei uns flächendeckend ab. Darum müssen Klimaschutzmaßnahmen – wie Windräder – auch in Hockenheim umgesetzt werden, und das auch im Wald.“
Zahl der Anlagen verdoppeln
Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es bis 2040 einen drastischen Anstieg von erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung. Dazu gehören Windkraftanlagen und Photovoltaik. In Baden-Württemberg würde das bedeuten, dass sich die Zahl der bestehenden 758 Windenergieanlagen (WEA) bis 2030 fast verdoppelt auf 1400 WEA und bis zum Jahr 2040 rund 2000 Windenergieanlagen mit einer höheren Leistungsfähigkeit benötigt würden.
Im Land sollen zwei Prozent in jeder Region für Wind und Photovoltaik zur Verfügung gestellt werden, für Windenergie mindestens 1,8 Prozent. „Auf Hockenheimer Gemarkung gibt es nach dem aktuellen Windatlas Baden-Württemberg im Osten des Hockenheimrings eine für die Windkraft geeignete Fläche. Zudem sind weitere Flächen im Bereich der Horan-Gemeinden für potenzielle Windparks denkbar. Die größte geeignete Fläche im Wahlkreis ist der Waldbereich Entenpfuhl in Schwetzingen“, erklärt Baumann.
Adolf Härdle, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Hockenheimer Gemeinderat, begrüßt die Bereitschaft des Verband Region Rhein-Neckar, die verbesserten gesetzlichen Rahmenbedingungen als Planungsauftrag zu verstehen. Es gelte in der Metropolregion den Ausbau von Windkraftanlagen und Freiflächen-Photovoltaik voranzutreiben. „Für die Kommunen in der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim mit Reilingen, Altlußheim und Neulußheim sehe ich zudem die große Chance, sich als Umwelt- und Klimaschutz-Region zu positionieren“, ist Härdle überzeugt.
Dazu gehöre allerdings ein neues Verständnis im Umgang mit der Kulturlandschaft, vorausschauendes Denken und die Bereitschaft, die bereits 2014 untersuchten zwölf Standorte in der Flächenpotenzialanalyse für Windkraftanlagen noch einmal auf den Prüfstand zu stellen.
In Vorbereitung auf das Thema haben der Ortsverband und die Fraktion von B 90/Die Grünen zwei Exkursion Anfang Mai und im Juli im Rahmen der Reihe „Reden wir übers Klima“ durchgeführt. Aus Sicht der beiden Stadträte Oliver Grein und Christian Keller lassen sich daraus konkrete Standorte für Windenergieanlagen erkennen, allerdings benötigten die Kommunen bei der Umsetzung eine Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg.
„Das Land Baden-Württemberg wird landeseigene Flächen zur Verfügung stellen, insbesondere im Staatswald. Kommunen können bei Windrädern auf eigenen Flächen mit Pachteinnahmen von rund 150 000 Euro pro Jahr rechnen. Damit wird die Windkraft auch als ein attraktives Modell für Kommunen gewertet, um die Haushaltsmittel zu stärken. Auch wurden kürzlich von der Bundesregierung die Förderansätze erhöht“, sagte Baumann.
Land hilft bei Dialogprozessen
Baumann berichtete, dass sich Kommunen beim Umweltministerium melden könnten, wenn sie Unterstützung bei Dialogprozessen benötigten. Auf Nachfrage sagte Baumann, dass Bürgerenergiegenossenschaften geeignet seien, Bürgerinnen und Bürger an den Erlösen aus der Windenergie zu beteiligen. Dies stärke die Akzeptanz vor Ort, genauso wie Gespräche mit Kommunen, Landwirten und Naturschutzverbänden wie BUND und Nabu.
„Sowohl die Behörden als auch die Ministerien machen den Weg frei für die Windkraft – für den Klimaschutz, für den Industriestandort Baden-Württemberg und für bezahlbare Strompreise.“ Baumann ist sich sicher: „Die Klimaneutralität bis 2040 ist ein vom Land gestecktes Klimaschutzziel, das ambitioniert ist und im Bereich der Windenergie realisierbar ist.“
Beim nächsten Stammtisch beschäftigt sich der Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen mit dem Thema „Zum Umgang mit der Ressource Wasser“. Der studierte Biologe und Chemieingenieur Uwe Heidenreich wird am Donnerstag, 22. September, ab 18.30 Uhr im Restaurant „Rondeau“ Gast sein und hierzu referieren.
Es sind alle interessierten Bürger eingeladen. Anmeldung per E-Mail an elke.doerflinger@gruene-hockenheim.de. zg
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