"Cooper Standard ist sowohl durch eine Reihe von strategischen Übernahmen als auch organisch gewachsen. Unsere Unternehmenskultur . . . ist die Basis für innovative Lösungen", heißt es auf der Homepage des Automobilzulieferers Cooper Standard Automotive mit dem Hauptgeschäftssitz in Novi im US-Bundesstaat Michigan.
Der führende Anbieter von Systemen und Komponenten für die Automobilindustrie beschäftigt weltweit mehr als 25 000 Mitarbeiter und betreibt Produktionswerke in 19 Ländern. Für den Standort Hockenheim dürfte jetzt wohl das Aus kommen. Im vergangenen Oktober hatte der Konzern noch angekündigt, "die Cooper Standard Gruppe wird im Laufe der kommenden zwei Jahre das Werk Hockenheim zum europäischen Zentrum für die Entwicklung und Herstellung von Thermal & Emission-Produkten ausbauen", die bisherige Rohrfertigung würde "im Rahmen dieser Umstellung in andere Werke der Cooper Standard Gruppe transferiert oder an Drittfirmen übertragen", hieß es in der damaligen Pressemitteilung.
Durch die Auslagerung würden "bis Ende 2015 etwa 100 von heute rund 200 Arbeitsplätzen im Produktionswerk in Hockenheim verloren gehen". Nun kommt der harte Einschnitt doch wohl schon früher - und zwar für rund 240 Mitarbeiter. Unter der Prämisse, dass die bisherige Rohrfertigung ausgelagert werde, habe der Betriebsrat einen Interessenausgleich und einen Sozialplan verhandelt, sagte Betriebsratsvorsitzender Walter Keller gestern in einer Stellungnahme. In einem ersten Schritt seien 24 Mitarbeiter zum 1. Juli in eine Transfergesellschaft gewechselt. Weitere sollen noch folgen.
Stellenabbau nichts Neues
"Für uns irritierend", so Keller, habe Cooper Standard bereits seit Jahresbeginn versucht, die Thermal & Emission-Sparte insgesamt zu veräußern. Die Zentrale in den USA hatte am Montag bekanntgegeben, dass die weltweiten Aktivitäten im Thermal & Emission-Bereich an die Halla Visteon Climate Control Corp. mit Hauptsitz in Südkorea verkauft werden.
Die Entwicklung des Werks in der Talhausstraße 14 ist schon länger eine Geschichte der Umstrukturierungen und des Stellenabbaus. Das im August 1966 von der J. Reiert AG zusammen mit der amerikanischen Firma ITT Fulton Rohr gegründete Privatunternehmen wurde 2006 von Cooper Standard gekauft. Eine erste größere Krise datiert von Anfang der 1990er Jahre, als eine Insolvenz des Unternehmens gerade noch durch den Verkauf der privaten Anteile abgewendet werden konnte. 2006 fielen 85 Arbeitsplätze am Standort Hockenheim weg, weil der Konzern "durch Anpassung der Fertigungskapazitäten und Optimierung der Auslastung bestehender Produktionswerke", so die damalige Begründung, Teile der Rohrfertigung an den Standort Zdar in Tschechien verlagerte.
"Der Standort Hockenheim und die Mitarbeiter gehören nicht zum jetzigen Deal", meint Keller: "Nur die Maschinen, die noch gar nicht in Hockenheim gelandet sind, die Aufträge, das Know-how und der Engineering-Bereich sollen übernommen werden." Das bedeute quasi "die Komplettschließung des Traditionsstandorts Hockenheim".
Der Beschluss, die Rohrherstellung aus Hockenheim zu verlagern, sei eine "krasse Fehlentscheidung des Managements", wird der Betriebsratsvorsitzende deutlich. Die Belegschaft stehe "vor dem Abgrund ihrer Existenz".
Auf telefonische Anfrage äußerte sich der Personalleiter von Cooper Standard Europe, Klaas Uphoff, gestern Nachmittag gegenüber unserer Zeitung mit einer Presseerklärung. Der Verkauf an Halla Visteon habe "auch Auswirkungen auf das Cooper Standard Werk in Hockenheim". Nach dem im April verhandelten Sozialplan habe eine erste Gruppe von 24 Mitarbeitern Ende Juni "das Werk verlassen können", so die Bestätigung. Auf betriebsbedingte Kündigungen habe man im letzten Monat verzichtet können.
Produktionsstätte nicht erworben
"Teil des nun abgeschlossenen weltweiten Verkaufsprozesses sind die zum Thermal & Emission-Bereich gehörenden Produktionsanlagen in den USA und in Europa, Patente und die Entwicklungsabteilung", heißt es weiter. Das Produktionswerk in Hockenheim sei vom Käufer jedoch nicht erworben worden, sondern bleibe Teil der Cooper Standard Gruppe.
Kurzfristig ändere sich durch den Verkaufsprozess in Hockenheim nichts, es bleibe bei dem bisherigen Verlagerungsplan für die Rohrfertigung. "Für die Zeit ab 2016 fehlt nun aber die Zukunftsperspektive", gibt man abschließend aber zu. Geschäftsleitung und Betriebsrat hätten vereinbart, noch im Juli Verhandlungen zur Zukunft des Werkes aufzunehmen.
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