Die Storcheneltern Svea und Jonas haben in Hockenheim vier Storchenkindern das Leben geschenkt und nun ordentlich was zu tun, denn die Kleinen haben einen enormen Hunger. Regelmäßig sperren sie ihre kleinen schwarzen Schnäbel auf und strecken die Hälse in die Luft, um den Eltern zu erklären: Es ist wieder Zeit fürs Futter.
Damit ist die Phase der trauten Zweisamkeit des Paares vorbei, es heißt, einer beschützt und wärmt die Kleinen im Nest und der andere besorgt Verpflegung – am besten reichlich. Verantwortungsvoll wechseln sich Svea und Jonas, die nun schon seit 2009 jedes Jahr zusammen in der Rennstadt brüten, bei den Aufgaben ab und kümmern sich um ihren Nachwuchs.
Svea kehrte im Februar als erstes aus ihrem Winterquartier auf der iberischen Halbinsel nach Hockenheim zurück und durfte sich an einem sauberen und neu renovierten Nest erfreuen. Da der Nestrand mittlerweile sehr verklebt war und einiges an Plastikmüll mit eingebaut worden war, hatten die Experten vom Naturschutzbund (Nabu) beschlossen, einen sogenannten Nestrückbau zu vollziehen. Hierbei wurde das über mehrere Jahre gebaute Nest auf- und abgesägt und wieder eine ordentliche Fläche für die neue Brutzeit geschaffen.
Die Kosten von 1190 Euro für diesen Nestrückbau übernahm der Nabu Hockenheim, jedoch beteiligen sich der Hausbesitzer und die Sparkassen Heidelberg mit einer großzügigen Spende.
Somit konnten die Störche in ihrem Zweitwohnsitz sofort mit dem Nestbau beginnen und nahmen sich dabei immer wieder Zeit für die Kopulation. Das Paarungsritual der Störche kann mehrmals täglich stattfinden, erläutert Nabu-Storchenfachmann Thomas Picke.
Etwa sechs Tage nach der erfolgreichen Befruchtung kam das erste Ei. Dieses legte Svea in der Nacht zum 14. März, und im Rhythmus von jeweils zwei Tagen folgten vier weitere. Das ist dank der Storchenkamera bekannt, die seit Jahren wichtige Informationen über Familie Adebar liefert.
Erstes Tier am 18. April geschlüpft
Kurz bevor sich das erste Küken daran machte, seine Schale zu knacken, schleppten die Eltern weiches Material herbei, um es ihren Jungen gemütlich zu machen. Von der Ablage des zweiten Eis rechnen die Experten etwa 32 bis 33 Bruttage, bis das erste Junge schlüpft. Die Störche können mit ihrem Nachwuchs kommunizieren, wenn dieser noch in ihrer schützenden Schale ist und wissen so, wann er sich daran macht, diese zu verlassen, erklärt Picke.
Am 18. April war die Freude der Betreuer dann groß, als der erste kleine Storch schlüpfte. Bis zum 20. April saßen dann vier kleine Wonneproppen im Nest, von denen jeder etwa 60 bis 75 Gramm wiegt und bis in vier Wochen sein Gewicht wohl verzehnfachen wird.
Die am Storchennest angebrachte Kamera liefert wichtige Einblicke. Michael Graf unterstützt den Nabu seit einigen Jahren dabei mit seinem IT-Wissen, der Auswahl der notwendigen Hardware und der Betreuung. Elena Heidenreich pflegt seit vergangenem Monat die Facebookseite des Nabu Hockenheim und versorgt dort die Leser ständig mit Neuigkeiten und vielen Fotos aus dem Nest.
Da aufgrund der Cornona-Beschränkungen dieses Jahr in der Sparkasse gegenüber der „Kinderstube“ kein Monitor aufgebaut werden konnte, kann man sich auf Facebook über das Leben der Hockenheimer Storchenfamilie informieren.
41 Brutpaare im Auwald
Gabi und Thomas Picke betreuen seit einigen Jahren das Weißstorchprojekt Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Radolfzell und dem Max-Planck-Institut für Ornithologie. Dabei kümmern sie sich auch um das Horan- Gebiet und die Population im Auwald, der mittlerweile 41 Storchennester verzeichnet. „Die Anzahl der Brutpaare hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen und die jetzige Witterung ist für die Aufzucht recht gut. Allerdings wäre etwas Regen ganz gut, damit es ausreichend Insekten für die Aufzucht gibt“, erklärt Gabi Picke.
Aktuell werden die jungen Störche mit Larven, kleinen Insekten oder Regenwürmern gefüttert. Später folgen kleine Mäuse, Frösche, Kröten, Feldgrillen, Heuschrecken oder Wiesenschnaken.
Svea und Jonas dürfte ihre hervorragende Ortskenntnis bei der Aufzucht wohl einen großen Vorteil bieten und so bleibt nur zu wünschen, dass alle Küken überleben und dass es keine großen Unwetter gibt, die sie gefährden könnten.
Info: Mehr Bilder und ein Video vom Storchennachwuchs unter www.schwetzinger-zeitung.de
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-bei-familie-storch-gehts-im-nest-hoch-her-_arid,1633476.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html