Großbrand

Brand bei Delvanis in Hockenheim: Keine Hinweise auf Straftat

Ermittler gehen nicht von fahrlässiger Brandstiftung aus, während das Unternehmen Selbstentzündung als unwahrscheinlich bezeichnet.

Von 
Matthias Mühleisen
Lesedauer: 
2022: Feuerwehrleute bekämpfen die meterhohen Flammen von der Böschung der Bundesstraße 39 aus. © Freiwillige Feuerwehr Altlußheim

Hockenheim. Die Brandermittler des Polizeipräsidiums Mannheim haben keine Hinweise auf eine strafbare Handlung gefunden, die zum Brand gepresster Kunststoffabfälle auf dem Gelände der Firma Delvanis geführt hat. Das teilte die Pressestelle des Polizeipräsidiums am Dienstag auf Anfrage mit. Es lägen auch keine Hinweise auf eine fahrlässige Brandstiftung, etwa durch weggeworfene glimmende Zigarettenkippen, vor. Die Firma Delvanis hält dagegen eine Selbstentzündung für unwahrscheinlich.

„Bei uns wird der Fall als ,Brand ohne strafbare Handlung’ behandelt“, sagte der Polizeisprecher. Eine Selbstentzündung der Abfälle sei beim aktuell herrschenden Wetter nicht ungewöhnlich. Mit letzter Sicherheit dürfte die Ursache aber schwer festzustellen sein, zumal keine Zeugenhinweise eingegangen seien. Die Ermittlungen seien für die Polizei damit vorerst abgeschlossen.

Blaulicht

Feuer bei Delvanis in Hockenheim - Brandursache weiter unklar

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
17
Mehr erfahren

Das ist nicht ungewöhnlich, zeigt die Nachfrage beim Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe: „Bei allen bisherigen Bränden ließ sich die Brandursache nachträglich nicht mehr ermitteln, auch nicht durch Brandsachverständige vor Ort“, lautet die Antwort.

Delvanis-Vertreterin Dorothee Seifert sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, das Unternehmen denke darüber nach, die Überwachung des Geländes durch Kameratechnik zu verstärken. Es habe sich um Material auf der Außenlagerfläche gehandelt, das schon eine Weile dort gelegen habe. „Das entzündet sich in der Regel nicht einfach so mal eben.“ Die beiden Brände von 2020 und 2018 seien dagegen in der Halle ausgebrochen bei der Verarbeitung von tagesaktuell angeliefertem Inputmaterial.

Brand bei Delvanis in Hockenheim: Material nicht leicht entzündlich

„Da kann es immer mal vorkommen, dass man Fehlwürfe hat im Material, etwa ein Akku, der bei der Vorbehandlung angekratzt wurde, aktiv ist und sich erhitzt, dann kann es zu einer sogenannten Selbstentzündung kommen.“ Kunststoffe seien nicht als leicht entzündlich eingestuft.

Die Kontrolle des Brandschutzkonzepts für die Delvanis-Anlage an der Bundesstraße 39 und der Landesstraße 723 obliege dem Bauamt der Stadt Hockenheim. Es enthalte explizite Angaben über Brandschutzabschnitte, Löschgassen und vieles mehr und sei vom Unternehmen umgesetzt worden. Sich gegen Brandstiftung zu schützen, sei aber sehr schwer. Es sei daher nicht angedacht, die Umzäunung des Geländes zu erhöhen oder anderweitig zu verstärken. Im kritischen Bereich der Vorzerkleinerung in der Halle gebe es eine automatische Löschanlage.

Nach Brand bei Delvanis in Hockenheim: Löschwasser in Becken gesammelt

Kunststoffe hätten einen hohen Heizwert. „Deswegen werden sie ja als Ersatzbrennstoff in der Zementindustrie eingesetzt“, sagt Dorothee Seifert. „Wenn die erst mal brennen, brennen sie halt super“, räumt sie ein. Die Baubranche sei jedoch darauf angewiesen, gerade in der aktuellen Diskussion um die Knappheit von Primärbrennstoffen. Delvanis beliefert damit Hersteller im mittel- und süddeutschen Raum.

2018: Als die Feuerwehr an der Delvanis-Halle eintrifft, steht diese teilweise in Flammen. © Feuerwehr Hockenheim

Beim Feuerwehreinsatz mit 200 beteiligten Kräften sei nur Wasser zum Einsatz gekommen, kein Löschschaum. Alles Löschwasser, was auf dem Gelände anfalle, bleibe dort, sagte Seifert. Es werde analysiert und anhand des Ergebnisses werde mit den Behörden entschieden, ob es nach Rücksprache mit der Kläranlage in die Mischwasserkanalisation abgeleitet werden kann oder per Tankwagen in eine geeignete Entsorgungsanlage gebracht werden muss. Nach dem Brand 2020, bei dem die Feuerwehr Schaum eingesetzt hatte, sei das Wasser in Lastern abtransportiert worden.

So schildert es auch die Pressestelle des Regierungspräsidiums: Das Löschwasser sei sowohl in das auf dem Betriebsgelände befindliche Überlaufbecken gelangt, das auch der Löschwasserrückhaltung dient, als auch in ein Versickerungsbecken der benachbarten ehemaligen Bauschuttdeponie der AVR Kommunal, Sinsheim. Zum Stand weiterer Untersuchungen im Bereich der Versickerungsgrube der ehemaligen Bauschuttdeponie Hockenheim lägen dem RP noch keine Erkenntnisse vor.

Die Produktionshalle ist laut Seifert seit Montagmorgen wieder in Betrieb. Die Technik sei vom Brand völlig unbeschädigt geblieben, es sei auch kein Löschwasser in die Halle eingedrungen.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung