Tagebuch einer Familie - Nach der Rückkehr aus den USA absolviert die Achtjährige erst mal Training zu Hause / Reise nach Schottland ins „Walk this Way“-Trainingscenter

Das Ziel vor Augen: Ciara gibt täglich alles

Von 
Vanessa Schwierz
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Das Lächeln geht Ciara nicht verloren - die Achtjährige ist tapfer, zieht ihr Training durch. Schließlich hat sie einen großen Traum, für den sie kämpft: allein laufen zu können. Im Juli wurde sie in den USA operiert, vier Wochen später reiste die Familie wieder zurück in die Heimat (wir berichteten). Nach sechs Monaten ohne Schule ging es für Ciara am Montag wieder los. Anja Sandrini, die Mutter der Achtjährigen, berichtet, wie die vergangenen Wochen seit der Ankunft in Deutschland verliefen.

Nach über 15 Stunden Reisezeit landete die Familie am Sonntag, 16. August, am frühen Morgen auf dem Frankfurter Flughafen. Die Großeltern und die Tante von Ciara empfingen die Familie mit Blumen und Ballons. Vorab hatten sie sich für den Corona-Test registriert, im Anschluss ging es mit dem Auto zurück nach Hockenheim. Zuhause hieß es dann auf die Ergebnisse der Tests warten. „Wir erwarteten kein positives Resultat. Die Lufthansa hatte für viel Abstand zwischen den Gästen im Flugzeug gesorgt und ansonsten haben wir uns generell von anderen Menschen ferngehalten“, erklärte Sandrini. Zuvor einigten sich Christian und Anja Sandrini darauf, zur Sicherheit die Termine der Tochter in den ersten fünf Tagen abzusagen.

Erfreulich: Negatives Testergebnis

Nach 35 Stunden der Ungewissheit kam das Ergebnis per E-Mail: negativ! Sandrini trat mit dem Bürgerservice der Stadt Hockenheim in Kontakt. Sie beantrage eine Ausnahmegenehmigung der Quarantänepflicht, damit Ciara zu ihren Therapien gehen konnte - „natürlich nur, wenn ein negatives Testergebnis vorliegt“. Die Achtjährige trainierte so die ersten fünf Tage zu Hause und verbrachte viel Zeit auf dem Laufband, der Beinpresse sowie mit Spielen in verschiedenen Sitzhaltungen.

Dann kam die erste „konduktive Förderung nach Petö“ (Förderungssystem für Kinder mit zerebralen Bewegungsstörungen, Anm. d. Red.) beim Verein „FortSchritt“ in St. Leon-Rot, die die Familie schon seit vier Jahren begleiten. Weiter ging es für Ciara dann mit einer Mischung aus Übungen zu Hause, bei der Physiotherapie, mit Petö und Schwimmen. „Glücklicherweise hatten sowohl das TopFit, die für uns das Zumba-Event ausgerichtet haben sowie der Schwimmverein, der für uns das 24h-Schwimmen veranstaltete, angeboten, uns mit Ciaras Schwimmprogramm zu helfen. Denn alle Bäder mit geeignetem Becken für das Training hatten bekanntlich geschlossen“, sagte Sandrini und zeigte sich erfreut über diese Unterstützung.

Spezialisiert auf die Therapie

Eigentlich hätte die Familie die letzten Ferienwoche zu einem lange geplanten und bereits wegen Corona einmal verschobenen Wasserphysiotherapie-Intensivtraining gehen sollen, aber aufgrund einer Reisewarnung mussten die Sandrinis umplanen. „Wir hatten Glück und konnten spontan zu dem SDR-Trainingscenter ,Walk this Way’ in Schottland, was eigentlich erst für die Herbstferien geplant war“, erklärte Sandrini. Bereits seit 2019 trainiert Ciara dort. Das Zentrum hat sich auf die Therapie von Patienten vor und nach der SDR-Operation spezialisiert und arbeitet seit Jahren eng mit dem St. Louis Children’s Hospital zusammen, in dem Ciara im Juli operiert wurde.

Die Achtjährige trainierte fleißig, ging sogar ein Stück mit 3-Punkt-Stöcken. Von der Trainerin erhielt die Familie im Anschluss ein individuelles Trainingsprogramm, das sie über die kommenden Monate drei-, viermal die Woche abarbeiten werden. Im Februar werden die Sandrinis dann wieder nach Schottland ins Trainingscenter reisen.

Hoffnung auf viele Fortschritte

Das Leben von Ciara ist derzeit von viel Training geprägt, wie ihre Mutter sagt: „Es besteht aktuell wöchentlich aus Physiotherapie, Petö, Schwimmen, dem Trainingsprogramm von ,Walk this Way’, den täglichen Stretchübungen für zu Hause, die wir vom Krankenhaus mitbekommen haben und Akupunktur.“ Ergänzend wird Ciara in den nächsten zwei Wochen wieder therapeutisches Reiten und Training auf der Vibrationsplatte auf ihr Wochenprogramm bekommen. Zusätzlich sind, abgesehen von den Weihnachtsferien, alle Ferien mit Intensivtrainings verplant. „Ein trainingsreiches Jahr wird vor uns liegen, von dem wir uns jedoch viele Fortschritte erhoffen“, sagte Anja Sandrini, dass Ciara jeden Tag stärker und ausdauernder wird.

Doch es liegt noch ein weiter Weg vor der Achtjährigen. Sie ist dabei ihren Körper neu kennenzulernen, zu erforschen, was plötzlich möglich ist, und Dinge zu erlernen, die kleine Kinder lernen, bevor sie die ersten Schritte gehen, beschreibt ihre Mutter die Situation. „Ciara hat ihr Ziel vor Augen und gibt jeden Tag alles. Davor können wir täglich nur den Hut ziehen, um sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bei der Realisierung ihres Zieles zu unterstützen. Jedes Familienmitglied trägt seinen Teil dazu bei, dass dieses Programm gestemmt werden kann“, sagte Ciaras Mutter Anja Sandrini abschließend und voller Optimismus.

Redaktion Redakteurin mit Schwerpunkt Online, aber auch Print

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