Hockenheim. Die meisten Teilnehmer bei der Preisverleihung im Hockenheimer Rathaus für die fleißigsten Radfahrer beim Stadtradeln waren Dauergäste. Doch ausgerechnet auf den Sieger traf das nicht zu. Für Wolfgang Kille war seine erste Teilnahme am Stadtradeln „ein Ansporn, noch mehr zu fahren“, erzählt er dieser Zeitung.
Gemein haben die drei Bestplatzierten unter den 358 teilgenommenen Radfahrern ihre Einstellung zum Zweirad. „Alles, was ich mit dem Rad erreichen kann, fahre ich auch mit dem Rad“, erklärt die Drittplatzierte Marion Gollnick unter Zustimmung von Dirk Donath, der mit rund 30 Kilometern mehr den zweiten Rang belegt. Beinahe 200 Kilometer mehr hat Kille absolviert. Rund 90 Kilometer ist der 67-Jährige täglich gefahren.
Täglich fünf Stunden im Sattel
„Als Rentner habe ich den Vorteil, dass ich viel Zeit habe. Ich war jeden Tag ungefähr fünf Stunden im Sattel.“ Nachdem er verfrüht aus dem Beruf ausgeschieden war, sei er aufs Rad umgestiegen. Vor vier Jahren habe er sich sein erstes E-Bike gekauft, inzwischen hat er rund 30 000 Kilometer auf dem Tacho – obwohl krankheitsbedingt eine rund einjährige Pause dazwischenkam.
Sein Teamkollege von den Oldtimerfreunden, die in der Mannschaftswertung hauchzart das Treppchen verpassten, Ralf Dorn, wirft ein: „Es macht einfach Spaß, draußen an der Natur zu sein, abzuschalten.“ Der Berufstätige habe sich während der drei Wochen den Wecker regelmäßig auf sechs Uhr gestellt, um noch vor der Arbeit in die Pedale treten zu können, auch die Mittagspause wurde zum Kilometersammeln genutzt.
Gut für die Gesundheit
Mit dem Fahrrad komme man oft an Orte, die mit dem Auto nicht erreichbar seien. Das lasse Sieger Kille ohnehin meist stehen. „Das Radfahren tut mir gesundheitlich unheimlich gut.“
Auch auf die Sicherheit lege er besonderen Wert. Ein Bekannter habe vor Jahren einen Fahrradunfall gehabt, musste ins Krankenhaus eingeliefert werden – hätte er einen Helm getragen, wäre es wohl glimpflicher ausgegangen. Kille sei deshalb „schon seit jungen Jahren immer mit Helm unterwegs“. Dabei spielten auch die Temperaturen keine Rolle. „Ich sitze im Sommer bei 30 Grad genauso auf dem Rad wie im Winter.“ Oberbürgermeister Marcus Zeitler weiß das zu schätzen: „Wenn man an solch warmen Tagen Rad fährt, ist das eine Leistung.“ Die Stadtspitze würdigt das mit verschiedenen Fahrradtaschen als Preise.
Neben dem Klimaschutz geht es beim Stadtradeln auch darum, Aufmerksamkeit für die Anliegen der Radler zu wecken und die Radinfrastruktur unter die Lupe zu nehmen. Es habe sich mit den Jahren etwas getan, schildert Kille seine Erfahrungen in Sachen Fahrradfreundlichkeit. „Auch die Autofahrer sind rücksichtsvoller geworden.“
Gauß bei den Schulen vorne
Seine schönste Strecke führte den Rentner von Hockenheim am Rhein entlang über Oberhausen-Rheinhausen nach Bruchsal. Auf dem Rückweg über Forst und St. Leon-Rot kämen auf der von ihm befahrenen Route rund 80 Kilometer zusammen. Deutlich kürzer war der Weg für die insgesamt 166 Schüler, die sich an der Aktion beteiligten. Der Großteil entfiel dabei fast schon traditionell auf das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium, die über 100 Schüler stellten. Ginge es nach Lehrer Markus Kaul dürften es im nächsten Jahr gut und gerne doppelt so viele Kinder sein, die in die Pedale treten – und noch mehr als die rund 20 000 Kilometer sammeln, um den ersten Rang zu verteidigen.
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