Blättert man in dem vor über einem Jahrzehnt erschienenen Band „Hockenheim in unvergessenen Bildern“, erstellt von Alfred Rupp, Erich Losert und Manfred Christ, so findet man unter Kapitel fünf die örtlichen Gaststätten, von denen mittlerweile viele nur noch den Altvorderen vom Namen her bekannt sind.
Auf zwölf Seiten sind dort gut 20 Gaststätten und Wirtshäuser aufgeführt, von denen manche auch noch heute betrieben werden, beispielsweise der Güldene Engel, andere noch fest im Gedächtnis der Stadt haften, wie der Stadtpark, und andere, die längst Geschichte sind, beispielsweise der „Walfisch“ in der Rathausstraße oder das Gasthaus „Zur Eintracht“, in dem heute die Kasperbühne in der Heidelberger Straße ihren Platz hat.
Ein weiteres Gasthaus, das von den Fluten der Zeit hinweggespült wurde, ist der „Badische Hof“. Einst neben der „Kanne“ als Hotel die erste Adresse am Ort, war es insbesondere in Motorsportkreisen sehr beliebt, und ein Treffen für Rennsportfans aus der Region und weit darüber hinaus.
Gebäude wird zu Geschäftshaus
Nach mehreren Pächterwechsel, Inhaber Jakob Auer hatte das Hotel nicht mehr fortführen können, wurde das Gebäude zum Geschäftshaus und für lange Jahre die Residenz der Commerzbank in der Rennstadt. Nach deren Schließung im Sommer vergangenen Jahres harrt es seiner weiteren Verwendung.
Unser Leser und Mitarbeiter Gerhard Rieger, der ein begeisterter Sammler von antiken Postkarten ist, hat uns eine Ansicht vom „Badischen Hof“ samt dem gegenüberliegenden Rathaus aus dem Jahr 1925 – so gibt es der Poststempel, der darauf zu erkennen ist, an – zukommen lassen.
Vor dem Gasthaus sind noch Bäume zu erkennen – die Obere Hauptstraße war damals die Hauptgeschäftsstraße von Hockenheim und die breiten Gehwege samt der Bäume, zusammen als Promenade gestaltet, sollten zum Flanieren und Einkaufen animieren. So jedenfalls hatte es der Gemeinderat 1908 beschlossen und damit gleichzeitig den Startschuss gegeben, die bis dato geschwungene Obere Hauptstraße zu begradigen und zu pflastern – sie sollte für den aufkommenden Pkw-Verkehr attraktiver werden.
Breite Gehwege zum Flanieren
In den 1960er Jahren wurden die breiten Gehwege zurückgebaut, um Parkraum für die mittlerweile stark gewachsene Flut der Fahrzeuge zu schaffen. Heute mag sich mancher an die Zeit vor einem Jahrhundert zurücksehnen. Nicht nur wegen der breiten Gehwege, die noch nicht dem Individualverkehr weichen mussten – hier scheint das Pendel langsam wieder in die andere Richtung auszuschlagen, sondern auch wegen der Vielzahl an Restaurationen, die im Stadtgebiet zum Verweilen einluden.
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