Zum floralen Erlebnis gibt es noch ein bisschen Heimatkunde obendrein. Als Bernhard Rösch durch seinen Garten führt, erläutert er die Motivation für den großen Schwimmteich im Herzen des Grüns. „Wir sind ja hier im Talhaus, das waren also die Taläcker“, beschreibt er, was seine Hände mit Wellenbewegungen unterstreichen. Da lag es nahe, die natürliche Senke auf dem Grundstück zu einem Teich zu gestalten. Die Teilnehmer der Tour „Offene Gärten und Höfe“ staunen nicht schlecht, als sie den grünen Bereich hinter dem massiven Industriegebäude im Talhaus betreten. Weit entfernt scheint die Hektik des Alltags vor dem Tor.
„Das ist hier wie ein kleines Paradies“, freut sich Bernhard Rösch, „das hier keiner vermutet.“ Ein kleiner Sandkasten, Zieräpfel, ein Kirschbaum. Selbst eine Feige steht in der prallen Sonne. Auf dem Wasser roséfarbene Seerosen. „Der Schwimmteich ist 1,70 Meter tief“, erläuterte der Hockenheimer seine Planungen von einst. Das Grün drum herum strahlt Ruhe aus. „Die hat man hier auch“, sagt Rösch.
Auch wenn die Arbeit niemals ausgeht. Deshalb lässt Rösch auch schon einmal Weißklee für die Insekten stehen oder beobachtet Grün- und Buntspecht in seinem Garten. Ein letzter Blick auf die strahlend weiß blühenden Kugel-hortensien, und schon schwingt sich die Radlergruppe wieder auf ihre Vehikel – der nächste Garten lockt.
Vier begeisterte Hobbygärtner
Immerhin vier begeisterte Hobbygärtner hat der Kunstverein in diesem Jahr akquiriert, die sich am Projekt „Offene Gärten und Höfe“ beteiligen. Auch Familie Tilch, die unweit der Bahn wohnt, hat sich entschlossen mitzuwirken. Gerade einmal 70 Quadratmeter misst ihr Hausgarten, den sie seit 1992 hegen und pflegen.
Hanna und Dieter Tilch freuen sich über die Besucher, die ihnen in Wellen immer wieder in das grüne Zimmer gespült werden. „Wir möchten gerne zeigen, was man aus einem so kleinen Garten machen kann“, verraten sie. Und siehe da: Neben einer Terrasse findet sich ein zweiter Sitzplatz – für die Sonnenstunden im Frühjahr – und sogar ein Springbrunnen sowie ein Teich.
„Es hat sich einfach alles entwickelt“, berichteten die Eheleute, „und wir haben eine Grundliebe zur gepflegten Wildnis.“ Der Staudengarten steht derzeit in voller Blüte. „Ich liebe Rittersporn“, erklärt Hanna Tilch, doch leider, leider will der nicht so recht auf Sand groß werden. „Versuch, Irrtum und Erfolg“, umschreibt sie ihr Konzept für den Garten.
Die Besucher spiegeln sich. Nanu? War da noch jemand? „Das erzeugt die Illusion von Weitläufigkeit“, erläutern die Gartenbesitzer. Die Seerosen wippen in ihrem Teich, die Libellen finden hier stets einen Rückzugsort. Bunte Keramiken verzieren den Gartenweg. „Schön ist es hier“, strahlt Teilnehmerin Elke Herzig, die selbst gerade an der Planung ihres Gartens sitzt. „Der soll pflegeleichter werden“, erklärte sie. Doch nur Steine wollen sie und ihr Ehemann auch nicht haben – „darum holen wir uns heute Anregungen“.
Weiter geht es für die Gruppen noch zu Familie Heer, die viele Schätze und Schätzchen in ihrem Staudengarten beherbergen. Auch Familie Langlotz lädt ein, sich in ihrem Gartenparadies zu tummeln. Prächtig blühende Stauden und Bäume gliedern dort den grünen Rasen und viele Kunstwerke verzaubern die Menschen, die sich an diesem Tag hinter die Gartenmauer begeben. Dort lugen selbst leckere Gemüse aus den Beeten, während vorm Gartenzaun die Welt blüht und die Insekten verwöhnt. Schätze, die sonst niemand sieht. Die Teilnehmer freuen sich, diese Einblicke zu erhalten.
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