Wenn bisher nicht jeder in Hockenheim mit dem Namen Armin Göhringer vertraut ist, so wird sich das bald ändern, denn eine Stele des Künstlers, der heute zu den führenden Holzbildhauern Deutschlands zählt, wird ab November auf dem Hochwasserschutz- und Ökologie-Projekt-Gelände installiert.
Gestaltet hat Göhringer die Stele in Hockenheim aus einem sechs Meter hohen Eichenstamm in einem dafür eingerichteten „temporären Atelier“ auf dem städtischen Grundstück am Mörscher Weg. Den Auftrag dazu hat der Hockenheimer Kunstverein erteilt, der schon 2005 Arbeiten von ihm in der Stadthalle präsentierte.
Am vergangenen Mittwoch begann der Bildhauer den Eichenstamm, der aus einem Sägewerk im Südschwarzwald hierher transportiert wurde, zu bearbeiten, am Freitagvormittag und -nachmittag konnten ihm Interessierte bei der Arbeit zusehen beziehungsweise schon die fertige Arbeit im Gewächshaus bestaunen.
„Dem Künstler über die Schulter zu schauen ist etwas ganz Besonderes“, meinte auch Gisela Späth, Vorsitzende des Kunstvereins, im Gespräch mit dieser Zeitung, „bei der Bearbeitung des Stamms mit der Kettensäge konnte man feststellen, wie sehr sich handwerkliche Fertigkeit mit höchster Kreativität vereint.“
Spannend ist es allemal, auch das fertige Werk auf sich wirken zu lassen. Im Gespräch mit dem Künstler wird vor allem deutlich, dass er nur mit Holz arbeitet und diesen Werkstoff als etwas Lebendiges begreift. Das Werkzeug, mit dem er es bearbeitet, ist die Kettensäge.
Ihm geht es vor allem darum, die Beziehung zum Raum, zur Wahrnehmungswelt des Betrachters, sichtbar zu machen und zu zeigen, dass die Skulptur ein Innenleben hat, dass die „senkrechten und waagerechten Linien auf den beiden Seiten sich gegenseitig beeinflussen und zusammen ein Ganzes ergeben. Steht die Stele, kann man erkennen, wie sich von der Mitte, vom Inneren heraus, die Lichtöffnungen ändern und miteinander korrespondieren“, wie er sagte. Der spezifische Ausdruck des Holzes bleibt dabei in den Linien, in den Spuren der Säge erhalten.
Motorsäge ersetzt den Pinsel
Das fertige Werk färbte er mit schwarzem Pigment ein, das ihm eine besondere Ausstrahlung verleiht. Primär aber geht es dem Bildhauer um die Form, die aus einem einzigen Stück Holz realisiert wird, wo er realitätsnahe Beobachtung und Abstraktion zu einer neuen Synthese vereint, gleichzeitig die Polarität von Schwere und Leichtigkeit, von Gewicht und Gegengewicht, von Innerem und Äußerem in den Blickpunkt rückt. „Jeder Baum entwickelt im Wachstum Kräfte, die sich im Stamm ausbilden. Diesen Kräften im Holz nachzuspüren, sie sichtbar zu machen, ist die Idee der Arbeit“, erläuterte er sein Konzept, „zu beobachten, wie sich das Holz angesichts des Längsschnitts und seiner Bearbeitung mit der Kettensäge verhält. Eiche eignet sich ganz besonders für eine Skulptur im Freien.“
Dass bei der Gestaltung einer solchen Skulptur neben Inspiration viel Transpiration nötig ist, auch das bestätigte Armin Göhringer ebenfalls im Gespräch, doch hat er in den vergangenen drei Jahrzehnten, seit er sich der bildhauerischen Arbeit mit Holz verschrieben hat, viel Erfahrung im Umgang mit der Kettensäge gesammelt. Eben ist anlässlich seiner bevorstehenden Ausstellung in einer Tuttlinger Galerie ein bemerkenswerter Katalog mit dem Titel „Riskante Grenzgänge“ erschienen, in dem man auch seinen Werdegang nachlesen kann.
Von der Malerei zur Skulptur
Geboren ist Armin Göhringen 1954 in Nordrach, Schwarzwald. Nach einer Ausbildung als Retuscheur studierte er zwischen 1976 – 1982 an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Zunächst beschäftigte er sich mit Malerei, um sich Mitte der 1980er Jahre der dreidimensionalen Arbeit zuzuwenden. Nach anfänglich figürlichen Arbeiten fand er zu Beginn der 1990er Jahre zu seiner bis heute gültigen abstrakten Formensprache in Holz. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland sowie Preise unterstreichen sein Renommee. Armin Göhringer lebt in Zell am Harmersbach im Schwarzwald.
„In der zweiten Oktoberhälfte folgt die zweite Phase, die der Vorbereitung für die Aufstellung der Skulptur“, informierte die Vorsitzende Gisela Späth, „auf dem HÖP-Gelände fertigen unter Mithilfe eines Metallbauers, eines Mitarbeiters des Bauamts der Stadt Hockenheim und eines Statikers den Sockel, auf dem die Skulptur aufgestellt wird. Der Termin der feierlichen Einweihung wird noch bekannt gegeben.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-der-kraft-des-holzes-wird-form-verliehen-_arid,1701518.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html