Rotary-Club

Der Rotary-Club Hockenheim hat einen neuen Präsidenten

Präsident Dr. Jörg Söhner übernimmt Amt von Frank Brenner und betont, dass die rotarische Arbeit in der aktuellen Zeit noch mehr Bedeutung hat.

Von 
zg/obr
Lesedauer: 
Der scheidende Rotary-Präsident Frank Brenner (links) übergibt den Stab an seinen Nachfolger Dr. Jörg Söhner. © Rotary

Der Rotary Club Hockenheim hat offenbar ein Abonnement auf sonnendurchflutete Tage bei seiner jährlichen Stabübergabe. Anders ist es kaum zu erklären, dass auch in diesem Jahr – zum wiederholten Mal in Folge – die Sonne strahlend die Stabübergabe beschien, die wichtigste Veranstaltung im rotarischen Jahr. Denn an diesem Tag wird, kurz nach dem Wechsel des rotarischen Jahres zum 1. Juli, das Präsidentenamt und damit symbolisch der „Staffelstab“ an ein anderes Clubmitglied weitergegeben. Am vergangenen Sonntagvormittag wurde im Außenbereich des Restaurants Rondeau in Hockenheim aber auch tatsächlich ein „Stab“ übergeben – eine Nachbildung des „Elderstabes“ aus der Fantasy-Buch – und Filmreihe „Harry Potter“, die der scheidende Präsident Frank Brenner an seinen Nachfolger weiterreichte.

Brenner blickte zurück auf ein eindrucksvolles, intensives Jahr. Zunächst waren die Reaktionsfähigkeit und die Bereitschaft zur schnellen Hilfe gefragt, nachdem durch die Flutkatastrophe an der Ahr zahlreiche Menschen in Not geraten waren. Hier generierte der Club bereits vier Wochen nach dem Unglück über ein Spendenfrühstück 10 000 Euro, die direkt an den für die Verteilung vor Ort zuständigen Rotary-Club im Ahrtal weitergegeben werden konnten.

Nach unbeschwerten Sommermeetings deutete sich an, dass die Corona-Pandemie die Gestaltung des Clublebens noch immer ganz wesentlich bestimmen würde. Spendenträchtige Aktivitäten wie etwa beim Hockenheimer Advent mussten seitens des Clubs abgesagt werden. Selbst die traditionelle Weihnachtsfeier fand nicht statt – ein herber Schlag für die rotarischen Freunde, für die doch das regelmäßige Zusammensein einen ganz wesentlichen Bestandteil des gemeinsamen Engagements darstellt.

Einsatz blieb stets erhalten

Dennoch blieb der Einsatz für die Schwächsten in der Gesellschaft hoch: Der Club übernahm die Patenschaft für eine Familie im Ahrtal. Der scheidende Präsident Frank Brenner bezeichnete dies als das wohl emotionalste Engagement seiner Präsidentschaft: Die Organisation eines Reha-Aufenthalts und einer Kurzzeitpflege für zwei Familienmitglieder, ein neues Fahrrad für das jüngste Familienmitglied und die Veranlassung einer schnellen Zahlung der Versicherungen für die an Haus und Hof entstandenen Schäden. Gerade Letzteres hätte ohne das Engagement des Clubs wesentlich länger gedauert. Seit dem 24. Februar beschäftigt nicht nur den Rotary Club die Frage, wie die Reaktion auf den Ukraine-Krieg aussehen kann. Für einen Serviceclub kann es da nur heißen: Schnell helfen!

So wurde rasch eine Spendenplattform geschaffen und der Transport von medizinischem Material im Wert von 7 500 Euro in das Kriegsgebiet organisiert. Dies konnte später bei einer nochmaligen Lieferung durch den Erlös des Benefizkonzerts mit der Band AmokomA in der Stadthalle Hockenheim auf eine Lieferung im Wert von 10 000 Euro ausgeweitet werden.

Trotz all der Einschränkungen, so Frank Brenner abschließend, konnte der Club alle selbst auferlegten Verpflichtungen erfüllen und insgesamt eine Spendensumme von 28 000 Euro generieren. „Wir lassen uns in unserem Auftrag zu helfen nicht einschränken – das macht Rotary aus!“, beendet der scheidende Präsident seine Ausführung.

Da ein solches Engagement nicht ohne die zupackende Hilfe vieler einzelner Mitglieder möglich ist, wurden auch bei der Stabübergabe sogenannte „Paul Harris Fellows“ vergeben. Die nach einem der Gründer benannte Ehrung ist die höchste, die ein Club selbst vergeben kann. Ausgezeichnet wurden die früheren Clubpräsidenten Professor Walter Götzmann und Uwe Huss sowie der für das rotarische Jahr 2023/24 vorgesehen Clubpräsident und Geschäftsführer der Stadthalle Hockenheim, Rainer Weiglein.

Söhner mit Vision

Nach der Entgegennahme von Clubglocke, Charterurkunde und Elderstab versuchte sich Dr. Jörg Söhner an einer solchen Vision, beginnend mit der Erkenntnis, dass es nahezu unmöglich sei, große Pläne zu machen. „Wir leben seit Jahren nur noch in Krisen - hier muss man situationselastisch vorgehen.“ Für ihn sei Verzicht die „Vokabel der Stunde“. Was eigentlich schon lange aus ökologischen Gründen wichtig sei, werde jetzt durch die Konflikte auf der Welt, allen voran den Ukraine–Krieg, für jeden offensichtlich: Eine Begrenzung des Ressourcenverbrauchs ist zwingend und sie wird wohl nur unter Zwang funktionieren. Die Veränderung der Lebens- und Verbrauchsgewohnheiten sei die entscheidende Aufgabe und es gebe etwa mit dem Rauchverbot in Restaurants bereits Beispiele dafür, wie solche zwangsweise herbeigeführten Veränderungen das Denken und Handeln der Menschen so nachhaltig verändert haben, dass man sich an das „Davor“ kaum noch erinnern kann.

Die Vermittlung des Themas „Verzicht“ sei unausweichlich, aber wegen der großen Angst in der Bevölkerung vor Veränderung sehr schwierig. Hier könne Rotary eine neue Aufgabe erfüllen: Halt und Orientierung geben, die Hoffnung auf Verbesserung durch Veränderung stärken und durch den ständigen Austausch mit Spezialisten an deren Erfahrungen teilhaben und neue Perspektiven gewinnen. In den kommenden zwölf Monaten werde der Club die von ihm selbst gewählte gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und an der notwendigen Veränderung mitarbeiten. „Dabei definieren wir uns nicht über das, was wir sind, sondern über das, was wir tun“, schloss Dr. Söhner seine Ausführungen mit einem Appell. Gemeinsam mit einem nur in wenigen Positionen veränderten Vorstand blickt der frischgebackene Präsident zuversichtlich auf die zukünftige rotarische Arbeit. zg/obr

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung