Stadthalle

"Die Magier" in Hockenheim: Wow-Effekte bleiben aus

Das Duo „Die Magier“ mischt in der Hockenheimer Stadthalle Horrortricks, Gedankenexperimente und Comedy - aber die Spannung fällt während der Show immer wieder ab.

Von 
Matthias H. Werner
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Bad Boy der deutschen Zauberszene: Christopher Köhler hat sich in weniger als zwei Minuten aus der Zwangsjacke befreit und lässt sich dafür feiern. Bei vielen Nummern wird es deutlich gruseliger. Bild: Lenhardt © Norbert Lenhardt

Hockenheim. „Unheimliche und extreme Bühnenakte“ hatten sie versprochen, „eine Achterbahnfahrt der mitternachtsmagischen und gruseligen Unterhaltungskunst“ - auf jeden Fall Magie, „die Sie so noch nie gesehen haben und aus guten Gründen weltweit nur von sehr wenigen Performern vorgeführt werden“. Der selbst ernannte Bad Boy der deutschen Zauberszene Christopher Köhler und der Grevener Mentalist und „Ghosthunter“ Lars Ruth waren am Donnerstagabend in der Stadthalle zu Gast - und verwandelten den Musentempel in einer Mischung aus amerikanischer Freak- und Sideshow, verblüffenden Gedankenexperimenten und zwischengestreuter Comedy in ihre Zauberwelt. Zu der das Publikum aber keinen rechten Zugang finden konnte.

Dabei war das auf Kontraste angelegte Konzept des quirligen Kölners mit seinen Horrortricks und des tiefenentspannten Gedankenlesers aus Greven durchaus erfolgversprechend: Das Publikum war durch die Vorberichterstattung auf einen gehörigen Ekelfaktor eingerichtet und die Zuschauer betraten mit einer gewissen Spannung die Show des seit 2017 als „Die Magier“ durchs Land reisenden Duos.

"Die Magier" in Hockenheim: Über Nacht berühmt geworden

Lars Ruth zaubert auf der Bühne der Hockenheimer Stadthalle. © Norbert Lenhardt

Köhler war dereinst mit einem versemmelten Zaubertrick beim Kölner Regionalsender „center.tv“ über Nacht berühmt geworden - das Video davon, wie sich der damals noch recht smarte Magier Anfang 2007 versehentlich einen Zimmermannsnagel durch die Hand rammt, ging viral und der Pechvogel schaffte es sogar in die damals höchst populäre Stefan-Raab-Show.

Dass er sich weiterentwickelt hat, konnte das Publikum durchaus sehen. Dass er allerdings nach wie vor mit dem eher peinlichen Vorfall kokettiert und dem Publikum das Video von damals vorführt, ist eher ein Zeichen dafür, dass er ohne Missgeschicke an den früheren Rummel nicht heranreichen kann.

Zwar sind seine gruseligen Performanceeinlagen durchaus „keine 08/15-Zauberdarbietung“ - außer ein wenig Verblüffung und einer gehörigen Portion Brechreiz kommt aber auch keine wahre Begeisterung auf. Da fädelt der kauzige Kölner fünf Rasierklingen im Mund auf Zahnseide auf, befreit sich aus einer Zwangsjacke oder schluckt einen Faden, um ihn dann aus dem Auge herauszuziehen.

Letztlich gehen seine viel zu kleinteiligen Nummern, die der Großteil des Publikums ohnedies nur über ein Kamerabild auf der Leinwand beobachten kann, aber im Grundrauschen unter und die systematische Stillosigkeit verliert in diesem Umfeld, in dem es an echter Begeisterung fehlt, ihre Berechtigung und wirkt bisweilen allenfalls milde belustigend.

"Die Magier" in Hockenheim: Kandidatin ferngesteuert

Comedy erhebt keinen Anspruch auf hohes Niveau, funktioniert aber auch nicht mit mittelalterlichen Kalauern. „Ich schlage mir den Nagel mit einem Hammer ins Gesicht, nur um euch zu unterhalten“ - was ein Riesengag sein sollte, verbleibt in der „Freakshow“ eher im Bereich der Hilflosigkeit.

Sehr viel gepflegter Lars Ruths Mentalistennummern: Der charismatische Münsterländer lässt mit einem Kartentrick seinen Gast Florian ewig leben, macht ein wenig Gedankenübertragung und steuert eine Kandidatin fern, lässt Conny aus dem Publikum auf Elvis stehen, ohne dass diese ihn mag - und bleibt den großen Knaller doch schuldig.

Letztlich krankt die gesamte „Freakshow“ daran, dass zwar jede einzelne Nummer Verblüffung erzeugt, manche auch das redliche Grübeln, wie das wohl funktionieren mag - die Spannung aber immer wieder abfällt, wenn zwischen ihnen mit Blödeleien die doch viel zu lange Zeit überbrückt wird.

Das Publikum applaudiert mäßig unterhalten - Knaller und Wow-Effekte blieben „Die Magier“ allerdings schuldig.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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