Stuttgart/Hockenheim. Für Christian Kramberg aus Hockenheim sind die „Alumni“, wie man die Absolventinnen und Absolventen einer Hochschule nennt, ein riesiger Schatz, der in ganz Deutschland noch nie richtig entdeckt, geschweige denn gehoben wurde. Daran wollen Kramberg und CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Sturm etwas ändern.
Der 58-jährige Diplom-Kaufmann und Unternehmer Kramberg, der am KIT in Karlsruhe und an der Universität Mannheim studierte, ist seit Jahrzehnten im Hochschulumfeld tätig und weiß, wovon er spricht. 2001 gründete er in Kooperation mit mehreren Hochschulen den als gemeinnützig anerkannten Verein Alumni-clubs.net, Dachverband der Alumni-Organisationen im deutschsprachigen Raum, der mittlerweile über 300 Mitgliedshochschulen repräsentiert.
Kramberg fungiert seit Gründung bis heute als ehrenamtlicher Vorsitzender, seine Frau Dagmar, studierte Diplom-Kauffrau, leitet dessen Geschäftsstelle und kümmert sich um Verbandsorganisation und Mitgliederbetreuung.
Andreas Sturm betont die Wichtig- und Notwendigkeit eines professionellen Alumni-Managements gerade auch mit Blick auf baden-württembergische Hochschulen. Mitte November 2021 hatte Sturm gemeinsam mit der CDU-Landtagsfraktion einen Antrag an die Landesregierung gestellt, der jetzt im Plenum des Landtags debattiert wurde.
Sturm führte unter anderem aus: „Exzellente Universitäten und Hochschulen brauchen ein exzellentes Alumni-Management. Ein Blick auf die angelsächsischen Exzellenzuniversitäten zeigt dies ganz deutlich: Alumni bieten ein enormes Potenzial, etwa in den Bereichen Recruiting, Fundraising, Karriereperspektiven, Praxisinput sowie Image- und Reputationsbildung.“
Anschubfinanzierung gefordert
Der CDU-Parlamentarier sagte weiter: „Ein hoher Prozentsatz der angelsächsischen Hochschulmittel ist von Alumni. Und dabei geht es nicht nur um Großspenden, sondern auch um kleine Beträge. Alumni bieten hervorragende Kontakte in die Wissenschaft und Wirtschaft, regional wie überregional. Und unsere Universitäten und Hochschulen stehen im Wettbewerb, national und international. Wenn wir diese wertvolle Ressource nicht nutzen, ist das ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Unis im Ausland, die aus dieser Ressource Kapital schlagen.“
Universitäten in den USA in der Größenordnung von 20 000 Studierenden hätten oft fünf bis sechs Stellen im Alumni-Management, während vergleichbar große Unis in Deutschland mit Mühe und Not auf eine halbe Stelle kämen. Um langfristig erfolgreich sein zu können, benötige das Alumni-Management eine angemessene finanzielle und personelle Ausstattung. Die CDU-Landtagsfraktion schlage eine Anschubfinanzierung vor, erklärte Sturm.
Sturm ergänzte: „Es ist vollkommen klar, dass wir nicht das Alumni-Selbstverständnis haben, wie es in angelsächsischen Universitäten und Hochschulen vorgelebt wird. Aber was das Beziehungsmanagement angeht, haben wir große Chancen.“ Es gehe um ein generelles Umdenken: In Deutschland gibt es Schule, Ausbildung, Uni, Beruf und Ruhestand als voneinander getrennte Bereiche. Sturm: „Wir brauchen ein neues Bewusstsein, für ein lebenslanges Dazugehören zur ,Alma Mater’, zur ,nährenden Mutter’, wie man die eigene Universität nennt. Das ist eine riesige Chance. Wir haben hier eine Win-win-Situation für die Universitäten und Hochschulen wie auch für die Alumni vor Augen.“
Auf Einladung Sturms verfolgten Christian und Dagmar Kramberg die Debatte im Landtag live. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) machte in ihrer Rede deutlich, dass die Landesregierung der Alumni-Arbeit an den Hochschulen zwar eine große Bedeutung beimesse, aber nicht die Notwendigkeit sehe, seitens des Landes ein professionell aufgestelltes Alumni-Management finanziell zu fördern. Das bedauerten die Krambergs, da dies auch der Wunsch vieler Hochschulen sei. Sie wollen in dieser wichtigen Sache nicht aufgeben und am Thema „dranbleiben“, sicherten sie zu. zg
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