Arbeitskreis jüdische Geschichte - Ralph M. Hockley (96) erhält Medaille „Ritter der Ehrenlegion“ der französischen Regierung. Der 96-Jährige ist der letzte Überlebende der Familie Hockenheimer aus der Vorkriegszeit, 1935 ging er nach Marseille, 1941 ist er in die USA emigriert.

Ehrung für letzten Überlebenden der Familie Hockenheimer

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fob/sb
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Freuen sich über die Auszeichnung für Ralph M. Hockley: Klaus Brandenburger (v. l.) und Felicitas Offenloch-Brandenburger vom Arbeitskreis sowie Oberbürgermeister Marcus Zeitler am Gedenkstein an die Deportation nach Gurs. © Henninger/Stadtverwaltung

Einer besonderen Auszeichnung konnte der Arbeitskreis jüdische Geschichte Hockenheim beiwohnen. Felicitas Offenloch-Brandenburger und Klaus Brandenburger erhielten eine Einladung zur Videoschaltung der feierlichen Ehrungsmatinee von Ralph M. Hockley – ehemals Rudolf Martin Hockenheimer – in Dallas, Texas. Der 96-Jährige ist der letzte Überlebende der Familie Hockenheimer aus der Vorkriegszeit, teilt der Arbeitskreis in einem Pressebericht mit.

Der Name Hockenheimer ist eng mit der heimischen Tabakindustrie verbunden. Der Urgroßvater von Ralph M. Hockley, Isaak Hockenheimer, gründete 1860 mit seinen Söhnen Maier, Carl, Samuel und Leopold die zweite Tabak- und Zigarrenfabrik Hockenheims. Anfänglich wurde die Zigarrenfabrikation in kleinem Umfang betrieben und der Schwerpunkt auf den Verkauf von gefertigten Zigarren gelegt.

Stammsitz weicht Kirche St. Georg

Erst als während des Kriegs 1870/71 keine Waren mehr geliefert wurden, ging der Familienbetrieb zur Zigarrenproduktion über. Isaak Hockenheimer und seine Söhne gründeten Zigarrenfabriken in Reilingen, Neulußheim und Mannheim. Das Wohnhaus und die Tabak- und Zigarrenfabrik am Stammsitz standen in der Oberen Hauptstraße direkt neben dem alten katholischen Pfarrhaus. Am 7. Dezember 1900 verkauften die Söhne Maier, Karl, Samuel und Leopold das durch einen Brand beschädigte Haus samt Grundstück an die katholische Pfarrgemeinde, die auf dem Gelände die Pfarrkirche St. Georg errichten ließ.

Maier, der erste Sohn von Isaak Hockenheimer und Johanna Machol, heiratete Johanna Süss aus Lampertheim. Das Ehepaar hatte elf Kinder, alle wurden in Hockenheim geboren. Ihr zehntes Kind, Julius Hockenheimer, heiratete am 15. März 1923 in München Lilly Löwenthal. Julius und Lilly hatten zwei Kinder: Marianne und Rudolf (Rudi) Martin Hockenheimer (Ralph. M. Hockley).

Ralph Hockley emigrierte 1935 mit seiner Familie nach Marseille in Südfrankreich und wurde dort „als französischer Junge erzogen“. Im Mai 1941 gelang der Familie die Auswanderung, nachdem sein Vater Julius ein Jahr in verschiedenen Lagern, einschließlich Gurs, gewesen war. Mit Hilfe der amerikanischen Quäker und durch Unterstützung des Vizekonsuls der USA, Hiram Bingham, der gegen die Anordnungen seiner Regierung um die 2500 Menschen rettete (darunter Marc Chagall und Lion Feuchtwanger), emigrierte die Familie in die USA.

Schwester im Dezember verstorben

Sein ganzes Leben unterhielt Ralph Hockley gute Beziehungen zu seinen französischen Freunden. Seine Schwester Marianne Hockenheimer, verheiratete Pennekamp, verstarb Anfang Dezember 2021 im Alter von 97 Jahren in Kalifornien. Ralph schrieb dem Arbeitskreis jüdische Geschichte zum Tod seiner Schwester: „Marianne hatte ein reiches Leben als Professorin der Kinderpädagogik, sie hat die Welt mehrmals gerettet.“

Ralph M. Hockley wurde im „Holocaust and Human Rights Museum“ von der französischen Regierung für seine Verdienste gegenüber Frankreich geehrt. Die Generalkonsulin Frankreichs in Houston, Valerie Baraban, überreichte ihm die Medaille des Ritters der Ehrenlegion „Chevalier de la Legion d’Honneur“.

Die Medaille wurde durch den Veteranenverband des Französischen Bataillons der Vereinten Nationen im Koreakrieg in Paris vorgeschlagen. Hockley war im Koreakrieg als Leutnant der Artillerie Beobachter für das Französische Bataillon in schweren Kämpfen. Über Schicksalsmomente seines Lebens berichtete Hockley bei der Verleihung.

Ralph M. Hockley strahlt als letzter Überlebende der Familie Hockenheimer aus der Vorkriegszeit mit 96 Jahren eine erstaunliche Vitalität aus. Heimatgefühl kam auf, als die Laudatorin, Generalkonsulin Baraban, das Wort „Hockenheim“ bei der Nennung des Geburtsorts seines Vater Julius aussprach und natürlich bei der Dankesrede von Ralph Ralph M. Hockley. Die Stadt Hockenheim würdigte die Ehrung mit einem signierten Heimatbuch von OB Marcus Zeitler, das seine Reise nach Dallas in Bälde antreten wird. 

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