Zuerst machte er 1969 den Freischwimmer, ein Jahr später den Fahrtenschwimmer und schließlich den Jugendschwimmschein. Fritz Rösch (60) hatte alle Schwimmabzeichen dabei. Auch die DLRG-Rettungsabzeichen konnte der OB-Stellvertreter vorzeigen, als es im Aquadrom um „Badgeschichten in Wort und Bild“ ging. Im Foyer des Freizeitbades blickten Stadtwerke-leitung, Bäderleitung, ehemalige Mitarbeiter des Bades sowie Mitglieder der DLRG und des Schwimmvereins zurück auf Anekdoten und Ereignisse, die sie mit dem Hockenheimer Bad verbinden.
Geschäftsführer Gregor Ries begrüßte die Gäste zur „Aquatalk“-Zeitreise und dankte dem Team für die Durchforstung des Archivs. Oberbürgermeister Marcus Zeitler war begeistert über die von Judith Böseke zusammengestellte Dokumentation. Hier könne man viele Erinnerungen austauschen. „Das war damals beste Kameradschaft, die besteht heute noch. Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft“, so Heinz Scheuermann. Der ehemalige DLRG-Tauchwart (72) hatte seinerzeit Pokalschwimmen für die Schulen durchgeführt. Sogar ein eigenes Blättchen hatte es damals gegeben. Auf einem Titel der „Perspektiven“ ist die junge Schwimmergarde auf dem Fünf-Meter-Turm zu sehen.
Als Vorgänger des Aquadroms baute die Stadt Hockenheim 1958 ein Freibad, dessen Flächen noch heute Bestandteil des Bades sind. Die Finanzierung erfolgte auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Kurt Buchter auf Spendenbasis. Das Bad wurde so durch eine einzigartige Solidaraktion von den Bürgern bezahlt. Bis 1961 kamen rund 400 000 Mark zusammen. Eröffnet wurde das Bad von Schwimmstar Ursel Brunner, zweimalige Bronze-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen in Rom 1960. „Es war eine wunderschöne Zeit“, erzählte Bertold Reinfurt von der Eröffnung.
Vorher habe man ja nur im Kraichbach oder im Sauloch bei Altlußheim baden können, erinnert sich der 71-Jährige, der einen alten Super-8-Film in Schwarz-Weiß mitgebracht hatte. Wackelige Bilder zeigen tolle Salto-Vorstellungen vom Sprungturm. Sonntagsmittags veranstalteten die jungen DLRG-Schwimmer immer ein Schauspringen, über das sich die anderen Badegäste sehr gefreut haben. „Aber nur, wenn Bademeister Bruno Horn beim Fußball war“, lachte Reinfurt.
Testlauf mit über 4000 Besuchern
Bruno Horn (80) schwelgte vor den Bildtafeln ebenso in Erinnerungen wie sein damaliger Kollege Klaus Reisinger (79). Die Geschichte, dass Bürgermeister Buchter sich immer von Reisinger die Krawatte hat binden lassen, machte die Runde. Ingrid von Trümbach-Zofka hatte einen Ordner mit alten Bildern dabei. Wie das Freibad zum Freizeitbad wurde, zeigten die Eindrücke der 1970er Jahre. Das Projekt Hallenbad wurde 1974 in Angriff genommen. „Spaß, Sport, Gesundheit und Erholung“ galt es abzudecken. Im August 1977 gab es einen Testlauf der technischen Einrichtung – bei kostenlosem Eintritt für die Bevölkerung. Über 4000 Gäste drängten sich an drei Tagen, um das Bad kennenzulernen.
Nach der Eröffnung im September entwickelte sich die Einrichtung zu einer Attraktion für die gesamte Region. Werkleiterin Martina Schleicher erinnerte sich an ihren ersten Tag im Aquadrom. Mit ihrer großen Liebe habe sie das neue Solebecken genossen. Heute verantwortet sie den kaufmännischen Bereich der Stadtwerke. Der technische Werkleiter Erhard Metzler zeigte die Entwicklung in den 1980er Jahren auf. Der Gemeinderat beschloss den Bau eines Blockheizkraftwerks. Eine Badelandschaft mit Nichtschwimmerbecken, Wasserrutsche und Mutter-Kind-Bereich wurde angelegt.
1989 wurde das neue Freibad eröffnet. Hinzu kamen eine dritte Saunaanlage, ein Dampfbad und ein großes Kaltwasserbecken. Ab 1995 gab es ein Maskottchen. „Dromi“ eroberte schnell die Herzen der Badegäste und belegte 1999 beim Maskottchen-Wettbewerb im Holiday-Park den zweiten Platz. „Im Kostüm steckte ein total verrückter Pfälzer“, wusste Schwimmmeisterin Stefanie Braun zu berichten.
„Wir zählen zu den fünf außergewöhnlichsten Bädern in Deutschland“, meldete Gregor Ries stolz. Stefanie Braun hat bei Hans-Jürgen Becker schwimmen gelernt. Der Sportvorstand des Schwimmvereins erinnert sich gerne an das 24-Stunden-Schwimmen im August. Bei der Benefizveranstaltung zugunsten der siebenjährigen Ciara hatten 435 Teilnehmer über 71 000 Bahnen zurückgelegt. Ein nächstes sei fürs Jubiläumsjahr 2021 geplant, so Becker.
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