Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium - Schülergruppe besucht Auschwitz-Gedenkstätte / Erfahrungen sollen in einer Ausstellung aufgearbeitet werden

Erinnerung an unfassbare Grausamkeit

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ak
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Die triste Szenerie im verschneiten Auschwitz passt zur bedrückenden Stimmung an dieser Gedenkstätte. Hoffnung spendet die Skulptur am Eingang, vor der die Schüler mit ihren Lehrern stehen. © Gauß Gymnasium

Eine Schülergruppe des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums hatte sich zusammen mit ihren Schulleitern, Anja Kaiser und Jörg Bühler, auf den Weg gemacht, um an den Holocaust zu erinnern und damit Verantwortung zu übernehmen. Das schreibt das Gauß-Gymnasium in einer Pressemitteilung.

Die Motivation, sich früh morgens nach Owieçim (das ist der polnische Name für die Stadt Auschwitz) aufzumachen, entstand während der Proben zu dem Musical „Anatevka“, das im Juni vergangenen Jahres von der Musik-Theater-AG des Gauß-Gymnasiums aufgeführt wurde, heißt es in der Mitteilung weiter. In diesem Zusammenhang setzten sich die Schüler mit den jüdischen Traditionen auseinander – besonders der Lebensweise der Ostjuden, aber auch mit den Pogromen und Verfolgungen, die die Juden im Laufe ihrer Geschichte erleiden mussten.

Vergangenheit aufarbeiten

Bevor die Gruppe das „Stammlager 1 Auschwitz“ und „Lager 2 Birkenau“ besuchte, wurde sie in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte von einer Mitarbeiterin, einer Freiwilligen im sozialen Jahr, empfangen, wie es in der Mitteilung heißt. Ulrike Brinkmann, die Erinnerungsfahrten nach Auschwitz für das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Eppelheim jahrzehntelang erfolgreich organisiert und durchgeführt hatte und aktuell die Gaußianer-Gruppe aus Hockenheim leitete, hat die Schülergruppe in die Thematik des Holocausts eingeführt.

Die Begegnungsstätte in Owieçim war 1986 eröffnet worden und dient dazu, einen Teil der deutsch-polnischen Vergangenheit aufzuarbeiten und damit Friedensarbeit zu leisten und den Frieden in Europa zu sichern. Viele deutsche Jugendliche machen dort ein Freiwilliges Soziales Jahr und betreuen interessierte Besuchergruppen. Die Begegnungsstätte wird auch von deutschen Stiftungen und Unternehmen finanziell unterstützt.

In den Besichtigungsstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau, beides Konzentrations- und Vernichtungslager, wurde den Schülern wie auch den Begleitpersonen der Schrecken des Holocausts in einer jeweils vierstündigen Führung anschaulich gemacht. Abgeschnittene Haare, Tausende von Schuhen, Kleidungsstücke, Alltagsgegenstände wie auch die verbliebenen Reste der Baracken zeugen dort von den schrecklichen Bedingungen, unter denen die Häftlinge leben und arbeiten mussten, bevor den meisten von ihnen dann der grausame Tod durch Arbeit, Hunger, Krankheit, Erschießen, Erhängen, Phenolspritzen oder in den Gaskammern bevorstand.

Überreste der Krematorien, der Gaskammern und die Todeswand machten die Maschinerie des Grauens auf unfassbare Art und Weise deutlich. Die Vernichtung von sechs Millionen Juden und Personengruppen wie Sinti und Roma, russischen Kriegsgefangenen oder Homosexuellen wurde so professionell von den Nationalsozialisten angelegt, dass sich die Gruppe gefragt hat, wie es möglich wurde, dass Tausende von Menschen zu Tätern wurden und wie es heute noch möglich ist, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verüben. Die Filme „Schindlers Liste“ und „Die Befreiung von Auschwitz“ trugen des Weiteren zur Vertiefung des Gesehenen bei.

Fabrik von Oskar Schindler

Historisch interessant war auch die Stadt Krakau, in der die Gaußianer die letzten beiden Tage ihres Aufenthalts in Polen verbrachten. Wawel, Altstadt, wie auch das ehemalige Ghetto, das jüdische Viertel Podgorze und Kasimiercz und die Fabrik von Oskar Schindler standen auf dem Programm. Schindler rettete 1100 Juden das Leben, indem er sie in seiner Fabrik arbeiten ließ und später von den Nazis freikaufte. Oskar Schindler gehörte zu den „Gerechten unter den Völkern“ und durfte in Yad Vaschem einen Baum pflanzen. Er starb 1974 und wurde auf dem katholischen Friedhof in Jerusalem beigesetzt.

Ein koscheres Abendessen mit Klezmer-Musik bildete den Abschluss der Fahrt. Hierzu wurden von einem Trio Melodien aus „Anatevka“ gespielt, die an den Ausgangspunkt der Fahrt, die Aufführung des Musicals, erinnerte und einen besonderen Moment für die Gruppe darstellte. Die Fahrt hat bei den Schülern tiefgreifende Eindrücke hinterlassen, die sie in vielen ausgiebigen Gesprächen untereinander verarbeitet haben und die in einer Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt im Schuljahr veröffentlichen werden sollen. ak

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