Hockenheim. „Uiuiuiuiuiuiui!“, „Auauauauau!“, „Und noch eine Rakete“ – so klingt echte Stimmung in der Fastnachtszeit. Die besten Zutaten dafür sind Lokalkolorit, Bezug zu den Gästen im Saal, eine Portion harmloser Schlüpfrigkeiten, taffe Tänze und ein ordentliches Quäntchen Kreativität, die sich bei den KFD-Frauen nicht nur in den bekannten, fruchtigen Süßigkeiten, die das Lachen im Namen tragen und somit zu selbigem auffordern, spiegelt, sondern sich als roter Faden von Elferratslaune über die Musik bis zum Kracherprogramm auf der Bühne nahtlos durchzieht.
Köstlich dabei schon das Intro mit Jutta Kleinert und Birgit Schrank als putzende Hausfrauen im Zimmermädchen-Outfit, die den Staub von mehr als zwei Jahren ohne Narretei im Gemeindezentrum kräftig mit ihren Staubwedeln aufwirbelten und schon mal ein wenig Konfetti regnen ließen. Die Applausbestätigung, dass alle das bunte Treiben vermisst haben, brauchen die zwei nicht wirklich einzufordern, die kommt spontan und ausdauernd ganz von selbst.
Ein Putzgeschwader der ganz anderen Art zieht mit den Elferrätinnen ein, die den Wettbewerb „Hoggenes next Top-Moppel“ mit Wuchtbrummenpower füllten. Herrlich Sabine Oberling als Handtaschen schleudernde Pretty Woman, die weiteren Elferrätinnen als Freischwimmer, Bodybuilder, Fitnessfreak oder bayrische Buam in Krachledernen und Karohemden. Nach derart viel Lachmuskeltraining waren Wellen angesagt, die im Schunkeltakt das Narrenschiff zum Wanken brachten.
KFD-Frauenfasnacht in Hockenheim: Abschied von der Tanzfläche
Die Tanzsportgarde Plankstadt schickt schon seit Jahren eine ihrer Garden als Programmpunkt vorbei – auch heuer wieder mit einer schnellen Choreographie mit Schritten, Sprüngen und allem, was zum Gardetanz dazugehört. Die Ladys im Saal waren so begeistert, dass die Tänzerinnen eine Zugabe geben müssen. Mit einem weinenden Auge sprang Katrin Kunz von der HCG auf die Bühnenbretter: Sie beendete just beim Weiberfasching ihre aktive Laufbahn als Tanzmariechen. Ihren Tanz zeigt sie mit Elan und etlichen Schwierigkeiten, den Dank der Anwesenden nimmt sie sichtbar gerührt entgegen.
Kurz und bündig informierte „Katjas Mutter“ alias Elly Schenk darüber, dass für sie eindeutig „mollisch schääh“ ist. Mit pfiffigem Tabletthut, angefüllt mit Leckereien und hochprozentigen Verdauerlis babbelt sie sich in die Frauenherzen, die ihr entgegenfliegen. Eine gelungene Premiere, die Lust machte auf mehr. Denselben Eindruck vermittelte auch die Dance Crew der HCG: nicht mehr so ganz in den Zwanzigern unterwegs legten die gestandenen Damen eine Choreographie hin, die sich sehen lassen konnte. Das Sahnehäubchen war der einzige Mann, Michael Müller, der die Frauen ordentlich rotieren ließ oder sie auf Händen trug. Südamerikanisches Temperament und ein Ausflug zu den schaurig-schönen Figuren des mexikanischen Tags der Toten, Dia de los muertos, waren echte Hingucker und feuerten die Stimmung an.
Ein lindgrüner Schmetterling sollte dann alles in seine Worte und Gesten packen, was es brauchte, um die Stimmung noch zu steigern: Bezug zum Publikum von Anfang an, Mitmachsprüche, kollektive Choreos und immer wieder kleine Wortspiele mit dem Pfarrer, der etwa zur Pilgerfahrt rund um die Hoggemer Kersch einlädt. Ganz gefrustet ist Claudia Rapp, weil sie immer so schön verkleidet ist und nie einen Preis gewinnt. Das sollte sich mit der Motivation der Närrinnen ändern.
KFD-Frauenfasnacht in Hockenheim: Spieglein, Spieglein an der Wand
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Schmetterling im Hoggemer Land?“, fragte sie regelmäßig und bekam, wie gewünscht das „Du“ als Antwort. Einfache Wortverwechslungen sorgten für donnernde Lachsalven und den Höhepunkt markiert Roland, Gatte von Claudia, der mit Gitarre und in Daniel-Gérard-Manier den Song Butterfly hauchte. Einen Song für die Interaktion hatte das kreative Paar dabei, der alles forderte und klar machte: „Babarimbambu – wir feiern Fastnacht, ich und du.“ Mit einfachsten Mitteln schafften es Claudia und Roland Rapp, das Publikum zu fesseln – da können sich manch andere Büttenredner eine Scheibe abschneiden.
Sein Talent als Entertainer stellte Gemeindereferent Thorsten Gut einmal mehr unter Beweis. Er holte sich zum Live-Tusch-Spielen vier Männer auf die Bühne, stattete sie mit Faschingshütchen und Papiertröten aus. Immer wenn er seine Klobürste hob, galt es einen Tusch zu tröten – kläglich der erste Versuch, den Gut kommentierte: „Das mit dem Blasen müssen wir noch üben.“ Kreischende Frauen jubelten ihm dafür zu und sangen voll Inbrunst bei „Am Rosenmontag bin ich geboren“ mit. Der Aufforderung eine Riesenpolonaise zur formen, kamen nahezu alle Gäste nach. Die Launenhöhe puschten die Bänkelsänger noch weiter, um erneut Thorsten Gut als Lola die Künstlerin den Weg zum Narrenolymp zu ebnen. Spitze gemacht, spitzenmäßige die Laune gesteigert und bis zum frühen Morgen oben gehalten. Die KFD-Frauen wissen, wie man Fastnacht feiert.
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