Hockenheim. Eine muntere Gruppe der Gaußfreunde trat in den Pfingstferien unter der Leitung von Konrad Schillinger eine Studienreise nach Kreta an. Nach einer späten Landung auf dem Flughafen in Heraklion verbrachten die Hockenheimer den ersten Teil der Reise in einem Hotel in Rethymnon.
Kreta machte auf die Besucher zunächst einen rauen, ernsten Eindruck mit Gebirgsmassiven, die von Schluchten durchzogen und unzähligen Höhlen durchsetzt sind, wobei viele Berghänge kahl sind oder von Macchia und Phrygana überzogen werden und auf den höchsten Gipfeln der Schnee noch glitzerte. Auf den Busexkursionen erlebten die Gaußfreunde jedoch, dass auf kargem Boden im Licht der kretischen Sonne üppige Oleander- und Ginsterbüsche erstrahlen und kilometerweit die Straße säumen, ein unüberschaubares Meer an Ölbäumen die Landschaft überzieht, hie und da Johannisbrot- und Feigenbäume gedeihen, Weinberge und Orangenplantagen angelegt sind.
Die Reisegruppe durchstreifte Chania und Rethymnon, die wohl schönsten Städte Kretas, mit ihrem venezianischen und osmanischen Kolorit; natürlich auch die Hauptstadt Heraklion sowie das malerische Agios Nikolaos in Ostkreta. Die Hockenheimer wurden über die lange und wechselvolle Geschichte dieser Städte aufgeklärt und sie erfuhren, dass hier im Laufe von vier Jahrtausenden minoische, römische, byzantinische, venezianische und osmanische Herrscher dominierten, bis Kreta vor etwa 120 Jahren endlich befreit und mit Griechenland vereint wurde.
Mit der Kultur der Minoer setzten sich die Gaußfreunde intensiv auseinander: Sie besuchten die Ruinen der minoischen Stadtpaläste in Knossos und Phaistos, die Handelsstadt Gournia und die ehemals edle Sommerresidenz Hagia Triada, wo besonders wertvolle Gegenstände von den Archäologen gefunden wurden. Beim Besuch des archäologischen Museums in Heraklion rundete sich das Bild der minoischen Welt für die Hockenheimer ab: Sie bekamen Einblicke in die Kultur, Malerei, Lebensweise, Gesellschaft, Religion, Handel und Wirtschaft der Minoer, der ersten Hochkultur auf europäischen Boden.
Kunst und Gastfreundschaft
Auf den Spuren der Römer besichtigte die Reisegruppe in Aptera, das hoch über der Souda-Bucht liegt, gewaltige Zisternen, Thermen und das hübsche Theater. Die in der Messara-Ebene gelegene ehemalige Hauptstadt Kretas zur Römerzeit, Gortys, überraschte mit gut erhaltenen Ruinen eines Odeons und der Titusbasilika, aber vor allem mit dem ältesten erhaltenen Gesetzestext auf europäischem Boden, der in frühgriechischer Sprache im 5. vorchristlichen Jahrhundert in Stein gemeißelt worden ist.
Kontrastreich wurde die Landschaft und Natur erlebt bei Exkursionen in der Kourtaliotiko-Schlucht, am windumtosten Pass zur fruchtbaren Lassithi-Hochebene, im malerischen Bergdorf Kritsa, in der gewaltigen Tropfsteinhöhle bei Psychro, wo Zeus geboren sein soll. Im hoch über dem Lybischen Meer gelegenen Kloster Preveli erfuhren die Gaußfreunde, wie mutig und entschieden Klöster auf Kreta Widerstand gegen Osmanen und schließlich gegen die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg mittrugen.
Herzliche Gastfreundschaft erfuhren die Hockenheimer in der Begegnung mit Menschen, die heute leben und die Insel prägen, und sie genossen beste kretische Küche bei der mit der Familie des Reiseleiters befreundeten Wirtin in deren Taverne am Strand von Pachia Ammos.
Da der Rückflug erst spät am Abend erfolgte, nutzten viele den letzten Tag zum Bummeln oder Baden. Am Ende der einwöchigen Reise dankte Rainer Felsmann im Namen der Reisegruppe Konrad Schillinger und seiner Frau für die Organisation einer schönen und abwechslungsreichen Studienfahrt. Die nächste Studienfahrt der Gaußfreunde wird in den Herbstferien nach Apulien führen. khs
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