Stadthalle

Frühlingserwachen mit frischem Wind

Überwältigendes Jahreskonzert der Blauen Husaren mit besonderer Premiere

Von 
Jakob Roth
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Das Haupt- und Jugendorchester tritt an dem Abend für ein Stück auch gemeinsam auf. © Lenhardt

Mit majestätischen Melodien aus Film und Fernsehen, prunkvollen Festmärschen sowie anspruchsvoller Originalliteratur der sinfonischen Blasmusik gelang dem Haupt- und Jugendorchester der Blauen Husaren aus Hockenheim ein kurzweiliges Jahreskonzert mit beeindruckenden Höhepunkten.

Unter der musikalischen Leitung von Svenja Keller präsentierte das Jugendorchester bekannte Filmhymnen. Als die Jungmusiker das von John Moss arrangierte Eröffnungsstück „John Williams Trilogy“ anspielten, schwebten gleich zu Beginn des Konzertes vertraute Klänge durch den Raum. Trotz der kleinen Besetzung schaffte es Dirigentin Keller mit ihrem Orchester, Williams’ genialen Kompositionen einen wohligen Klangcharakter zu verleihen. Dabei konnten sie auch die verschiedenen Emotionen und Affekte, die seine Musik transportiert, dem Publikum übermitteln. So gelang ihnen mit der Reise vom herzzerreißenden Thema aus „Schindlers Liste“ über die monumentale Fanfare aus „Jurassic Park“ bis hin zum humoristischen Leitmotiv aus „Indiana Jones“ ein spannungsreicher und berührender Dreischritt.

Im Gesamtkontext wirkte das Folgewerk „3C-Rock“ auflockernd. Schnell entwickelte sich die Musik durch ein Schlagzeugsolo und perkussiv stark angereicherte Passagen zum eingängigen Unterhaltungswerk mit Kopfnickgarantie. Anschließend erklang ein stimmungsvolles Medley, das die schönsten musikalischen Momente aus den „High-School-Musical“-Filmen aneinanderreihte. Seinen ersten Höhepunkt erreichte das Konzert dann mit der Blasmusikadaption von „We’re all in this together“, bei dem sich sogar die Musiker von ihren Plätzen erhoben, um im Stehen weiterzuspielen.

John Williams’ größter Geniestreich ist zweifelsohne die Filmmusik zu „Star Wars“. Diese wurde vom Jugendorchester als großer Finalschlag ins Publikum gefeuert. Die Instrumentalisten schafften einen kräftigen und runden Einstieg in die Blechfanfare, beim mystisch-bedrohlichen Mittelteil konnte das Ensemble auch durch dynamische Agilität glänzen. Dirigentin Svenja Keller war nach dem gelungenen Konzertauftakt stolz auf ihre Musikerinnen und Musiker: „Ihr seid einfach die besten, es macht immer wieder Spaß, mit euch zu musizieren“, schwärmte sie.

Auch die beiden Moderatorinnen Hannah Lambert und Julia Kleinert durften sich über großes Lob freuen, denn in ihren kurzen Stückeinführungen erläuterten sie wichtige Informationen und anekdotische Hintergründe zur anschließend erklingenden Musik.

Beste Unterhaltung mit Pfiff

Nach einem gemeinsamen Auftritt von Haupt- und Jugendorchester wurde das Publikum Zeuge einer besonderen Premiere: Dirigent Benedikt Strambach präsentierte sein erstes Konzert mit den Blauen Husaren und gab dabei einen poetischen Ausblick auf die kommenden Minuten. Er erklärte: „Wir wollen das ganze Farbenspektrum eines Blasorchesters zeigen. Unser Programm ist wie ein frühlingsartiges Erwachen aus der Melancholie eines langen Winters“.

Tatsächlich erwies sich die von ihm ausgewählte Konzertliteratur als vielfältig und abwechslungsreich, auch durch die Redebeiträge von Moderatorin Julia Saller. Eine klangliche Wärme umhüllte das Publikum sogleich mit Armin Koflers Klangdichtung „Schmelzende Riesen“. Darin will er auf die Naturschönheit alpiner Gletschergestalten hinweisen, die durch den Klimawandel immer weiter vergeht. Heroisch und mit elegischer Schwermut erklang das Hauptthema, das sich auf ein stabiles harmonisches Blechfundament stützte. In einem bewegten Mittelteil, der eine Schlittenfahrt in der Eiswüste musikalisch illustrieren soll, ist von der vorherigen Pathetik nichts mehr zu spüren. Auftaktische und rhythmisch präzise ausgeführte Achteleinwürfe ziehen das Tempo mehr und mehr an, bis der lebensbejahende Freudentaumel in einem resignierenden Klagelied endet. Das Orchester schaffte es dabei, das Wechselbad der Gefühle in diesem Stück für ihr Publikum spürbar und lebendig zu machen.

Ein weiteres Meisterstück, welches die Blauen Husaren sicher und musikalisch reichhaltig umsetzten, war neben der Filmmusik zu „Drachenzähmen leicht gemacht“ auch Markus Götz’ Komposition „Irish Castle“. In dieser wird die Geschichte eines mittelalterlichen Burgherrn erzählt. In einer romantischen und fanfarenartigen Blechepisode wird dessen Wohnsitz vorgestellt: ein Turm, durch dessen Fenster er auf eine saftig grüne Auenlandschaft blickt. Doch eines Tages bricht ein Krieg los, an dem seine beiden Söhne teilnehmen. Einer der beiden muss in den blutigen Kämpfen letztendlich sein Leben lassen. Dieses Unheil wird durch Trommeldonner und furiose Blechakzente dargestellt, die das Orchester zweifelsohne adäquat umsetzen konnte. Durch eine fast reprisenartige Rückkehr des Anfangsmotivs endet das Stück in einer Art „Happy End“.

Doch nicht nur anspruchsvolle Blasmusik stand auf dem Programm. Mit der scherzhaften „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauß und dem legendären Sambagroove von „Tico-Tico“ gab es auch kurze, aber dennoch qualitativ präsentierte Schmankerl zum Zurücklehnen. Mit dem letzten Stück des Abends gelang Dirigent Benedikt Strambach eine große Überraschung. Der Introsong der Animeserie „Digimon“ mit dem Titel „Leb deinen Traum“ lieferte überraschend viel Energie und Finesse. Als Blasorchesterarrangement funktioniert diese Musik wohl ebenso gut, wie mit Rockband und Sänger im populären Originalsoundtrack.

Die Blauen Husaren dürfen sich rückblickend über ein energetisches und überzeugendes Jahreskonzert freuen. Der neue musikalische Leiter Benedikt Strambach bringt frischen Wind, grenzenlose Kreativität und eine hörbare Fachkompetenz mit, die dem Orchester hörbar guttut. Die kommenden Konzerte sollte man sich nicht entgehen lassen.

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