Hockenheim. Noch beschränkt sich Hanna Bühlers Beitrag zur Gemeinderatsarbeit in Hockenheim auf das Nachsprechen der Verpflichtungsformel in der konstituierenden Sitzung - trotzdem ist ihr bereits ein Platz in der Geschichte des Kommunalparlaments sicher: Sie ist das mit Abstand jüngste Mitglied, das jemals ein Mandat im Gremium hatte. Dabei hat die Hockenheimerin ein gutes Timing bewiesen: Der Landtag von Baden-Württemberg hat erst am 29. März 2023 die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre beschlossen - und das passte bei ihr genau.
Dabei hatte Hanna Bühler schon zuvor einen Wahlerfolg errungen: Sie wurde im Juli vergangenen Jahres in den Jugendgemeinderat gewählt und hat im November dessen Vorsitz übernommen. Über diesen Vertrauensbeweis hat sich die Auszubildende zur Rechtsanwaltsfachgehilfin sehr gefreut. Ganz und gar unpolitisch war dagegen, dass der Hockenheimer Marketing-Verein sie etwa zur selben Zeit als zweites Hockenheimer Christkind auserwählte.
Die Hockenheimerin hat schon als 13-Jährige ein Praktikum bei Abgeordneten gemacht
Wer behauptet, Hanna suche Herausforderungen, liegt sicherlich nicht falsch. Schon als 13-Jährige hat sie ein Praktikum beim CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Sturm absolviert und fand die neuen Erfahrungen sehr interessant. Mit 14 trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters und der Jungen Union bei, im vergangenen September übernahm sie den Vorsitz der CDU-Nachwuchsorganisation vor Ort.
Mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten waren es also mit Sicherheit nicht, die die Absolventin der Theodor-Heuss-Realschule auf die Liste der Gemeinderatskandidaten brachten. Und auch nicht etwa Druck aus dem Elternhaus, wie sie lächelnd hinzufügt. Allerdings bezeichnet sie ihre Familie als politisch interessiert, was wohl eine wichtige Grundlage für ihr ungewöhnlich frühes Engagement war.
Letztendlich ist CDU-Fraktionsvorsitzender und Wahlkampfstratege Markus Fuchs dafür verantwortlich, dass Hanna Bühler auf dem siebten Platz der CDU-Gemeinderatsliste ins Rennen ging, von wo sie schließlich mit 2728 Stimmen auf den fünften Rang nach vorne gewählt wurde. Sie habe sich Fuchs’ Angebot gründlich überlegt und mit ihren Eltern besprochen, betont die 16-Jährige. Die sicherten ihre Unterstützung zu - und ihre Tochter stürzte sich in den Wahlkampf.
Hannah Bühler möchte den Hockenheimer Jugendlichen eine Stimme geben
„Ich fand es einfach eine super Möglichkeit, den Jugendlichen eine Stimme zu geben und habe gedacht, ich probier’s“, begründet sie ihre Bereitschaft zur Kandidatur. Dabei schwang die Freude darüber mit, dass viele Christdemokraten ihr die Tätigkeit im Gremium zutrauten, für die man bisher mindestens 18 Jahre alt sein musste. Natürlich fragte sie sich auch: „Schenken Erwachsene einer 16-Jährigen ihr Vertrauen - und wie viele 16-Jährige gehen überhaupt wählen?“
Ob sie Mitglied im Jugendgemeinderat hätte bleiben können und trotzdem das am 9. Juni erhaltene Mandat annehmen, sei nicht sicher: „Das ist in den Satzungen noch gar nicht richtig geregelt gewesen, weil es das noch nicht gab.“ Mit ausschlaggebend für ihre Entscheidung, das Nachwuchsparlament zu verlassen und ausschließlich im Gemeinderat zu wirken: Sie wollte Platz machen für ein Mitglied, das dort 100 Prozent geben kann. Die Überparteilichkeit, die vom Jugendgemeinderat erwartet wird, hätte sie als Mitglied der CDU-Gemeinderatsfraktion nicht gewährleisten können: „Das wäre nicht fair gewesen.“ Ihr Nachfolger Jonathan Ryl könne sich voll auf seine Aufgabe konzentrieren.
Neben der Arbeit in der CDU-Gemeinderatsfraktion ist die jüngste Stadträtin vertreten im Ausschuss für Soziales, Jugend, Kultur und Sport (SKS) und in der Mitgliederversammlung des Vereins Volkshochschule Hockenheim.
Ausbau von Sport- und Jugendplätzen in Hockenheim ist eines ihrer Ziele
Themen, für die sich Hanna Bühler in der Kommunalpolitik starkmachen will, sind der Ausbau von Sport- und Jugendplätzen sowie der Social-Media-Arbeit. „Die ist bisher einfach zu kurz gekommen.“ Über diese Schiene will sie mehr kommunalpolitisches Wissen und Verständnis in ihrer Altersgruppe verbreiten, die meist keine Tageszeitung liest. „Die Bürger sollen verstehen, wie es zu Entscheidungen gekommen ist, und die Diskussionen finden ja in der Regel in den Ausschüssen statt.“ Die CDU sei auf Facebook und Instagram vertreten. „Wenn man beide Plattformen bespielt, kann man damit eine Transparenz schaffen, die für alle Seiten von Vorteil ist“, ist sie überzeugt. Mit Aline Kramer, Jasmin Ulrich und Christoph Kühnle hat sie die Wahlvideos der Union erstellt.
Dass sie das „Küken“ im Wahlkampfteam oder der Fraktion ist, habe man sie nie spüren lassen, sagt Hanna, auch wenn sie sich erst ans Tempo kommunalpolitischer Entscheidungen habe gewöhnen müssen. Ihre Ideen seien nie einfach abgeschmettert worden, sondern die Fraktionskollegen hätten erläutert, welche Probleme es geben könnte. Im Gegenzug helfe es den Routiniers vielleicht, wenn mal ein anderer Blickwinkel auf bekannte Themen und Probleme eingenommen wird.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-hanna-buehler-ist-die-juengste-stadtraetin-die-hockenheim-je-hatte-_arid,2237711.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html