Hockenheim. In der Ausstellung „Sommerkunst 2022“, die am Sonntag in Hermann Ullrichs Werkstatt und Garten mit Teich zu sehen war, traten Malerei, Skulptur, Holz- und Glaskunst in einen einzigartigen Dialog. Das ansprechende Ambiente ist ein idealer Schauplatz für die Präsentation dieser vielfältigen Werke. Zusammen bilden sie einen Kosmos, in dem Natur- und Kulturformen ineinander übergehen und ein harmonisches Ganzes bilden. Organisatorisch war diese Schau ebenfalls eine Meisterleistung. Die sieben beteiligten Künstlerinnen und Künstler bewiesen ein besonderes Gespür bei der Auswahl und Zusammenstellung der Werke.
Betrat man das Gelände in der Schützenstraße, eine ehemalige Schreinerei von Ullrichs Großvater, durchschritt man zunächst eine geöffnete Toreinfahrt, durchquerte einen Hof, wo ein Tisch mit kühlen Getränken zum Verweilen einlud, ging durch das Atelier und fand sich in einem zauberhaft anmutendem Garten mit Teich wieder, den bunte Glas- und Stahlobjekte der aus Schönau angereisten Künstlerin Claudia Rippl noch verschönerten. Das einfallende Sonnenlicht brachte sie vielfarbig zum Leuchten.
Überall standen Stühle und Bänke bereit, die zu Gesprächen und Ausruhen einluden. Das gesamte Ambiente strahlt viel Natürlichkeit und Ruhe aus, man beeilte sich nicht, schlenderte über das Areal, machte mal hier oder dort Station, betrachtete die Kunst, die sich, was die Qualität betrifft, ebenfalls sehen lassen konnte. Kein Wunder, dass die Ausstellung auf großes Interesse stieß.
Großer Besucherandrang
Seit der Öffnung um 11 Uhr strömten die Besucher fast ununterbrochen, erzählte Doris Bernard-Matzke, die durch die Ausstellung führte. „Im kommenden Jahr sind es zehn Jahre, dass ich gemeinsam mit dem Hausherrn Hermann Ullrich dieses Sommerevent mit befreundeten Künstlern veranstalte“, sagte sie. „Nach Corona-bedingter Unterbrechung freuen wir uns alle, diese beliebte Tradition wieder fortzusetzen.“
Gleich beim Eingang schaffte das auf weißen Sockeln ausgestellte Figurenensemble aus Ton, Steinguss, Gips und Bronze der Künstlerin Sabine Kopp ein einladendes Ambiente. Ihre facettenreichen Plastiken verlangten nach besonderer Aufmerksamkeit und luden den Betrachter ein, den komplexen Schaffensprozess der Künstlerin und die Absicht dahinter zu entdecken.
Blickfang der Ausstellung ist die reichhaltig bestückte Glaskunst von Ute Bender aus Nußloch. Dabei haben die zerbrechlichen Exponate wie Vasen, die zart im Raum schwebenden Kugeln, Stangen, Schalen eine unglaublich verführerisch-haptische Präsenz wie auch die fröhlich-bunten Murmeln. Holz kunstvoll in Form zu bringen ist das Metier von Drechslermeister Frank Glenz, der ebenfalls aus Nußloch angereist ist. Mit entsprechenden Werkzeugen fertigt er Einzelstücke aus Holz in vollendeter handwerklicher Arbeit an.
Figürliche und abstrakte Aquarell- und Acrylbilder stellte Magda Seiler aus Hockenheim aus. „Als ich aufgehört habe zu arbeiten, begann ich zu malen und mache es hobbymäßig“, informierte sie. Schon als Kind zeichnete sie gerne, doch erst jetzt hat sie dafür Zeit. Ihre kleinformatigen Bilder geben ihre Stimmungen vor Naturlandschaften wieder. Verteilt auf das gesamte Gelände atmen die farbintensiven Werke von Doris Bernard-Matzke Frische und Leichtigkeit der französischen Provence aus. In Bildern mit Titeln wie „Escape“ oder „Frei sein“ verarbeitet sie aber auch ihre weniger erfreulichen Corona-Erfahrungen.
Großen Raum in der Ausstellung nehmen die eindrucksvollen Objekte aus Holz des Hausherrn Hermann Ullrich ein: zahllose runde oder ovale Hohlformen, filigrane Holzblumen, Schalen, Holzhüte und vieles mehr. Mit einer besonderen Technik schält er diese aus einheimischen Hölzern heraus. Die allseitige Zugänglichkeit erlaubte den Betrachtern, sich von der einmaligen und glanzvollen Kunst Ullrichs zu überzeugen, die Objekte anzufassen, ihre glatt-geschliffene Oberfläche zu streicheln.
Betonung auf Handwerk
„Den Begriff Kunst mag ich nicht, er ist viel zu strapaziert und elitär“, wehrte Ullrich ab, „was ich mache, ist Handwerk, nichts als Handwerk.“ Und das beherrscht er wie kein Zweiter an Drechselmaschinen, die es heute gar nicht mehr gibt. Im Haus, Atelier, Garten, überall spürt man die Aura des Wahren, Urtümlichen, das Bedürfnis, die Hände zu benutzen, um Formen zu schaffen, die einen Bezug zum Wesen der Dinge haben. Abgerundet wurde die Ausstellung vom Verleger Wolfgang Orians mit einem Büchertisch, auf dem er schöne Exemplare seines Achter Verlag ausgebreitet hat, denn auch bei Büchern zählt ganz klar der optische Eindruck.
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