Hockenheim. Nach Jahren der Stille feierte die „Acoustic Rock Night“ in der Tanzschule Feil ein mitreißendes Comeback. Eingestaubt ist während der Pandemie gar nichts bei der Band, ganz im Gegenteil: Das Feuer der Leidenschaft loderte bei den Musikern nach der langen Corona-bedingten Pause höher denn je. Während des gesamten Konzertes, das sich über drei Sets erstreckte, strahlte die Band eine unbändige Spielfreude aus, die von den Zuhörern mit tosendem Applaus, hemmungslosem Tanzen und Ausrufen der Begeisterung honoriert wurde. Sängerin Rebecca Schell schwärmte: „Ich habe mir sagen lassen, dass ihr alle unseretwegen hier seid. Aber wisst ihr was? Wir sind nur wegen euch hier!“
Die zwölfköpfige Band wählte zum Einstieg Gavin DeGraws „I don’t wan’t to be“ und überzeugte damit auf der ganzen Linie. Der Klang erschien vor allem durch die Streicherarrangements von Cellist Manuel Löw füllig, satt und symphonisch. Auf die Kuschelrocknummer folgte jedoch der unwiderrufliche Tanzbefehl. „Ihr habt drei Songs Zeit, die Tanzfläche zu stürmen“, lachte Schell.
„Ironic“ emotional vorgetragen
Alanis Morissettes „Ironic“ gilt als Aufforderung schlechthin. Morissette inspirierte sie, mit dem Singen anzufangen. An diesem Abend trat Schell die Nummer jedoch an Gastsängerin Lorena Huber ab, die eine emotionale Performance hinlegte.
Es gibt Künstler, die mit ihren Songs Geschichten so verbindlich und emotional erzählen, dass man sich selbst in der Handlung wiederfindet. Ein solcher Ausnahmekünstler ist Billy Joel. Mit seinem Song „Piano Man“ verbindet er Generationen. Sänger Daniel Würfel wagte sich an Joels Meisterwerk und vollbrachte auf der Bühne wahrlich Großes: Er verzauberte sein Publikum mit seiner Interpretation. Das Publikum schunkelte im Takt und manch einer versank ganz in der Musik und blickte rührselig in die Ferne.
Schmeichelnd und liebevoll umarmte dabei die orchestrale Bandbegleitung seine Stimme – ein magischer Moment. Neben Songs, die schon seit Jahren die Setlist der Band bereichern, waren auch ganz neue Nummern mit im Programm. „Es war uns wichtig, nach der langen Pause wieder eine Ladung neuer Songs anzubieten“, erklärte Rebecca Schell. Einer darunter war Journeys Evergreen „Don’t stop believing“. Sängerin Jazzy Simon machte dem Kulthit alle Ehre. Ihre Stimme fügte sich kraftvoll in den Gesamtsound ein und schmeichelte auch den aalglatt gesungenen Harmonien ihrer Kollegen.
Fulminante Leistungen
Ein fragloser Höhepunkt war allerdings „Smooth Operator“ von Sade. Hier meldete sich die Band fulminant zu Wort. Mehrere Solopassagen zogen sich im Mittelteil des Songs durch die verschiedenen Instrumente und alle Musiker stellten ihre Virtuosität dabei einmal mehr unter Beweis.
Saxofonistin Angela Weiss, die bereits während des Hauptteils als zweite Stimme hinter dem mächtigen Ensembleklang thronte, feuerte aus ihrem Instrument ein spektakuläres Solo ab. Sie bediente einen elastischen Tonumfang, den sie ohne Mühe einzusetzen wusste.
Perkussionist Timo Gerstner und Schlagzeuger Fabian Thomas beschworen immer neue Rhythmen in ihrem dichten Trommelgewitter herauf. Während Stefan Stroh auf seinem Bass immer schnellere Tonkaskaden beisteuerte, erklang Roman Hernitscheks E-Gitarre lyrisch und anmutig.
Mit den letzten Klängen von John Lennons Ausnahmewerk „Imagine“ endete das erste Konzert von „Acoustic Rock Night“ nach der Corona-Pandemie. Alle Höhepunkte dieses Konzerts zu beschreiben, ist unmöglich, jede Nummer wurde mit absoluter Hingabe und Leidenschaft bedacht und hochprofessionell umgesetzt. Besser geht es nicht.
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