Hockenheim. Hockenheim macht Müll – und zwar eine ganz schöne Menge. Für die gut 21 000 Einwohner stellt die AVR immerhin 16 316 Abfallbehälter bereit (alle Zahlen Stand April 2022) und der Inhalt der 5675 Restmülltonnen ist im wahrsten Sinne des Wortes zu nichts mehr groß zu gebrauchen. Der Biomüll aus den 4164 Hockenheimer Tonnen dagegen erfüllt unter anderem als Biogas einen neuen Zweck und der Inhalt der 6477 Grünen Tonnen plus wird zumindest teilweise recycelt und so in den Kreislauf zurückgeführt.
Damit der Müll der Grünen Tonne aus Hockenheim verschwindet, sind jeden zweiten Donnerstag vier bis fünf Müllentsorgungsfahrzeuge in den Straßen der Rennstadt unterwegs, jeden zweiten Freitag sind es drei Fahrzeuge. Besetzt sind die Müllwägen mit jeweils zwei Personen.
Mit fünf Fahrzeugen wird jede zweite Woche freitags der Biomüll abgeholt, zur Abholung des Restmülls sind in 14-tägigem Rhythmus jeweils vier bis fünf Fahrzeuge notwendig, die aufgeteilt auf zwei Tage unterwegs sind. 110 Restmüllbehälter und 100 Grüne Tonnen werden zudem wöchentlich geleert, auch hier kümmern sich jeweils zwei Mitarbeiter der AVR um die Leerung.
Exakte Menge nicht zu beziffern
Da einige dieser Fahrzeuge auf ihren Fahrten auch andere Ortschaften ansteuern, lässt sich die exakte Müllmenge für Hockenheim nicht beziffern. Für den gesamten Rhein-Neckar-Kreis kamen 2021 über 65 377 Tonnen an Wertstoffen aus der Grünen Tonne plus zusammen, 53 081 Tonnen Biomüll wurden der Bioabfallvergärungsanlage zugeführt und 62 851 Tonnen brennbarer Abfall steuerten die Müllverbrennungsanlage Mannheim an, während weitere 40 261 Tonnen nicht brennbare Abfälle zur Beseitigung auf den Deponien in Wiesloch und Sinsheim landeten. Knapp 40 000 Tonnen holziger Grünschnitt und Altholz fanden im Biomasseheizkraftwerk eine neue Verwendung und die Menge an verwerteten Altkleidern und Schuhen belief sich im vergangenen Jahr auf 600 Tonnen.
Wussten Sie eigentlich, dass...
. . .Trinkgläser nicht im Altglas zu entsorgen sind, da sie einen anderen Schmelzpunkt haben?
. . . Joghurtbecher, Glasflaschen und Co. vor der Entsorgung geleert, jedoch nicht gespült werden müssen?
. . . Kassenzettel und Fahrkarten auf Thermopapier im Restmüll zu entsorgen sind? Einzig die neuen, blauen Kassenzettel dürfen mit dem Altpapier entsorgt werden.
. . . Kronkorken in die Grüne Tonne plus und Zigarettenkippen in die Restmülltonne gehören?
. . . Medikamente nicht über das Abwasser entsorgt werden dürfen, sondern entweder in der Apotheke oder Sammelstellen abgeben oder im Restmüll entsorgt werden können?
. . . der Händler das alte Gerät mitnehmen muss, wenn Sie ein neues Großgerät geliefert bekommen?
. . . Verpackungen wie Joghurtbecher oder das Einpackpapier beim Metzger in unterschiedliche Bestandteile aufgetrennt werden können und sollten?
. . . Essensreste unbedingt in der Biotonne landen sollten, da sie dann dank Biogasanlage noch einmal einen Zweck erfüllen? cd
Bauhof täglich auf Sammeltour
Damit auch der Kaffeebecher to go, die Bäckertüte vom morgendlichen Frühstück und das benutzte Papiertaschentuch möglichst auf einen Mülleimer am Wegrand treffen, der mit ausreichend freier Ladekapazität aufwarten kann, sind fünf Mitarbeiter des Bauhofs täglich im Einsatz, um die insgesamt 280 Mülleimer an öffentlichen Wegen und Plätzen sowie auf den Spielplätzen zu leeren sowie deren Umfeld und die Gemarkung zu reinigen.
Mit aktuell drei Fahrzeugen ist die Straßenreinigung unterwegs. Während die beiden Piaggio Porter im innerstädtischen Bereich mühelos auch schmale Wege und Engstellen passieren können, fahren andere Mitarbeiter des Bauhofs mit einem dritten Fahrzeug den äußeren Stadtring sowie die Gemarkung ab. Im Bereich des HÖP kommt außerdem ein besonderer Müllhandwagen zum Einsatz, um auch zu Fuß gut gegen den Müll gewappnet zu sein.
Ebenfalls hier und auf dem Marktplatz wird zudem regelmäßig ein Akkusauger verwendet, mit dessen Hilfe Zigarettenstummel beseitigt werden. Für das Leeren und Neubestücken der 280 Mülleimer und 26 Hundestationen sind wöchentlich etwa 200 Müllsäcke vonnöten, was etwa 20 Rollen entspricht.
Ärger über wilde Ablagerungen
Für Bürgerinnen und Bürger steht der Bauhof während der Betriebszeiten bei Fragen rund um den Müll offen. Er ist allerdings wie fälschlicherweise oft angenommen kein Recycling- oder Müllverwertungshof, sondern in Hockenheim unter anderem zuständig für die Leerung öffentlicher Mülleimer, Winterdienst und Gärtnerarbeiten sowie die Vorbereitung von Festen. Auch das Entfernen nicht genehmigter Plakate oder anderer Werbematerialien sowie die Abholung von Fundfahrrädern zählen zum Aufgabenspektrum.
Zu gut für die Tonne?
Nicht immer sind Dinge reif für den Müll, sondern durchaus in der Lage, anderen noch einmal eine Freude zu bereiten.
Bücher finden im öffentlichen Bücherschrank an der Fortunakreuzung mit etwas Glück neue Leser.
Nicht mehr benötigte, noch tragbare Kleidung und Schuhe können vielleicht über Second- Hand-Läden, Altkleidercontainer oder Kleidertauschpartys wiederverwertet werden, Handtücher und ausrangierte Bettwäsche erfreuen die Tierhilfe und auch verschiedene Organisationen sind dankbar über Kleiderspenden.
Upcycling – manches gute Stück findet vielleicht so eine ganz neue Bestimmung. Wie wäre es mit einer Tasche aus der ehemaligen Lieblingsjeans oder der Weinflaschenverpackung aus dem Hemdsärmel?
Die Frühstücksbörse der Zeitung, der Verschenkemarkt der AVR, Internetportale wie Quoka und Ebay Kleinanzeigen sowie die Hockenheimer „Free your Stuff“-Facebookgruppe ermöglichen es, Möbel, Kleidung und vieles andere an Interessenten zu verschenken oder zu verkaufen.
Über „Too Good To Go“ können Unternehmen nicht verkaufte Lebensmittel vergünstigt abgeben und so vermeiden, dass diese weggeworfen werden. Privatpersonen können nicht benötigte Lebensmittel an Tafelläden abgeben. Der neue Hockenheimer Tafelladen des DRK soll im August im Auchtergrund eröffnet werden. cd
Über die tägliche Arbeit hinaus stellt der Bauhof bei Straßenfesten einen Reinigungstrupp zusammen, der auch am Wochenende und an Feiertagen für saubere Straßen sorgt und sich um Müllentsorgung kümmert.
Immer wieder kommt es zu außerplanmäßigen Einsätzen, teilweise auch dank Mängelmelder, wenn wilde Müllablagerungen gemeldet oder festgestellt werden. „Hier wird teilweise Bauschutt in den Kraichbach entsorgt, der Ölwechsel unter der Rheinbrücke durchgeführt und Asbestplatten einfach auf die Wirtschaftswege geworfen“, ärgern sich Bauhofleiter Paul Stumpf und sein Team über solche Funde.
Im vergangenen Jahr entstand so neben dem Arbeitsaufwand eine Summe von knapp 8000 Euro für die Entsorgung solchen Mülls – Kosten, die vermeidbar sind. Denn für so ziemlich jeden Müll gibt es in Hockenheim eine Entsorgungsmöglichkeit. Ob es fehlendes Wissen, die Angst vor entstehenden Kosten oder andere Gründe sind, die die Verursacher von einer fachgerechten Entsorgung abhalten, bleibt offen.
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