Neuausrichtung

Hockenheim-Ring GmbH gibt Museum für Motorsport auf

Von 
Matthias Mühleisen
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Schon komplett leergeräumt: Das Motor-Sport-Museum hat die Exponate – fast alles Leihgaben – an die Besitzer zurückgegeben, die sie an anderen Orten der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Hier vergrößert sich die Verkaufsfläche der Dörr Group. © Lenhardt

Hockenheim. Das Motor-Sport-Museum am Hockenheimring ist Geschichte: Die im April 1986 eröffnete Einrichtung wird nach der Corona-bedingten Schließung ihren Betrieb nicht wieder aufnehmen. Das hat die Hockenheim-Ring GmbH am Dienstagvormittag in einer Pressemeldung mitgeteilt. Auf der bereits freigemachten Museumsfläche erweitert die Dörr Group, die hier seit 2019 einen exklusiven Showroom betreibt, ihr „Home of Speed“ und nutzt zukünftig das gesamte Erdgeschoss für die Präsentation ihrer gebrauchten Hochleistungsfahrzeuge.

Das Motor-Sport-Museum zeigte bis vor drei Jahren weit über 200 Exponate auf einer Gesamtausstellungsfläche von 2200 Quadratmetern, darunter Formel-, und Tourenwagen sowie eine sehr große Anzahl an Rennmotorrädern aus allen Epochen der Motorsportgeschichte. „Trotz der hohen Qualität der Fahrzeugsammlung gestaltete sich ein wirtschaftlicher Betrieb des Museums in den letzten Jahren sehr schwierig, auch angesichts der starken Konkurrenz an Technikmuseen in der Region“, heißt es in der Pressemitteilung des Hockenheimrings.

Hohe Versicherungskosten

Konkret sprach Ring-Geschäftsführer Jorn Teske auf Anfrage unserer Zeitung von einer jährlichen Besucherzahl im niedrigen fünfstelligen Bereich mit einer stetigen Abwärtsentwicklung. Dem standen hohe Kosten für die Versicherung der hochwertigen Exponate – alles Leihgaben – und der Alarmsysteme gegenüber. Daher habe sich das Museum „nicht annähernd wirtschaftlich gerechnet“, sagt Teske.

Übernimmt das komplette Erdgeschoss des Museums: Die Supersportwagen-Hand-lung „Home of Speed“, hier Simon Payer mit einem Porsche 918 Spyder. © Lenhardt

Erste Veränderungen in der Museumsnutzung hätten sich bereits 2007 ergeben, als die Ring GmbH ihr Programm der Insiderführungen startete und dort deren Auftakt ansiedelten. 2019 wurde über die Emodrom-Group der Vertrag mit der Dörr Group geschlossen, die einen großen Teil der Ausstellungsfläche übernahm für die Präsentation von Gebrauchtwagen der Kategorie Sportwagen, Supersportwagen und Hypercars.

Entscheidung nicht leichtgefallen

Mit deutlich kleinerer Fläche und weniger Exponaten wurden auch die Preise reduziert, berichtet Jorn Teske. Dann war die Rennwagenschau zunächst Corona-bedingt aufgrund behördlicher Verordnungen nicht zugänglich, anschließend aber auch aus Effizienzgründen. Bei hohen Auflagen einerseits und einer geringen Besucherfrequenz andererseits wäre der Aufwand nicht gerechtfertigt gewesen.

„Die Entscheidung ist uns trotzdem wirklich nicht leicht gefallen, weil wir wissen, dass am Museum Emotionen hängen.“ Aber die immer geringere Nachfrage einerseits und der steigende Bedarf der Dörr Group andererseits, die noch mehr attraktive Fahrzeuge am Ring präsentieren wolle, hätten die Waagschale zugunsten der Aufgabe sinken lassen.

Hinzu kommt, dass eine weitere Funktion des Museums demnächst an anderer Stelle übernommen wird: Durch seine günstige Lage an der Südtribüne nahe der Contibrücke diente es als Anlaufstelle für Fans und Tagesbesucher zusätzlich zum Informationsschalter an der Haupttribüne. Aber es bot eben keine echte Empfangssituation, konnte nicht als klassisches Infocenter dienen. „Wir brauchen so etwas aber auch im Sinne einer Willkommenskultur für unsere Gäste“, ist Jorn Teske überzeugt.

Nun arbeitet die Ring GmbH an einem neuen Welcome Center an der Haupttribüne, das in einem Bestandsgebäude am Hotel Motodrom etabliert wird. Dafür wird das Gebäude umgebaut und modernisiert. „Wir hoffen, dass unsere Gäste dort ein sehr sympathisches Entree als Visitenkarte des Hockenheimrings finden“, sagt der Geschäftsführer.

Direkter Anschluss an Ring-Büros

Es soll ein zentraler Ort werden, an dem Besucher umfassenden Service erfahren. Neben dem klassischen Infoschalter soll das Welcome Center unter anderem einen Ticket- und Merchandise-Shop beherbergen. Die direkte Angliederung der bisher dafür zuständigen Mitarbeiter der Ring GmbH soll für Synergieeffekte sorgen. Somit eigne sich der Standort besser als das Motor-Sport-Museum, das isoliert von den anderen Bereichen gewesen wäre.

Das Welcome Center mit direktem Blick auf die Rennstrecke soll noch 2022 eröffnet werden, sagt Teske. Die Ring-GmbH arbeite derzeit an der Planung, Investitionskosten konnte Teske noch nicht nennen.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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