Klimawandel - CDU behandelt Thema bei Veranstaltung auf der HÖP-Wiese mit Kurzvorträgen von Dirk Mayrock, Michael Schöllkopf und Christian Kramberg

Hockenheimer CDU klärt über Sonnenstrom auf

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zg/mf
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Hat sich eine PV-Anlage auf einem 50 Grad steilen Dach installiert und ist damit zufrieden: Dirk Mayrock berichtet auf der HÖP-Wiese bei der Veranstaltung der CDU über seine positiven Erfahrungen mit erneuerbaren Energien. © Fuchs/CDU

Auf der grünen Wiese liegen, die wunderschöne Kulisse genießen, stimmungsvoll untermalt von Livemusik, dazwischen interessanten Vorträgen zuhören, einen Cocktail trinken oder eine Pizza essen, und das alles bei Sonnenuntergang und sehr angenehmen Temperaturen. Die jüngste CDU-Veranstaltung auf der HÖP-Wiese war in mehrerlei Sicht ein gelungener Versuch, das Thema Klimawandel in den Vordergrund zu rücken und vor allem aufzuzeigen, was jeder tun kann, um diese Entwicklung einzudämmen.

„Die Corona-Pandemie hat den Klimawandel in den Hintergrund treten lassen, dasselbe ist mit der Pandemie seit dem russischen Überfall auf die Ukraine passiert. Und die erste von beiden Entwicklungen ist gefährlich“, sagte der CDU-Vorsitzende Patrick Stypa bei der Begrüßung von knapp 50 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern, die es sich auf der HÖP-Wiese gemütlich gemacht hatten.

Denn das Thema Klimawandel, also die von Menschen verursachte dauerhafte Veränderung der Klimaverhältnisse, sei dringlicher denn je, trotz oder gerade wegen des russischen Überfalls und der damit zutage getretenen Abhängigkeit vom russischen Gas.

„Das am Nachmittag mit Sonnenstrom gebackene Brot schmeckt viel besser als das am Abend gebackene“ – auf diese Formel brachte Dirk Mayrock schmunzelnd seine Erfahrungen mit seiner Photovoltaikanlage (PV). Obwohl sein Haus mit einem 50 Grad steilen Dach zunächst als wenig geeignet für die Anbringung einer solchen Anlage erschien, hatte er es dank der Hilfe eines guten Solateurs geschafft. Damit bringe es die Familie auf eine Autarkierate von bis zu 75 Prozent, sodass nur noch 25 Prozent des verbrauchten Stroms zugekauft werden müsse.

Verbrauchen bei Sonnenschein

Seine Empfehlung: Alle elektronischen Geräte wie Spülmaschine und Waschmaschine, aber eben auch die kritisch beäugte Klimaanlage im Dachgeschoss nur dann laufen zu lassen, wenn die Sonne scheint. Und: „Wenn Sie eine PV-Anlage planen, dann machen Sie das Dach so voll wie möglich, um möglichst viel Strom zu produzieren. Zudem fallen die Mehrkosten kaum ins Gewicht.“

Einen Stromspeicher hat sich der zweifache Familienvater nicht zugelegt. Vielmehr hofft er darauf, dass der Gesetzgeber es bald zulässt, Elektroautos als Stromspeicher zu nutzen. Damit werde bei Sonnenschein das Elektroauto betankt und in der Nacht liefere das Elektroauto Strom für das Haus.

Wie wartungsintensiv die PV-Anlage sei, wollte ein Besucher wissen. „Vollkommen wartungsfrei und somit vollkommen problemlos“, lautete die Antwort des Referenten.

Mit einer guten Nachricht begann Michael Schöllkopf seinen Impulsvortrag: „Die Sonne liefert das Zehntausendfache dessen, was die Menschheit an Energie benötigt. Und wir haben die Technik und die Mittel, diese Energie zu gewinnen.“ So könne auch der gesamte Haushaltsstrom Hockenheims nachhaltig erzeugt werden, wenn alle Dachflächen der Rennstadt für eine PV-Anlage genutzt werden würden.

Zehn bis zwölf Cent pro Kilowattstunde koste selbst produzierter Strom, mit einem Energiespeicher stiegen die Kosten auf bis zu 20 Cent an – und damit immer noch deutlich billiger als der aktuelle Marktpreis von gut 35 bis 40 Cent. „Selbst produzierter Strom lohnt sich“, so das Credo des Fachmanns, der sich seit mehr als 40 Jahren mit dem Thema nachhaltige Energie beschäftigt.

Es sei dringender denn je zu handeln: „Wir müssen raus aus den fossilen Energieträgern. Man sieht, was passiert, wenn der Gashahn zugedreht wird.“ Mit dem Bau von Solaranlagen könnten wir nicht nur unsere eigene Zukunft sichern, sondern auch die unserer Kinder und Enkelkinder. Zusammen mit der Heidelberger Energiegenossenschaft suche er derzeit Freiflächen zum Bau von Bürgersolaranlagen. Jede Kilowattstunde nachhaltig erzeugten Stroms zähle, ist Schöllkopf sicher.

„Könnte man eine solche Bürgeranlage nicht auch auf dem Gauß-Gymnasium bauen?“, war die Zwischenfrage. Jederzeit – wenn es denn die Statik zulasse. Er stehe für ein solches Projekt gerne bereit.

Anlage intelligent steuern

Wie sich über eine intelligente Steuerung von PV-Anlagen eine weitestgehende Unabhängigkeit herstellen lässt, das zeigte abschließend Christian Kramberg: „Ich brauche weder Gas noch Heizöl noch Pellets. Und es funktioniert.“ Seit gut acht Jahren verfüge die Familie in ihrem Wohnhaus im Biblis über eine PV-Anlage, die rund 10 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeuge.

Das Haus werde mit einer Wärmepumpe beheizt. 2021 und 2022 seien dann noch ein Stromspeicher und ein Elektroauto dazugekommen. Sobald die Sonne scheine, werde das Haus mit selbst produziertem Strom versorgt. Und alles, was darüber hinaus gehe, fließe in den Stromspeicher. „Wenn der Stromspeicher voll ist, geht der überschüssige Strom in das Auto“, so Kramberg. Und am Abend gebe der Stromspeicher seinen Strom wieder ab. „Damit erreichen wir von Mai bis September einen Autarkiegrad von 70 bis 80 Prozent, im Winter immer noch von gut 30 Prozent.“

Als wichtigstes Instrument bezeichnete er seine Steuerungs-App auf dem Handy: „Wir haben immer einen aktuellen und kompletten Stand, wie viel Strom produziert und wo er verbraucht wird.“

Ökostrom als Umwelt-Alternative

Zweifelsohne bedeute der Kauf einer PV-Anlage eine hohe Anfangsinvestition. „Aber meiner Frau und mir war es das wert. Wir wollten was für unsere Zukunft tun.“ Sein abschließender Tipp an diejenigen, die diese Investitionen scheuen: Auf den nur unwesentlich teureren Ökostromtarif der Stadtwerke wechseln.

Zwischen den rund 15-minütigen Impulsvorträgen, moderiert von Oskar Stephan, konnten die Zuhörer das Leben auf der Bachwiese genießen. Gut zu hören war die Musik der Gauß-Band unter der Leitung von Bernhard Sommer, die in einer parallel stattfindenden Veranstaltung vor der Zehntscheune eine tolle Atmosphäre erzeugte. Und so konnten die Zuhörer zwischen beiden Veranstaltungen hin und her pendeln. Auch Gauß-Direktorin Anja Kaiser war vor Ort, um dem erstmaligen Auftritt der Gauß-Band seit Pandemiebeginn zu lauschen.

Der abschließende Dank des CDU-Organisationsteams rund um Dagmar Kramberg, Oskar Stephan und Markus Fuchs galt dem Restaurant „La Rosa dei Venti“, das mit einer leckeren Speise- und Getränkekarte aufwartete, sowie den Stadtwerken Hockenheim und der Firma Schall und Licht für die Beschallung der Veranstaltung. zg/mf

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