Im Porträt

Hockenheimer Diakonin: „Gott liebt alle Menschen – egal, wen oder wie sie lieben“

Johanna Hassfeld ist seit 100 Tagen Diakonin der evangelischen Kirchengemeinde Hockenheim. Im Gespräch umreißt die 30-Jährige ihr facettenreiches Arbeitsfeld und den Wunsch, junge Menschen für Glauben zu interessieren.

Von 
Michael Wiegand
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Johanna Hassfeld macht ihree Arbeit trotz sicherlich vorhandenem Stress Spaß. © Dorothea Lenhardt

"Ich spiele Fußball!“ Die Antwort auf die einleitende Frage, wie sie vom Alltag abschaltet, zaubert Hassfeld das erste von zahlreichen Lächeln während ihres Gesprächs mit dieser Zeitung ins Gesicht.

Die junge Diakonin erzählt von der SG Dielheim, freut sich über den aktuell dritten Tabellenplatz ihres Frauenteams in der Landesliga, bedauert, aufgrund ihres Berufs nicht öfter trainieren zu können, und verteidigt als Linksverteidigerin die jüngsten Leistungen der Abwehr der deutschen Männer-Nationalmannschaft – ein Team, das vor der Weltmeisterschaft immerhin noch nie zusammengespielt habe. „Da kennt der eine die Laufwege des anderen nicht genau“, sagt sie und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ist auch bei uns so.“

Interessant und fordernd

Die kurzen Erholungsphasen an Wochenenden genieße sie sehr: Die ersten 100 Tage an ihrer neuen Wirkungsstätte seien immerhin gleichermaßen interessant wie fordernd gewesen, blickt die Geistliche auf ihre noch junge Amtszeit in Hockenheim zurück, nachdem sie Ende September nach vier Jahren die Kirchengemeinde Eppelheim verlassen hatte, um einen Neubeginn in der Rennstadt zu wagen. „Diese ersten Wochen gingen doch sehr schnell herum. Und man muss sich erst einmal im neuen Umfeld einfinden. Vielleicht dauert das alles nochmals 100 Tage“, vermutet sie mit einem Blick in die nähere Zukunft.

Zu den facettenreichen Aufgaben der 30-Jährigen gehören unter anderem die Vorbereitung der Konfirmanden auf die Aufnahme in die Erwachsenengemeinde, die Organisation von Jugendfreizeiten und -aktivitäten, die monatlichen Besuche im Kindergarten sowie – und diese Arbeit nehme ebenfalls viel Zeit in Anspruch – schlichtweg Schreib- und Verwaltungsarbeit. „Das reicht von einer einfachen Antwort auf die E-Mails, die uns erreichen, bis hin zu Abrechnungen oder Anmeldungen für die Jugendfreizeiten.“

Zum Gespräch kommt Johanna Hassfeld vom Kinderbasteln, das Ehrenamtliche der Kirchengemeinde im Nebenraum organisieren. „Auch für sie kann ich Ansprechpartnerin sein, wenn sie Hilfe benötigen.“ Generell sei „im Groben die Kinder- und Jugendarbeit“ ihr Aufgabenbereich in ihrer neuen Gemeinde. Schon in Eppelheim hatte die Diakonin neben den üblichen gottesdienstlichen Aufgaben und der Gremienarbeit Kinder und Jugendliche betreut, bei der Gestaltung der Familien- und Kindergottesdienste federführend gewirkt oder auch den Religionsunterricht an der Schule gegeben.

Neugier früh wecken

Im Hockenheimer Kindergarten liegt gerade ein besonderer Besuch Hassfelds zurück. Nachdem sie im Oktober die Schöpfung mithilfe farbiger Tücher – darunter blaue für das Wasser oder grüne für die Erde – sowie Schleich-Spielzeugtieren aus ihrer eigenen Kindheit altersgerecht an die jüngsten Hockenheimer vermittelt hatte, stand nun pünktlich vor Weihnachten Adventlicheres auf dem Programm. Gerüche wie Zimt in Dosen und die Geschichte von Maria und Josef machten den Kindern dank Hassfeld sicherlich viel Spaß. „Ohne Talar“, fügt die Geistliche lachend hinzu.

Den Kindern von Gott zu berichten, mache ihr immer großen Spaß, betont Hassfeld. „Ihnen die Schöpfungsgeschichte zu vermitteln und ihnen zu erklären, dass die Erde ein Geschenk Gottes an den Menschen ist, erfüllt mich mit Freude.“ Kinder könnten sich durch Gott selbst kennenlernen, führt sie hierzu weiter aus.

Während eines Au-pair-Jahres in Schweden – 19-jährig und direkt nach dem Abitur – habe sie erkannt, dass ihr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liege. „Eigentlich wollte ich Grundschullehrerin werden, aber ich habe gemerkt, dass ich dabei helfen konnte, Religion zu vermitteln“, reflektiert sie. Das Jahr in Schweden habe sie entsprechend geprägt. In Freiburg studierte Hassfeld daraufhin Religionspädagogik und Gemeindediakonie.

Der frühe Bezug zum Glaube komme nicht von ungefähr: „Wir sind tatsächlich eine sehr religiöse Familie. Meine beiden Tanten sind Pfarrerinnen und ich seit den Kindergottesdiensten mit dabei.“

Aus eigener Erfahrung wisse sie daher, wie wichtig es sei, Jugendliche nicht „nur“ in den Gottesdienst mit einzubeziehen, sondern sie zu einem aktiven Teil und sogar zu Mitgestaltern zu machen. Diese Vorgehensweise gehört ebenso zum frischen Stil Johanna Hassfelds wie die Nähe zu jungen Menschen und der Wunsch, Glauben so zu vermitteln, dass Kinder und Jugendliche ihn individuell für sich und auf ihr aktuelles Leben anwenden können. „Kinder sollten sich durch Gott selbst kennenlernen können“, betont Hassfeld wiederholt.

Altersgerechte Gestaltung

Weitere Facetten ihres ganz persönlichen Stils seien viel Kreativität, gute Laune und Offenheit. „Auch Gott ist offen. Er liebt alle Menschen – egal wen oder wie sie lieben.“ All das versuche sie stets in ihre Arbeit mit jungen Christen einfließen zu lassen. Dazu gehöre zudem altersgerechtes Beten, die Möglichkeit, sich in Gottesdienste einzubringen und auch moderne Hilfsmittel zu verwenden, um für den Glauben zu begeistern. „Es ist mir wichtig, sie wirklich zu erreichen.“ In einem der zurückliegenden Jugendgottesdienste seien daher sogar die Smartphones der Kirchenbesucher zum Einsatz gekommen – um per App eine „Wordcloud“ zu erzeugen. Diese „Wolke aus Wörter“ – je nachdem, wie häufig sie von den Gottesdienstbesuchern über das Handy eingegeben wurden, mal größer oder kleiner dargestellt – habe alle begeistert.

So gestaltet Johanna Hassfeld die Familien- und Jugendgottesdienste auf eine ganz persönliche Art und Weise. Erntedank mit den Kindergärten sei zum Beispiel von einem Theateranspiel eröffnet worden. „Das weckt die Neugier der Kleinen.“ Hassfeld passt sich auf diese Weise den Bedürfnissen der jungen Gläubigen an.

Freizeit in Schweden

Aktuell laufen auch die Planungen zur Jugendfreizeit für 13- bis 17-Jährige. Zehn bis zwölf Tage geht es ins Ausland – nach Schweden. Zusammen mit Hassfelds Amtskollege Jascha Richter und Ehrenamtlichen der Gemeinde bezieht die Reisegruppe dann im Sommer ein Haus am See. Geplant sind Ausflüge, Paddeln im Kanu, kreative Workshops und vieles mehr – auch hier gilt: Altersgerecht soll es sein. Für die Konfirmanden steht zuvor im März ein Vorbereitungswochenende an. Diese Tage müssten gut organisiert werden. „Anmeldung, Tagesprogramm und Themen für die Mittwochstreffs bis dahin liegen derzeit auf dem Tisch.“

Viel zu tun also, zumal Hassfeld mit Kantor Samuel Cho und den Pfarrern Michael Dahlinger und Johannes Heck weitere Aufgabenbereiche in Kirchengemeinde und -bezirk bearbeitet. Dass ihr die Arbeit – trotz sicherlich vorhandenem Stress – Spaß macht, ist allerdings sehr offensichtlich.

Redaktion

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