Geschäftsleben

Hockenheimer Firma Cornelius will Kulturgut der Pfälzer Leberwurst bewahren

Die in Hockenheim ansässige Firma Cornelius informiert über die Entwicklung des mittelständischen Familienunternehmens und Herausforderungen der Fleischbranche.

Von 
Melanie Wernz
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Die Pfälzer Leberwurst ist der Verkaufsschlager der Firma Cornelius aus Hockenheim. © Cornelius GmbH

Hockenheim. „Es ist unsere vordringlichste Aufgabe, die Wurstkultur, für die nicht allein die Pfälzer Spezialitäten stehen, zu sichern, zu pflegen und zukunftsfit zu machen“, sagt Peter Cornelius. Seit 2002 ist er Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens mit Sitz in Hockenheim, das zu den führenden Herstellern von Pfälzer Wurstspezialitäten in Deutschland zählt. Beim diesjährigen Tischgespräch mit Pressevertretern in der „Restobar SUX“ in Speyer spricht der Unternehmer über die Entwicklung seiner Firma, Herausforderungen der Branche und stellt Forderungen an die Politik.

Nach einem Sekt zur Begrüßung bittet Peter Cornelius die Gäste an die gedeckte Tafel, die mit Neuheiten aus dem Sortiment geschmückt ist. Leberwurst in Hotelgröße, die ungekühlt lagerfähig ist, ergänzt das Produktangebot der Firma. Gepökelte Rinderzunge – ebenfalls neu im Sortiment – wird als Hauptgang serviert. Bevor es an die Verkostung geht, spricht der Geschäftsführer über die aktuellen Entwicklungen seines mittelständischen Unternehmens.

Der Wursthersteller Cornelius verzeichnet einen Zuwachs von 6,7 Prozent

Das Sortiment an Pfälzer Wurstspezialitäten hat im Jahr 2024 einen Umsatz von 9,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Zuwachs von 6,7 Prozent, erklärt Cornelius. Das Jahr 2025 präsentiere sich stabil mit leichtem Wachstum. Alles in allem befände sich die Hockenheimer Firma, die 35 Mitarbeiter hat, in einer komfortablen Lage. Die zehn Millionen Euro Umsatz werde man in diesem Jahr zwar nicht knacken, aber die Menge stabil zu halten, sei ohnehin wichtiger, sagt der Chef. Mit der Produktion in kleinen Chargen bleibt der Unternehmer in dritter Generation seinen Vorfahren und der Familientradition treu.

Tradition und Regionalität werden bei Cornelius großgeschrieben. Top-Seller ist nach wie vor die Pfälzer Leberwurst. Diese wurde um regionaltypische Spezialitäten wie die Pfälzer Bauernblutwurst, die Delikatessleberwurst, Leberrolle, Leberknödel und den Pfälzer Saumagen ergänzt. Das Sortiment ist bundesweit im Lebensmittelhandel und in Discountern erhältlich. In Kooperation mit der „Rewe Group“ vermarktet Cornelius unter dem Aktionstitel „Landbauern Schweine“ ausgewählte Spezialitäten aus seinem Sortiment exklusiv.

Veränderungen im Konsumverhalten sind eine Herausforderung für die Fleischbranche

Um wettbewerbsfähig zu bleiben und sich noch besser aufzustellen, aktualisiert Cornelius seinen Markenauftritt. „Marketing hat für uns einen hohen Stellenwert. Kommunikation über alle relevanten Kanäle ist für uns nicht nur Selbstzweck. Wir wollen den Verbraucher hin zu einem qualitätsorientierten Konsum lenken, der langfristig der Branche wie der Gesellschaft nur von Vorteil sein wird“, sagt Peter Cornelius.

Die drastischen Veränderungen im jährlichen Pro-Kopf-Fleischkonsum seien eine Herausforderung für die gesamte Wurst- und Schinkenbranche, die als größte Branche in der Ernährungskette einen Jahresumsatz von 22 Milliarden Euro verzeichnet. In Deutschland lag der Fleischkonsum pro Kopf im Jahr 2019 bei 58,5 Kilogramm. 2024 aß ein Bürger durchschnittlich 53,2 Kilogramm Fleisch.

Geschäftsführer Peter Cornelius beim Tischgespräch in der „Restobar SUX“ in Speyer. © Melanie Wernz

Der Trend geht zwar vermehrt zu vegetarischen und veganen Produkten, allerdings bleibt Cornelius seiner Tradition treu und springt nicht auf diesen Zug mit auf. Peter Cornelius sagt dazu: „Ersatzprodukte haben eine marginale Bedeutung und werden den klassischen Markt nie ersetzen.“ Die Firma versucht mit anderen Maßnahmen gegenzusteuern. Im ersten Quartal des Jahres 2026 soll erstmals ein Onlineshop eingeführt werden. Das gesamte Sortiment von Cornelius kann dann bundesweit im Internet bestellt werden.

Generell blickt Peter Cornelius positiv in die Zukunft. Sein Unternehmen sieht er auch noch für die nächsten zehn bis 15 Jahre marktfähig. Bei After-Work-Events und Food-Festivals will die Firma zeigen, dass Fleisch auch anders geht. Anstelle des langweiligen Wurstbrots bietet das Team einzigartige Kreationen und Kombinationen mit dem hauseigenen Sortiment an. Beispielsweise wird die Leberrolle als Salat zubereitet und man arbeite an einer in japanischem Panko-Mehl panierten Rinderzunge, verrät Peter Cornelius.

Über das Unternehmen

  • Die Cornelius GmbH mit Sitz in Hockenheim gehört zu den führenden Herstellern von Pfälzer Wurstspezialitäten .
  • 2024 lag der Umsatz bei 9,5 Millionen Euro . Im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 6,7 Prozent .
  • Das Jahr 2025 präsentiert sich stabil mit leichtem Wachstum .
  • In dritter Generation setzt Cornelius auf Tradition und Regionalität .
  • 35 Mitarbeiter sind im mittelständischen Unternehmen angestellt.
  • Verkaufsschlager ist die Pfälzer Leberwurst .
  • Neu im Sortiment ist die Rinderzunge .
  • Das Sortiment ist bundesweit im Lebensmittelhandel erhältlich – bald auch im eigenen Onlineshop .

Bürokratie erschwert Unternehmer Peter Cornelius die Arbeit

Trotz des positiven Blicks in die Zukunft hat der Wursthersteller aktuell einige Hürden zu überwinden. „Wir stehen vor vielen Herausforderungen und fordern die Politik auf, entsprechende Maßnahmen zum Schutz und Wohle der Branche zu ergreifen“, sagt Cornelius. Ungerecht behandelt fühlten sich Unternehmen der Fleischbranche mit dem „Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft“, kurz GSA Fleisch, das Werksverträge und Leiharbeit verbiete. „Das ist eine Diskriminierung und Ungleichbehandlung“, findet der Chef des mittelständischen Unternehmens. Er fordert die Freigabe der Leiharbeit.

Weitere Entlastung könne durch die Deckelung des Industriestrompreises sowie durch den Abbau von überbordender Bürokratie erzielt werden. Seit 2019 habe sich der Strompreis von 16 Cent auf 25 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Eine besondere Herausforderung für die Mittelständler, die die Branche prägen, sei zudem die EU-Entwaldungsverordnung. Diese besagt, dass bestimmte Rohstoffe und Produkte nur dann in Umlauf gebracht werden dürfen, wenn die Lieferketten nachweisbar entwaldungsfrei sind. Dazu Peter Cornelius: „Die damit verbundenen Sorgfalts- und Berichtspflichten sind in der Realität nicht umsetzbar.“

„Es geht nur mit uns und nicht ohne uns“

Ein weiteres Problem stellt das deutsche Tierhaltungsgesetz dar. „Verstehen Sie mich nicht falsch, wir sind für Tierwohl, aber es muss ordentlich gemacht werden“, sagt der Geschäftsführer. Die gesamte Branche und somit auch sein Unternehmen seien auf den europäischen Markt angewiesen. Mit den deutschen Vorgaben zur Haltungsstufe der Tiere werden die eigenen Produkte zu teuer und seien damit nicht mehr wettbewerbsfähig, erklärt Cornelius.

Neu im Sortiment des Wurstherstellers Cornelius ist die Rinderzunge. © Cornelius GmbH

Bevor es an die Verkostung geht, betont Peter Cornelius abschließend, dass die Fleischbranche nicht in ihrer Bedeutung wahrgenommen werde und häufig in der Kritik stehe. Allerdings sei es die größte Branche in der Lebensmittelindustrie. „Es geht nur mit uns und nicht ohne uns“, sagt der Chef, dessen Firma sich seit drei Generationen durch Tradition und Regionalität auszeichnet. „Das Kulturgut der Pfälzer Leberwurst muss für die nächste Generation bewahrt werden“, fügt er hinzu.

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