Hockenheim. Die Bühne ist lange dunkel und leer geblieben, das Ensemble sehnte sich nach Publikum und Scheinwerferlicht. Nun ist die Zeit des Darbens für die Theater-Musik-Gruppe am Gauß-Gymnasium endlich vorbei – und der Wiedereinstieg soll opulent werden, kündigt das Regieteam um Anja Kaiser, Dietrich Brinkmann und Karl-Ludwig Matz an. Ein Ensemble von 35 Beteiligten vor und hinter den Kulissen zeigt Carlo Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ am Freitag, 22., und Samstag, 23. Juli, jeweils um 19.30 Uhr in der Stadthalle.
Nach vielen Probenwochenenden in der Schule und einer fünftägigen intensiven Probezeit in der Musikakademie Weikersheim, in der gespielt, getanzt, gesungen, musiziert und der letzte Schliff für die Aufführung erarbeitet wurde, sind die Schüler – die meisten nach gerade bestandenem Abitur – bereit, das Publikum ins Venedig zur Zeit des Karnevals mitzunehmen.
Bühnenerfahrung gesammelt
Wegen der Corona-Pandemie musste die Aufführung mehrmals verschoben werden. Die meisten Akteure haben in den letzten Produktionen „Anatevka“ und „Monopuli“ Bühnenerfahrung erworben und freuen sich nun riesig, ihr Abschlussstück zu zeigen, berichtet das Regietrio im Pressegespräch.
Goldonis Komödie spielt zu der Zeit, in der Venedig am lebendigsten ist: im Karneval. Die Menschen ziehen in farbenprächtigen, fantasievollen Kostümen durch die Gassen der Lagunenstadt. Überall ertönt Musik, die Tarantella, der für die Venezianer typische Tanz, wird gespielt. Straßenkünstler, Zauberer und Artisten zeigen ihre Kunststücke.
Das scheint der ideale Zeitpunkt zu sein, um eine lang geplante Hochzeit zu besiegeln und zu feiern. Rosaura, die Tochter des Kaufmanns Pandolfo, und Silvio, der Sohn des Advokaten Dr. Lombardi, wollen sich endlich das Jawort geben. Dies ist allerdings nur möglich, weil der Turiner Federigo Rasponi, dem Rosaura vertraglich versprochen war, bei einem Degengefecht in seiner Heimatstadt tödlich verletzt worden sein soll.
Totgeglaubter sehr lebendig
Die Überraschung und das Entsetzen sind allerdings groß, als der Totgeglaubte sehr lebendig vor der Tür steht und sein Recht auf Rosaura einfordert. Eine turbulente Verwechslungsgeschichte beginnt mit vertauschten Briefen, heftigen Drohgebärden, mit gebrochenen Herzen und einem pfiffigen Diener, der für weitere Verwirrungen sorgt, weil er aufgrund seiner finanziellen Situation und dem dauernden Hunger nach Essbarem zwei Herren gleichzeitig dienen muss, die zudem nichts von einander wissen dürfen.
„Der Diener zweier Herren“ gehört zu den bekanntesten Stücken der Commedia dell’arte und ist Goldonis meistgespielte Komödie. Die Gaußschüler waren bei der Vorstellung des Textes schnell Feuer und Flamme, berichten Kaiser, Brinkmann und Matz.
Die Kombination von Situationskomik und liebevoller Herzlichkeit begeisterte sie. Die Inszenierung – die Zeit des Lockdowns wurde für die Textbearbeitung genutzt – betont den Witz, die Ironie und die dennoch sympathischen Eigenarten der Figuren, die in schnellem Schlagabtausch das Geschehen auf die Spitze treiben.
„Wir haben ganz viel fetzige italienische Hits eingebaut – von der Oper bis zum Schlager“, schwärmt Karl-Ludwig Matz vom musikalischen Teil, in dem auch Zirkusklänge eingearbeitet sind. „Es wird ein Stück zum Zurücklehnen und Genießen, etwas für Auge und Ohr“, verspricht Anja Kaiser, die auch nach Übernahme der Schulleitung die Arbeit mit der Theater-Musik-Gruppe fortgesetzt hat und wie ihre Kollegen den Einsatz der Schüler lobt, die die Probearbeit parallel zur Abivorbereitung durchgezogen haben.
Das Regieteam kann sich einmal mehr auf mannigfaltige Unterstützung verlassen. Ins Auge fällt zunächst das prächtige Bühnenbild, von Raimund Becker und Thomas Bastl entworfen, in tagelanger Arbeit von Simon Strassner und Rainer Sauer in ihrer Freizeit gefertigt und von Beate Wild farblich ausgestaltet wurde.
Licht und Ton in Profihand
Die musikalische Leitung liegt wie bei den letzten Aufführungen in den bewährten Händen von Bernhard Sommer. Silke Aschbacher und Carolina Münch sorgten für abwechslungsreiche Choreographien und tänzerische Qualität. Für Zauberei und Artistik zeichnen Felix von Mel und seine Partnerin verantwortlich.
Die Lichtinstallationen von „Pendeloque“ tauchen den Saal in die richtige Atmosphäre, und Sascha Birkenstock ist wie immer für den klaren Ton zuständig. Acht Musiker aus dem Musikkurs von Bernhard Sommer sorgen für den passenden Sound bei der Komödie.
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