HÖP

Hockenheimer Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt: Renaturierung für die Zukunft

Die Umgestaltung des Kriegbachs befähigt das Areal, der zunehmenden Hitze und Trockenheit standzuhalten.

Von 
Andreas Wühler
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Die in den Bach eingelassenen Hindernisse ändern die Strö-mungsgeschwindigkeit und schaffen Lebensbereiche für Tiere. © Heidenreich

Hockenheim. Der Sommer war zu heiß und zu trocken, brachte den Kraichbach und in der Folge den Kriegbach fast zum Versiegen und hat gezeigt, dass das HÖP lebt. 2020 wurde das Hockenheimer Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt (HÖP) fertiggestellt.

Der renaturierte Bach wurde mit Hindernissen bestückt, die seinen Lauf mal beschleunigen, mal abbremsen und für die zahlreichen Bewohner im und am Wasser unterschiedliche Lebensräume schaffen. Und es wurden reichlich Bäume und Sträucher gepflanzt, die in den vergangenen zwei Vegetationsperioden zu ansehnlichen Pflanzen herangewachsen sind, denen weder Hitze noch Trockenheit schaden konnten.

Hier steht ein radikaler Rückschnitt des Grüns an, der wieder Platz am Uferbereich für andere Pflanzen und Tiere schafft. © Heidenreich

Die Lebendigkeit des zwischen 2016 und 2020 für gut 16 Millionen Euro auf 800 Meter Länge angelegten Geländes längst des Kraichbachs zeigt sich für den Biologen Uwe Heidenreich auch in den zahlreichen abgestorbenen, vertrockneten Erlen.

Hockenheimer Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt: Es richtet sich von selbst

Diese Bäume sind dem Bachverlauf folgend angepflanzt worden – nur wenige haben die Trockenheit überlebt. Für den Biologen war die Ansiedlung der Bäume ebenso ein Fehler wie die Wahl der Standorte. Denn dort, wo der Baum wild aufwächst, an den von der Natur begünstigten Standorten, hat er überlebt, wächst und gedeiht. Zwar gehört die Pflanze dennoch nicht an den Bachlauf, so Heidenreich, doch habe sie gezeigt, dass die Natur es richtet.

Wenn der Biologe den Blick auf das wuchernde Grün am Bach richtet, dann findet er „vieles richtig gemacht“. Gerade nach dem Sommer 2020, als der Kriegbach mehrmals trocken fiel, lobt er das Regierungspräsidium Karlsruhe für dessen Handeln in diesem Fall, als zwischen den beiden Flussläufen eine Balance gefunden wurde, die jedem das Überleben sicherte – und die am Kraichbach dafür sorgte, dass trotz der Hitze das Grün am Wasserlauf üppig wucherte. Trotzdem, so seine Warnung mit Blick auf den Klimawandel, an das Trockenfallen von Wasserläufen werde man sich gewöhnen müssen. Weshalb Heidenreich am neu gestalteten HÖP-Bereich sichtlich seine Freude hat.

Der Pflanzenbewuchs längs des Kraichbachs hat sich auf dem Gelände des Hochwasserschutz- und Ökologieprojektes (HÖP) inmitten Hockenheims gut entwickelt. © Heidenreich

Demnächst stünden die ersten radikalen Rückschnitte an, betont er und verweist auf die Notwendigkeit, mit pflegerischen Maßnahmen regulierend ins natürliche Wachstum der Pflanzen einzugreifen. Denn durch diese Eingriffe werde der Artenreichtum entlang des Kraichbachs langfristig gesichert. Als Beispiel nennt er den Eisvogel, der im ersten Jahr ständiger Gast am Kraichbach war, der sich nun im HÖP-Gelände aber kaum mehr blicken lässt. „Er mag luftige Pflanzen“, betont Heidenreich, Verbuschungen seien nicht sein Ding. Werder das Grün am Bachlauf zurückgeschnitten, werde auch der Eisvogel zurückkehren.

Hockenheimer Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt: Verschlammung eindämmen

Ein anderes Problem ist die Verschlammung, lenkt der Biologe den Blick auf die Böschung. Fische und Libellen würden unter dem Feinschlamm leiden, den es einzudämmen gelte. Beim weiteren Gang den Bachlauf hinauf lobte er die geringere Frequenz der Mahd, „hier wurde mehr Flexibilität bewiesen“. Davon hätten manche Pflanzen profitiert, die ansonsten der Sense zum Opfer gefallen wären. Schön zu sehen ist für ihn auch das prächtige Wachstum der Silberweiden, die wiederum dem Teichhuhn Verstecke und damit Nistmöglichkeiten gewähren.

Bewährt habe sich die Kiesinsel, die der Barbe beste Bedingungen verschaffe und die mittlerweile mit einem dichten Pflanzenbewuchs bedeckt ist. Direkt daneben will er das Ufer radikal vom Bewuchs befreien, damit der Lehmboden wieder zum Vorschein kommt. Dieser dient den Schwalben als Baumaterial für ihre Nester – auch sie haben sich aktuell zwar rar gemacht, werden aber zurückkommen, wenn der Lehm wieder zugänglich sei, so der Biologe dazu.

Keine Frage, für den Biologen ist das HÖP-Gelände ein voller Erfolg. Fauna und Flora hätten sich in diesem Bereich prächtig entwickelt und auch das Verhältnis zwischen der Natur und dem Menschen habe sich hier zum Positiven gewandelt. Wo anfänglich ein gesperrter Weg noch für Irritationen sorgte, seien Normalität eingekehrt und der „Badestrand“ sei von den wuchernden Pflanzen eingedämmt worden. Kurzum in einer „sehr guten Zusammenarbeit“, sei es Regierungspräsidium, Stadt und Naturschützern gelungen, ein Vorzeigeprojekt mit Leben zu füllen.

Und wenn nun die ersten Pflegemaßnahmen anstehen, da ist sich Heidenreich sicher, wird auch der Eisvogel wieder Gast in der Stadtmitte sein und die HÖP-Besucher verzücken.

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