Kultur

Hockenheimer Künstlerin zeigt ihre Werke auswärts

Die Malereien von Dr. Blanka Mandel aus Hockenheim unter dem Titel „Der Traum vom Paradies“ im Kulturzentrum Palatin Wiesloch zu sehen.

Von 
Maria Herlo
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Künstlerin Dr. med. Blanka Mandel vor einer ihrer Arbeiten © Picasa

Hockenheim. Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur ist seit jeher ein zentrales Thema der Kunst. Im biblischen Garten Eden herrschte einst Harmonie, doch mit dem Sündenfall begann eine Geschichte von Entfremdung und Sehnsucht. Seitdem gilt das Paradies als Inbegriff eines idealen Zustands – als mythischer Ort, den wir verloren haben und dennoch immer wieder suchen. „Der Traum vom Paradies“ lautet auch der Titel der aktuellen Ausstellung im Kleinen Foyer des Kulturzentrums Palatin Wiesloch. Etwa 20 Bilder aus unterschiedlichen Schaffensphasen geben einen eindrucksvollen Einblick in das künstlerische Universum der Hockenheimer Künstlerin Dr. Blanka Mandel – komplex, vielschichtig und voller Kontraste. Sie macht sichtbar, dass hinter ihrer Malerei nicht nur ein einzigartiger Farbsinn steckt, sondern auch eine Vielfalt von Ideen und Ausdrucksformen.

Und der Titel ist Programm: In aufwendiger Spachteltechnik, mehrschichtig mit qualitativ hochwertigen Acryl- und Ölfarben gemalt, hat die Künstlerin ihre Sehnsüchte, Erlebnisse und ihre persönliche Vorstellung vom Paradies dargestellt. Darauf verwies Kunstkritikerin Alessia Tardivo in ihrer Einführung, nachdem Matthias Eckstein, Geschäftsführer des Tagungshotels und Kulturzentrums, die Künstlerin sowie die Gäste zur Ausstellungseröffnung willkommen hieß. „Die ausgestellten Werke laden zu einer tiefgründigen Reise in das Bild des Paradieses ein – ein Sujet, das nicht nur in religiösen Erzählungen, sondern auch in der abendländischen Kunsttradition des Öfteren als makelloser Zustand vor dem Sündenfall gedeutet und als solcher repräsentiert wird“, sagte sie. „Hier jedoch nicht als endgültig verlorenes Ideal, sondern als Möglichkeit der Rückkehr, der Heilung und des Ausbruchs.“

Beziehung der Menschen untereinander und zur Natur im Blick

Damit realisiert Mandel eine neue Interpretation des Paradieses. Ihre Arbeiten fordern auf, uns auf eine Begegnung mit der Natur einzulassen, die uns aus den Zwängen des Alltags befreit. Die Künstlerin, so Tardivo, begreife das Paradies nicht als unerreichbares Ziel, „sondern als möglichen Zustand jenseits des Alltäglichen (…). Es ist ein Paradies der Nähe und der Stille – ein Paradies, das nicht vergangen ist, sondern in uns wartet, in der Beziehung zum Anderen, in der Rückkehr zu den elementaren Kräften der Natur und der eigenen Wahrnehmung“.

„Lichtblick“ nennt die Künstlerin diese Arbeit, Acryl auf Holz © Picasa

Diese Neuinterpretation des Sündenfalls und des damit einhergehenden Verlustes des Paradieses macht die Kunstkritikerin am eindrucksvollen Werk „Adam und Eva“ deutlich. Mandel zeigt Adam und Eva nicht als Figuren, die im Moment des Sündenfalls verharren, sondern als einander zugewandte, innig verbundene Wesen. In „Die Brücke“ stellt die Künstlerin die Idee des Paradieses ebenfalls auf einzigartige Weise dar. Während in „Adam und Eva“ die Beziehung zwischen den Menschen im Mittelpunkt steht, thematisiert „Die Brücke“ die Beziehung zwischen Mensch und unberührter Natur. Die Brücke ist nicht nur ein architektonisches Element, sondern auch eine Metapher für Übergänge – zwischen Welten, Zuständen und Zeiten. Sie führt uns aus der hektischen Gegenwart in einen Raum der Stille und Besinnung.

In Werken wie „Begegnung“ betonte die Kunstkritikerin die mythische und spirituelle Dimension, die der Paradiesvorstellung innewohnt. „Das Bild zeigt eine Szenerie, die fast einem inneren Traum entsprungen scheint“, so Alessia Tardivo, „ein türkisblau schimmernder Wasserlauf, flankiert von einer üppigen, fast überirdisch anmutenden Vegetation, zieht sich durch das Bild. Das Licht im Hintergrund, das wie ein Regenbogen erscheint, verstärkt die atmosphärische Wirkung des Werkes.“ Mandels Bilder seien, so Tardivo weiter, „ein Appell an unsere Fähigkeit zur Entschleunigung und zur Rückkehr zu einem Zustand der Achtsamkeit und des inneren Friedens“.

Märchenhaftes Schwelgen in mythischen Zeiten

Wer durch die Ausstellung geht, begegnet dem Traum vom Paradies in vielfältigen Landschaftsdarstellungen: Eigenwillige Bäume und Blumen, idyllische Wasserläufe, Himmel, Gras, Wolken und Vögel bevölkern die klein- oder großformatigen Gemälde. In leuchtenden Farben, im Spiel von Licht und Schatten schafft die Künstlerin Stimmungen von großer Intensität. Auch Märchen, Erinnerungen und persönliche Erfahrungen fließen in ihre Arbeiten ein. So etwa in der Werkreihe „Zauberwald“, die den träumerischen Blick zurücklenkt auf eine Vergangenheit, in der wir den Märchen aus unseren Kindertagen begegnen. Sie lässt den Betrachter die mythischen Zustände einer fernen Zeit nachempfinden, in der alles möglich war, in der die Naturgesetze aufgehoben sind und das Magische das Sagen hat.

Das Besondere an dieser Ausstellung ist nicht nur die gestalterische Vielfalt, sondern ihre stille Kraft. Mandels Bilder bringen, rein intuitiv, Wünsche, Visionen, Emotionen zum Ausdruck, wo manchmal auch Dunkles durchscheint, letztlich aber strahlen alle eine positive, lebensbejahende Haltung aus, zugleich öffnen sie den Betrachtern Raum für eigene Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte.

Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis Sonntag, 31. August, während der regulären Öffnungszeiten des Hotels Palatin zu besichtigen.

Freie Autorin

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